Erding:Kein schlechter Politiker und ein alter Herr

Rösler oder Brüderle? Bei der Erdinger FDP ist man sich nicht einig in der Frage, wer der bessere Mann an der Spitze wäre

Mathias Weber und Hannah Hilligardt

Erding: Wahlen ließen sich wohl besser mit Rainer Brüderle gewinnen, sagt der Kreisvorsitzende Rupert Lanzinger (rechts), hier bei einem Besuch des bayerischen Wirtschaftsministers Martin Zeil (links) in  Erding, in der Mitte Peter Utz

Wahlen ließen sich wohl besser mit Rainer Brüderle gewinnen, sagt der Kreisvorsitzende Rupert Lanzinger (rechts), hier bei einem Besuch des bayerischen Wirtschaftsministers Martin Zeil (links) in  Erding, in der Mitte Peter Utz

(Foto: Renate Schmidt)

Es sind schwere Zeiten für eine der ältesten Parteien Deutschlands. Die FDP befindet sich nicht nur in einem Umfrage- sondern auch ein einem Stimmungstief. Nicht nur das verhaltene Echo auf die Rede des Parteivorsitzenden Phillip Rösler beim Dreikönigstreffen am vergangen Samstag in Stuttgart lässt darauf schließen. Auch bei den Parteianhängern im Landkreis Erding ist von Aufbruchstimmung wenig zu spüren. Die Stimmung ist nicht gut bei den Funktionsträgern der Erdinger FDP. Aber einen Abgesang auf die Liberalen will auch niemand herbeireden.

Die Kritik am Auftritt Röslers in Stuttgart will der Erdinger FDP-Kreisvorsitzende Rupert Lanzinger nicht teilen. Er sagt, Rösler gehöre zwar nicht zu den findigsten Rednern. "Aber er hat sich nicht so schlecht aus der Affäre gezogen, er hat die Kritik an ihm gut gekontert." Den Parteichef kennt Lanzinger nicht persönlich, aber so richtig überzeugt von ihm ist auch er nicht: "Er ist keiner, an dem man sich reiben kann, das geht der FDP vielleicht ab." Ein Rainer Brüderle wäre da schon besser für die Partei, glaubt er. "So einer könnte auch wieder Wahlen gewinnen." Auf den allgemeinen Zustand der Partei angesprochen, muss Gastronom Lanzinger erst einmal tief durchatmen. "An schlechten Umfragewerten ist nie jemand alleine schuld. Die FDP hat gute Ansätze und Themen, bringt das aber nicht richtig rüber - das ärgert mich."

Ein sehr guter Bundespräsident, und die Abschaffung der Praxisgebühr - nur zwei positive Beispiele, die zeigen, dass Rösler gar keine so schlechte Politik mache, wie gerne behauptete werde. Das sagt der Erdinger FDP-Stadtrat Jakob Mittermaier: "Schimpfen kann man eigentlich nicht." Die Diskussion um Rösler? "Stimmungsmache". Rainer Brüderle? "Ein alter Herr". Mittermaier, der erst vor wenigen Tagen als neuer FDP-Stadtrat vereidigt wurde, ist Optimist. Er glaubt, dass die Partei es wieder in den bayerischen Landtag schafft.

Johann Bauer ist Schatzmeister und langjähriges Mitglied der FDP in Erding. Auch er gibt auf die Umfragewerte nichts. Was die Personalien angeht, solle man Ruhe bewahren und sich nicht gegenseitig zerfleischen. Er spricht von "klaren Erfolgen" Röslers und "Vertrauen", das in ihn gesetzt würde. Ganz uneingeschränkt wohl aber nicht, denn vielleicht sollte man, wie Bauer meint, " die Führung verbreitern und Rainer Brüderle mit hinzuzuholen".

Ein Vorschlag, den sich Gabriele Blechinger, seit Ende 2012 stellvertretende Kreisvorsitzende der Erdinger Liberalen, nicht herausnehmen möchte. Obwohl nicht jeder mit Rösler könne, sei an seinen Qualifikationen nicht zu rütteln, Misstrauen stehe ihr nicht zu. Ihrer Ansicht nach, bemühe man sich durchaus, die momentanen Querelen zu beheben. Ob die Bemühungen auch Früchte tragen? Blechinger ist zuversichtlich. Alles in allem sieht sie in der FDP einen Aspekt in der Parteienlandschaft, der unbedingt nötig sei. Ob diese Ansicht im Wahljahr 2013 von genügend Wählern geteilt wird, muss sich zeigen. In Erding sei die Stimmung bei den Liberalen jedenfalls "zuversichtlich und engagiert".

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