Erding:Kinder vom Land sind bessere Radfahrer

Bevor Grundschulkinder mit dem Rad zur Schule fahren dürfen, müssen sie in der vierten Klasse eine Fahrradprüfung absolvieren: Bei manchen hapert es bisweilen mit der Motorik

Alisa Schmitz

Erding: Stopp-Schilder, Einbahnstraßen und Rechts vor Links: Das schwierigste für die Schüler ist jedoch das Linksabbiegen, da dort am meisten beachtet werden muss. Aber solange es allen Spaß macht, fällt das Lernen auch nicht schwer.

Stopp-Schilder, Einbahnstraßen und Rechts vor Links: Das schwierigste für die Schüler ist jedoch das Linksabbiegen, da dort am meisten beachtet werden muss. Aber solange es allen Spaß macht, fällt das Lernen auch nicht schwer.

(Foto: Renate Schmidt)

ErdingWenn die ersten Sonnenstrahlen kommen, lockt es die meisten Leute wieder aufs Radl. Vor allem Kinder genießen die Bewegung an der frischen Luft und freuen sich auf die ersten Fahrversuche. Deshalb sind die Übungsstunden, wie sie von der Polizei in Erding angeboten werden, zur Verpflichtung für Schulen geworden. Susanne Roth und Nadine Schwarz sind in den nächsten Wochen jeden Tag auf dem Fahrradübungsplatz am Stadion in Erding.

Dort zeigen sie Viertklässlern den richtigen Umgang mit dem Fahrrad und dem Straßenverkehr. "Wir bereiten hier die Kinder auf reale Situationen vor. Zu Beginn müssen aber erst einmal die Verkehrszeichen gelernt werden", erklärt Schwarz. Umringt von den 18 Schülerinnen und Schülern der vierten Klasse aus der Grundschule Ottenhofen stellt sie Fragen zu den Schildern und der Straßenverkehrsordnung. Kinderhände schnellen in die Höhe, alle hören konzentriert auf das, was die zwei Polizistinnen zu sagen haben. "Meist kommen die Kinder hier zum ersten Mal in Kontakt mit der Polizei. Da ist es nicht nur unsere Aufgabe, ihnen das richtige Fahrradfahren beizubringen, sondern auch die Polizei als Freund und Helfer, der wir ja sind, zu präsentieren," erzählt Roth.

Unerlässlich ist allerdings die Vorarbeit. Im Stundenplan der Schulen ist die Verkehrserziehung fest vorgeschrieben. Kontinuierlich sollten deshalb von der ersten bis zur vierte Klasse die Regeln des Straßenverkehrs in den Unterricht mit einbezogen werden. "Aber das Fahrradfahren haben die meisten Schüler schon zu Hause gelernt. Das ist auch äußerst wichtig. Die Kinder müssen schon fahren können, damit der Rest wie Handzeichen und umschauen überhaupt gelernt werden kann", sagt Schwarz.

Wobei die Motorik der Schüler in den letzten Jahren zurück gegangen sei. Es falle den Schülerinnen und Schülern immer schwerer, eine Hand vom Lenker zu lösen um das Abbiegen anzuzeigen und dabei auch noch den Gegenverkehr zu beachten. "Wir bemerken sofort, ob die Kinder in der Stadt leben oder von ländlichen Gebieten kommen. Auf dem Land können die Kinder meist besser Fahrrad fahren, weil sie es auch gewohnt sind", erklärt Roth. In der Stadt hingegen würden die Kinder oft von ihren Eltern zu Freunden oder in die Schule gefahren werden.

Der Grund dafür liegt aber nicht nur bei den besorgten Eltern. Die Kinder müssen ein gewisses Alter haben, um die Regeln des Straßenverkehrs überhaupt begreifen und umsetzen zu können. Deshalb gibt es in ganz Bayern die Regelung, dass Kinder vor der Fahrprüfung in der vierten Klasse nicht mit dem Rad in die Schule fahren dürfen. "Es gibt kein richtiges Verbot, aber die Grundschulen sprechen in aller Regel eine Empfehlung an die Eltern aus.

Das hängt nicht nur mit dem Verständnis zusammen, auch ist die Körpergröße ausschlaggebend, um den Straßenverkehr überhaupt überblicken zu können", erklärt Manfred Raubold, Vorsitzender der Kreisverkehrswacht in Erding. Nach drei praktischen Übungsstunden findet in der vierten die Prüfung statt. Nachdem die Kinder eine vorgebene Strecke alleine abfahren müssen, dürfen sie in den anschließenden zehn Minuten frei herumfahren - unter der Einhaltung der Verkehrsregeln natürlich. Sollte ein Schüler mal durchfallen, ist das auch kein Problem. " 99 Prozent der Schüler bestehen immer. Für den kleinen Rest gibt es dann eine Nachprüfung. Bis jetzt haben aber immer alle Schüler am Ende ihren Pass, ihre Urkunde und ihren Wimpel bekommen", beruhigt Schwarzer.

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