Erding:Interkontinentaler Austausch

Sechs junge Australier sind bis zu den Weihnachtsferien als Gastschüler am Anne-Frank-Gymnasium. Im Januar fliegen Erdinger Zehntklässler zum Gegenbesuch nach Geelong bei Melbourne

Inga Siedentopp

Austauschschüler aus Australien

Die jungen Leute aus Australien sehen sich im Anne-Frank-Gymnasium um, vorne Direktorin Helma Wenzl

(Foto: oh)

- "Erding ist süß", sagt Andrew Bouvier mit seinem englischen Akzent und lacht. Der 16-Jährige ist einer von sechs australischen Austauschschülern am Anne-Frank-Gymnasium. Gerade noch rechtzeitig zur Wiesn waren die Australier im Oktober angereist. Bis zu den Weihnachtsferien bleiben sie hier und lernen den deutschen Alltag in ihren Gastfamilien kennen. Im Januar 2013 werden Gymnasiasten aus Erding zum Gegenbesuch an die Geelong Grammar School im Südosten Australiens aufbrechen.

Neben dem kulturellen Austausch steht das Verbessern der eigenen Fremdsprachenkenntnisse im Vordergrund. "Die Australier meinen eigentlich cool, wenn sie süß sagen", ergänzt Matthias die Äußerung seines Austauschpartners Andrew. Ansonsten klappt die Verständigung aber ganz gut, findet Matthias. Erst seit zwei Jahren belegen die Jugendlichen aus Down Under Deutsch als Fremdsprache. In Erding bekommen sie nun auch noch einen Crashkurs in Bairisch. "Das müssen sie aushalten - wir wurden ja auch schon vor dem australischen Englisch gewarnt", sagt Matthias. Die Herkunft der Einwanderer und die Sprache der ursprünglichen Einwohner der Commonwealth Länder, hat das Englisch dort verändert. Australien hatte in der Anfangszeit viele Bewohner irischer Abstammung. Auch die Nutzung als Strafkolonie hat sprachliche Spuren hinterlassen. Heute unterscheidet sich die australische Aussprache recht deutlich von der standardisierten britischen Aussprache, die an europäischen Schulen gelehrt wird. Eine Herausforderung, die die Erdinger gerne annehmen.

Christian Riß, Fachlehrer für Englisch und Sport am Anne-Frank-Gymnasium, war vor einigen Jahren Initiator des Austauschs. Schon 1998 arbeitete er als Assistant Teacher an der Internatsschule in Geelong, etwa eine Autostunde südlich der Millionenmetropole Melbourne. 2004 kamen zum ersten Mal australische Schüler nach Erding. Seither können sich Zehntklässler jedes Schuljahres für das Programm bewerben. In Absprache mit Geelong erfolgt dann eine Zuteilung der Austauschpartner. Die Kosten für den Flug und alle weiteren Ausflüge im jeweiligen Gastland tragen die Eltern. Andrew war mit der Familie von Matthias bereits in Berlin und Rom. Im Gegenzug möchte er dem Deutschen Melbourne und Sydney zeigen. "Die Schulgebühren der australischen Internatsschule müssen zum Glück nicht gezahlt werden", erklärt Riß. "Gut so", meint der Erdinger Gymnasiast Jan Hinrichsmeyer. "Die Schulgebühr an der Geelong Grammar School beträgt pro Jahr 50 000 australische Dollar." Zum aktuellen Umrechnungskurs sind das etwa 40 000 Euro. Dafür leben die Schüler im Internat, werden rund um die Uhr betreut. Die australischen Gäste schätzen es sehr, wenn am Anne-Frank-Gymnasium mittags der Schulgong läutet und alle zu ihren Familien nach Hause gehen können.

Während in Erding die Schneeflocken tanzen, Glühwein- und Maroniduft auf den Christkindlmarkt locken, wird auf der anderen Seite der Erde die Grillsaison eröffnet. Auf der Südhalbkugel geht es gerade auf den Hochsommer zu. Heilig Abend hin oder her, Christkindlmärkte kannte Lotti Spence-Fletcher nicht: "Die sind so schön, wenn es draußen immer kälter wird und der Schnee fällt." Etwas merkwürdig findet sie allerdings den Brotkonsum der Deutschen. "Ihr esst so viel Brot - und dann gibt es davon auch noch so viele unterschiedliche Sorten." Im multikulturellen Australien mischen sich Gerichte aus der westlichen Welt mit Essgewohnheiten aus dem asiatischen Raum. "Und Barbecue", ergänzt Andrew, "Barbecue gibt es bei uns ständig" - sehr zur Vorfreude der Erdinger Gymnasiasten.

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