Erding:Knapp und teuer

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Der Durchschnittswert für Baugrund liegt bei 260 Euro pro Quadratmeter. In der Spitze wird diese Zahl aber weit überschritten. "Die Bodenwerte werden mäßig, aber regelmäßig steigen", prognostiziert das Erdinger Landratsamt

Von Josef Saller

Auch Baugenossenschaften fällt es immer schwerer, günstige Wohnungen wie hier an der Ecke Ecke Beethoven-/Johann-Sebastian-Bach-Straße anzubieten. (Foto: Bauersachs)

Die Zinsen der Banken: verschwindend. Aktien: unsicher. Anleihen und Fonds: unübersichtlich und schwer verständlich. Sogar der sicherste Hafen der vergangenen Jahrzehnte für Investoren jeder Art, Gold, ist keine Garantie mehr für Preisstabilität. Was bleibt, sind Sachwerte, bevorzugt Immobilien und Grundstücke. Doch wo die Nachfrage groß und das Angebot begrenzt ist, dort steigen die Preise - auch im Erdinger Landkreis.

Die Preise für Baugrund liegen dort nicht nur deutlich über dem bayernweiten Durchschnitt von 225 Euro je Quadratmeter, die Tendenz geht darüber hinaus nach oben. Das zeigen Daten, die das Landratsamt Erding veröffentlicht hat. "In keiner Gemeinde ergaben sich niedrigere Werte als 2010", sagt Christina Centner, Pressesprecherin des Landratsamtes. Alle zwei Jahre gibt die Behörde die Bodenrichtwerte des Landkreises bekannt. Der Durchschnittswert liegt bei rund 260 Euro für den Quadratmeter, in der Spitze wird diese Zahl jedoch bei weitem überschritten.

Spitzenreiter ist der Erdinger Stadtteil Klettham mit einem Bodenrichtwert für ein durchschnittlich genutztes Wohnbaugrundstück von 660 Euro. Das entspricht einer Steigerung von 180 Euro - mehr als einem Drittel - innerhalb von lediglich zwei Jahren. Prinzipiell stechen die Werte in den Erdinger Stadtteilen in Relation zum restlichen Landkreis deutlich heraus, die Unterschiede innerhalb der Stadt sind allerdings ebenso enorm. In Fuchsberg etwa zahlt man für Baugrund mit 320 Euro nicht einmal die Hälfte des Quadratmeterpreises von Klettham.

Gleichermaßen kann man innerhalb des Landkreises einen deutlichen Trend erkennen. In vielen Gemeinden im Süden und Westen muss man deutlich tiefer in die Tasche greifen, als das beispielsweise in kleineren, östlich gelegenen Ortschaften wie Suldig und Wambach der Fall ist; dort kann man Bauland noch für 100 Euro je Quadratmeter erwerben. In Moosinning, Oberding und Pastetten muss man bereits 300 Euro für den Quadratmeter berappen, in Finsing, Forstern und Wörth gar 360 Euro. Die geografische Nähe der Regionen zum Münchener Flughafen und zur Landeshauptstadt selbst spielt dabei eine zentrale Rolle.

Dass der Kauf von Bauland in Oberbayern ist kein günstiges Vergnügen ist, ist allseits bekannt. Der eklatante Unterschied innerhalb Bayerns weiß dennoch zu überraschen. 462 Euro bezahlte man 2012 in Oberbayern für einen Quadratmeter baureifes Land, wie aus Zahlen des Bayerischen Landesamts für Statistik und Datenverarbeitung hervorgeht. Ein großer Faktor in der ganzen Rechnung ist freilich München.

Exkludiert man die bayerische Landeshauptstadt aus der Aufstellung, reduziert sich der Quadratmeterpreis im Regierungsbezirk zwar auf 270 Euro, der Wert liegt jedoch immer noch weit über jenem des ersten Verfolgers. Das ist Mittelfranken, das trotz der Städteregion Nürnberg mit mehr als 750 000 Einwohnern, mit gehörigem Sicherheitsabstand und einem Quadratmeterpreis von 167 Euro auf Platz zwei.

Ein Ende der steigenden Preise für Baugrund ist indes nicht in Sicht. "In der Region werden die Bodenwerte mäßig, aber regelmäßig steigen", prognostiziert Christina Centner. Angesichts der aktuellen Preislage ist mäßiges Ansteigen vieles, jedoch kein Grund zur Entwarnung, wie auch Herbert Lindmayer, Vorstandsvorsitzender der Baugenossenschaft Erding, meint. "Wir können nur bauen und die Wohnungen dann zu einem vertretbaren Preis anbieten, wenn wir Grundstücke von der Stadt zugeteilt bekommen." Sonst müssten auch sie Mietpreise von zwölf bis 14 Euro für den Quadratmeter verlangen. Der immer knapper werdende Wohnraum in München, so Lindmayer, wird zunehmend auch zum Problem für den Außenbereich, da in die umliegenden Landkreise gedrängt werde - auch nach Erding.

© SZ vom 04.09.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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