Erding:In sicheren Händen

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Silvia Koppers ist die erste und einzige Justizoberwachtmeisterin am Erdinger Amtsgericht. (Foto: Renate Schmidt)

In Erding arbeitet zum ersten Mal eine Justizoberwachtmeisterin

Von Tanja Kunesch, Erding

Beamtin des einfachen Dienstes, so der Titel. Doch einfach ist das Amt der Justizoberwachtmeisterin nicht. Seit dem 1. Juni 2013 ist Silvia Koppers erste und einzige Frau unter den Justizwachtmeistern am Erdinger Amtsgericht. Nach einem Mord an einem Münchner Staatsanwalt in Dachau vor drei Jahren hat das Amtsgericht Erding seither seine Sicherheitsmaßnahmen verstärkt, unter anderem durch strenge Einlasskontrollen. Dafür müsse auch stets eine Frau vor Ort sein. Vor Koppers hätte dies jeweils eine Polizistin erledigt. "In dem Beruf muss man sich schon durchsetzen können und gegebenenfalls auch mal handgreiflich werden", sagt Koppers. "Aber ich wollte auch keinen Job, bei dem ich den ganzen Tag im Büro sitze."

Das blonde Haar ist hinten zusammengebunden, ruhig sitzt Koppers im Vernehmungszimmer und erzählt von ihren Aufgaben am Amtsgericht Erding. Für sie ist der Job hier genau richtig: "Ich mag es, weil es eine abwechslungsreiche Tätigkeit ist." So müsse sie im Sitzungsdienst so mancher Verhandlung beiwohnen, um im Notfall jemanden herauszuführen, oder in einer riskanten Lage einzugreifen. Nicht umsonst trägt die 39-jährige einen Einsatzgürtel mit Handschellen, Pfefferspray und Schlagstock.

Bei ihrer Arbeit kommt Koppers auch mit Einzelschicksalen in Berührung. Besonders schlimm sei es für sie als Mutter, wenn es um Kinder geht. "Da muss man einfach abschalten", sagt sie. Aber für solche Fälle hat Koppers vorgesorgt: "Jedes Kind bekommt von mir eine kleine Tüte Gummibärli." Doch auch verwaltungstechnische Dinge fallen in ihren Aufgabenbereich. So sind Justizwachtmeister auch zuständig für die Post, den Aktenumlauf, oder die Einlasskontrollen. Gelegentlich ziehen sie dort auch lange Messer und drogenähnliche Substanzen aus den Taschen. "Wichtig ist aber, trotzdem freundlich zu sein und deeskalierend zu wirken", sagt Koppers.

In jungen Jahren wollte sie Polizistin werden. Nach einer Berufsausbildung bei der Bahn hat es sie dann zur Bundeswehr verschlagen. Acht Jahre hat sie in der Luftwaffe gedient, stationiert in ihrer Heimat Rostock. Als alleinerziehende Mutter von zwei Kindern hielten sie jedoch die Auslandsaufenthalte davon ab, dort weiter ihre Karriere zu verfolgen. Und der Job als Justizwachtmeisterin sei dem in der Bundeswehr zum Beispiel beim Thema Sicherheit gar nicht so unähnlich, sagt Koppers. Auch eine Schießausbildung habe sie in der Bayerischen Justizakademie in Pegnitz absolvieren müssen.

Nach 18 Monaten Ausbildung, einem Praktikum bei der JVA und der Polizei in Erding fühle Koppers sich hier sehr wohl. "Es ist wie ein Familiengericht. Jeder kennt jeden", sagt sie. Auch ihre Heimat vermisst sie nicht. "Zuvor hatte ich jahrelang die Ostsee im Blick, nun sind es die Berge", sagt Koppers mit leuchtenden Augen. Dass sie derzeit die einzige Justizwachtmeisterin in Erding ist, stört sie nicht im Geringsten: "Natürlich muss man sich nur unter Männern durchsetzen. Aber wir harmonieren als Team." An der Quote könnte sich bald etwas ändern. Bereits in ihrer Ausbildungszeit waren unter ihren Kollegen nahezu ebenso viele Frauen wie Männer.

© SZ vom 24.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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