Erding:Junge Leute entdecken den Pflegeberuf

Plenarsitzung im bayerischen Landtag

Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml will mit der Initiative "Herzwerker" junge Menschen für eine Altenpflegeausbildung anwerben.

(Foto: Andreas Gebert/dpa)

Altenheime und Seniorenzentren im Landkreis, die Ausbildungsplätze und Weiterbildungen anbieten, bestätigen unisono einen Anstieg der Schülerzahlen. Der Arbeitsplatz gilt als krisensicher und familienkompatibel

Von Melanie Schwarzbauer, Erding

Das Interesse junger Leute an einer Altenpflege-Ausbildung ist innerhalb von fünf Jahren im Freistaat Bayern um etwa 35 Prozent gestiegen. Gesundheits- und Pflegeministerin Melanie Huml (CSU) sagt: "Das ist eine sehr gute Nachricht - und zwar nicht nur für Pflegebedürftige und deren Angehörige, sondern auch für unsere Gesellschaft insgesamt". Huml will mit der Initiative "Herzwerker" junge Menschen für eine Altenpflegeausbildung anwerben und eine deutliche Entbürokratisierung durchzusetzen.

Der positive Trend macht sich auch in der Berufsschule für Altenpflege der BRK-Schwesternschaft München am Klinikum Erding bemerkbar. "Unsere Kurse sind seit etwa fünf Jahren immer voll besetzt. Die Nachfrage ist sogar so groß, dass sich Schüler auf eine Warteliste eintragen müssen", berichtet Schulleiterin Carola Munzert. Insgesamt gibt es in der Ausbildungseinrichtung drei Kurse mit jeweils 30 freien Plätzen. Munzert erklärt sich den Anstieg damit, dass das Angebot sehr breit gefächert ist und stellt einen Zusammenhang mit der Arbeitsmarktsituation her. Die vielen Aufstiegschancen und das vielseitige Angebot lassen die Ausbildung attraktiv werden - schließlich man kann im Anschluss studieren. "Ehemalige Auszubildende haben sich bis zur Heimleitung hochgearbeitet", sagt Munzert stolz.

Auch die Bundesagentur für Arbeit verzeichnet seit 2007 einen deutlichen Rückgang der Arbeitslosenquote im Bereich der Altenpflege. Munzert hat außerdem in Erfahrung gebracht, dass 95 Prozent langfristig in der Branche tätig sind. Laut Huml müsse aber auch der Ruf des Altenpflegers besser werden: "Was wir vor allem brauchen, ist eine stärkere gesellschaftliche Anerkennung und Wertschätzung des Pflegeberufs. In der Pflege sind Menschen tätig, die nicht nur mit Hand und Köpfchen arbeiten wollen, sondern auch ihr Herz mit einbringen."

Altenheime und Seniorenzentren im Landkreis, die Ausbildungsplätze und Weiterbildungen anbieten, bestätigen gleichsam einen Anstieg der Schülerzahlen. "Wir bieten eine ganz spezielle Form der Ausbildung an, die Pflegekräfte in unserem Heim in Garching sind alles Schüler, die dort ausgebildet werden", sagt Gabriele Mundigl, Einrichtungsleiterin des Pichlmayr-Wohn- und Pflegeheims Erding. Insgesamt bildet die Pichlmayr-Pflegeakademie mehr als 500 Altenpflegeschüler aus. "Der Beruf des Altenpflegers gilt als relativ krisensicher und familienkompatibel, stellt einen aber auch immer wieder vor Herausforderungen. Viele Entscheidungen muss der Pfleger eigenständig treffen, ohne diese mit einem Arzt im Vorfeld abklären zu können," sagt Freyja Brönnle, Pflegedienstleitung vom Marienstift Dorfen. In diesem städtischen Altenheim sind alle verfügbaren Ausbildungsplätze besetzt. "Oft wird bemängelt, dass der Mensch an sich auf der Strecke bleibt", sagt Georg Edenhofer, Leiter des Heiliggeist-Stifts Erding. Dieses Vorurteil bestehe zwar laut Brönnle noch immer, aber "der soziale Beistand eines Heimbewohners ist eigentlich Aufgabe der Angehörigen. Wäre der Mensch alleine zu Hause, hätte er nicht einmal die Möglichkeit bei Gruppenaktivitäten mitzumachen", fügt Brönnle noch an. Für Mundigl hat sich seit einiger Zeit im Bezug auf die Ausbildung und den Beruf des Altenpfleger einiges geändert. Die Ausbildung werde deutlich besser bezahlt als andere Berufsausbildungen und neu eingeführte Hilfsmittel sollen den Pfleger körperlich entlasten. "Wir sind noch lang nicht am Ziel, es gibt zwar mehr Personal, leiden aber noch immer an der dürftigen Finanzierung", sagt Brönnle.

Der bestehende Fachkräftemangel wird nicht selten durch Hilfskräfte aus dem Ausland kompensiert, die aber häufig nur als kurzfristige Lösung gesehen werden. Eine Verbesserung der Arbeitssituation könne es, sagt Edenhofer, erst dann geben, wenn sich der Personalschlüssel am tatsächlichen Bedarf und nicht an willkürlich bestimmten, veralteten Anhaltszahlen orientiere. Auch Brönnle gesteht zu, dass nicht alle Auszubildenden übernommen werden können. Die meisten finden aber eine Arbeitsstelle in der Branche.

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