Erding:Kein freies Kissen mehr

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Der massiv wachsende Tourismus bringt die Erdinger Hotellerie an ihre Kapazitätgrenze, neue Gästehäuser sind in Planung. Hauptattraktion ist und bleibt - die Therme

Florian Tempel

ErdingEs ist nicht so, dass Erdings Bürgermeister Max Gotz (CSU) die Daten des Statistischen Landesamtes in Zweifel ziehen würde. Dennoch schien es ihm schier "unglaublich", dass im vergangenen Jahr in seiner Stadt 327 514 Übernachtungen verzeichnet worden sind. Das waren 25 000 Übernachtungen und damit 8,3 Prozent mehr als im Vorjahr, 90 000 mehr als vor zwei Jahren und deutlich mehr als doppelt so viele wie vor sieben Jahren. Der Tourismus-Boom in Erding, sagte Gotz bei einer eigens einberufenen Pressekonferenz, das sei schon "ein ganz interessantes Thema". Wer würde ihm da widersprechen.

Die Therme Erding beschert der Stadt Erding weiterhin steigende Übernachtungszahlen. (Foto: Peter Bauersachs)

Sicher nicht der Chef des Stadtmarketings, Günther Pech. Der freut sich, fast jeden Monat neue Rekorde bekannt geben zu dürfen. Eine Jahresstatistik macht aber am meisten Spaß. Pech richtete den Blick dabei auf weitere erstaunliche Zahlen. Der Zunahme von über 25 000 Übernachtungen stand eine nur ganz geringfügige Ausweitung der Hotelkapazitäten um gerade mal 27 Betten gegenüber. Dementsprechend stieg die Belegungsquote in den Erdinger Herbergen auf enorm gute 68,1 Prozent.

Ein Spitzenwert wie Vergleiche zeigen: In der Nachbarstadt Freising, in der ähnlich viele Gäste übernachten, kamen die Hotels 2011 nur auf eine Auslastung von 41,6 Prozent, in München betrug die Quote 55,1 Prozent, der landesweite Durchschnitt lag bei 38,2 Prozent. Beim Ranking nach absoluten Übernachtungszahlen belegt Erding in Oberbayern mittlerweile Platz 17 von 263 Orten - knapp hinter so bekannten Kur- und Urlaubsorten wie Grainau und Bad Aibling, aber vor Bad Tölz und Prien am Chiemsee.

Bürgermeister Gotz bewertete das starke Wachstum bei den Übernachtungszahlen "als sehr erfreulich", vor allem, weil "dahinter eine ganz enorme Wirtschaftskraft steckt". Denn nach einer Studie des Deutschen Wirtschaftswissenschaftlichen Instituts für Fremdenverkehr lässt jeder Gast pro Tag mehr als 150 Euro in der Stadt. Das machte aufsummiert 50 Millionen Euro im vergangenen Jahr. Die prosperierende Hotel- und Gaststättenbranche bedeute für Erding auch "Zukunftssicherung bei Ausbildungs- und Arbeitsplätzen und den Steuereinnahmen", betonte Gotz. Wie gut sei es da, dass die Berufsschule Erding ein Gastrozentrum hat, in dem stetig Nachwuchs für die Branche ausgebildet wird.

Dass so viele Menschen nach Erding kommen - im Durchschnitt sind es 900 Übernachtungsgäste pro Tag - verdankt die Stadt vor allem der großen Anziehungskraft der Therme Erding, mit ihren etwa 1,5 Millionen Besuchern 2011. Die Nähe zum Münchner Flughafen, aber auch zur Stadt München sind weiterer Gründe. In der Landeshauptstadt kostet ein Zimmer mit Frühstück etwa ein Drittel mehr als in Erding, sagte Pech. Doch auch abgesehen von "Wellness und Weißbier" sei Erding offensichtlich für Kurzurlauber attraktiv. Gotz verwies auf das Erdinger Herbstfest, das Sinnflutfestival oder etwa Tagungen wie den Landesjägertag 2010, "da kriegt man in Erding kein einziges freies Kissen mehr".

Angesichts der stetigen Steigerungen bei den Übernachtungen sind in Erding Hotelneubauten und Erweiterungen geplant. "Ich hoffe und wünsche, dass die Therme in diesem Jahr mit ihrer Erweiterung zügig voran kommt", sagte Gotz. Auch im Gewerbegebiet Erding-West und in Aufhausen ist eine Ausweitung an Hotelbetten in Planung.

© SZ vom 28.02.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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