Erding:Kaum Immobilien auf der Immobilienmesse

Erding: Am Erdbeerfeld könnte gebaut werden - wenn der Hochwasserschutz nicht wäre

Am Erdbeerfeld könnte gebaut werden - wenn der Hochwasserschutz nicht wäre

(Foto: Renate Schmidt)

So mancher Makler bleibt der Veranstaltung in der Stadthalle am kommenden Wochenende fern: Wegen des knappen Wohnungs- und Häusermarkts in Erding haben viele nichts anzubieten. Andere sehen ihre Chance

Von Sebastian Fischer, Erding

Für zwölf Quadratmeter Messestand an zwei Tagen in der Stadthalle hat Florian Brandhuber etwa 1200 Euro bezahlt. Doch am kommenden Wochenende wird der Immobilienmakler auf diese zwölf Quadratmeter verzichten - und gar nichts ausstellen. "Wir haben einen Platz reserviert", sagt Brandhuber: "Aber wir haben kein Projekt." Er ist nicht der Einzige, dem es so geht: Die zweite Erdinger Immobilienmesse am 17. und 18. Oktober wird wohl eher eine Schau für den erlesenen Kreis der Leute, die ihre Wohnung schon gefunden haben.

Veranstalter Detlef Garthen gibt zu, dass sich der Fokus der Messe verschoben hat. "Es sind diesmal nicht viele Makler oder Bauträger dabei, so ist eben gerade der Markt", sagt er. Drei Makler, die im vergangenen Jahr noch insgesamt vier Flächen besetzt hatten, sind in diesem Jahr nicht dabei. Neben Brandhuber, von dem Garthen allerdings noch keine Absage bekommen hat, fehlen auch die Büros Sperr & Zellner und der Dorfener Makler Robert Decker. Garthen findet das jedoch nicht dramatisch, er sagt: "Ich schreie deshalb nicht Aua." Im Gegenteil: Die Situation sei eine Chance, etwa für Sanierungsfirmen, von denen am Wochenende viele ihr Angebot präsentieren. Themen sind vielfältig: die effektive Entfernung von Schimmel, Solarstrom oder Holzbaumodernisierung.

Für Brandhuber kommt eine Immobilienmesse in diesen Tagen zu einem aberwitzigen Zeitpunkt. "Wir haben gerade eigentlich gar kein Portfolio", sagt er. Zwar könne er immer mal wieder Immobilien anbieten, aber die wären innerhalb weniger Stunden vergeben, wenn er sie überhaupt im Internet anbietet. Denn zunächst müsse er die lange Liste an Wohnungssuchenden abarbeiten. In allen Sparten - ob Häuser, Miet- oder Eigentumswohnungen - sei der gleiche Druck zu spüren: "Die Situation ist bedenklich." Am Donnerstag waren auf dem größten Immobilienportal im Internet gerade einmal acht Eigentumswohnungen für ganz Erding ausgeschrieben.

Marktberichte geben Brandhuber bekanntlich Recht: Trotz einiger Neubauprojekte kann die hohe Nachfrage auf dem Erdinger Immobilienmarkt weder für Wohnungen und Häuser noch für Baugrundstücke ausreichend bedient werden. Miet- und Kaufpreise steigen aufgrund des ungleichen Verhältnisses von Angebot und Nachfrage nahezu unaufhaltsam, binnen fünf Jahren ist der Kaufpreis für eine Durchschnittsimmobilie in Erding um 56 Prozent gestiegen, wie aus einem Bericht des IVD-Instituts hervorgeht. Zwar wurden 2014 im gesamten Landkreis so viele Wohnungen gebaut wie seit zehn Jahren nicht mehr. Dem starken Zuzug wird der Wohnungsmarkt jedoch nicht gerecht. Für Brandhuber ist das paradox: "Wir sind froh um die starke Wirtschaft und die geringe Arbeitslosigkeit. Aber man kann sich doch nicht über das eine freuen und das andere nicht wollen." Die Stadt, sagt er, müsse mehr Baugebiete ausweisen. Der Stadt sind allerdings bekanntlich vielerorts wegen Hochwasserschutzbestimmungen die Hände gebunden - und immerhin haben die Stadträte im Bauausschuss die Errichtung weiterer Sozialwohnungen für 2,3 Millionen Euro beschlossen.

Auch Manfred Wutz von der VR-Bank in Erding kritisiert trotzdem die Stadt. Sozial Schwächere hätten nahezu gar keine Chance, eine Wohnung zu finden. "Beim sozialen Wohnungsbau ist die Politik hier Jahre im Verzug, da müsste massiv nachgeholt werden." Ein Markt existiere nahezu gar nicht. Ein Satz, den er von Kunden sehr häufig höre: "Ich kaufe das ungesehen."

An diesem Fazit führt kaum ein Weg vorbei, auch nicht für Georg Sellmeier von VID-Immobilien. "Der Erdinger Markt ist komplett abgeräumt", sagt er: "Das ist halt so." Sellmeier wird trotzdem mit seinen Mitarbeitern in der Stadthalle vertreten sein. Zum Beispiel kann er immerhin zehn Neubauwohnungen anbieten. Und überhaupt sei so eine Messe ja immer auch eine Chance, mit Kunden in Kontakt zu treten.

Ähnlich sieht es auch Karl Kainz. Sein Immobilienbüro bietet für die Messe exklusive Wohnungen, Häuser und Gewerbeflächen an. Er sagt: "Wir können uns eigentlich nicht beschweren." Im vergangenen Jahr hat er in der Stadthalle ein Haus verkauft.

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