Erding:Hochzeit der Arbeiter

In den Ferien wird die Herzog-Tassilo-Realschule in Erding grundlegend saniert. Elf Klassenzimmer und der Turnhallenboden werden erneuert. Die größte Neuerung aber ist der Einbau eines Aufzugs

Patricia Webersberger

Der neue Aufzug in der Herzog-Tassilo-Realschule fährt schon. Die Bauarbeiter jedenfalls bewegen sich damit bereits von Stockwerk zu Stockwerk um weitere Teile im Schacht zu montieren. Die Technik scheint zu funktionieren. Nur beim Sicherheitscheck würde der Fahrstuhl noch durchfallen. Die Türen sind zwar im Erdgeschoss und im Keller bereits eingebaut, Wände, die den Mitfahrenden am Rausfallen hindern würden, sind da allerdings noch nicht. "Das wird schon", sagt einer der Bauarbeiter zuversichtlich. "Wir haben ja noch fast zwei Wochen bis die Schule wieder anfängt." Seit Beginn der Ferien wird das Gebäude bereits saniert. Auch in den Klassenzimmern und der kleinen Turnhalle wird gearbeitet. Es soll die Zeit genutzt werden, in der die Schüler nicht im Haus sind.

Erding: Einen dicken Kabelsalat hat Peter Steil, die Vertretung des im Urlaub weilenden Hausmeisters, vor sich. Bis zum Schulbeginn ist der Kabelwirrwarr, dann garantiert schon wieder in der Decke verschwunden.

Einen dicken Kabelsalat hat Peter Steil, die Vertretung des im Urlaub weilenden Hausmeisters, vor sich. Bis zum Schulbeginn ist der Kabelwirrwarr, dann garantiert schon wieder in der Decke verschwunden.

(Foto: Renate Schmidt)

Besonders die elf Klassenzimmersollen bis zum Beginn der Schulzeit wieder beziehbar sein. Den Linoleumboden und die Deckenverkleidung haben die Handwerker bereits ausgetauscht. Um die Waschbecken haben sie auch schon neue Kacheln verlegt. Alles ist in blauen und weißen Tönen gehalten. Es sieht neu und frisch aus, nur eine dicke Staubschicht liegt noch über allem. Doch ehe die weggewischt werden kann, müssen erst einmal die Wände alle überweißelt werden. In manchen Klassenzimmern ist das schon geschehen. Da ist es um so auffälliger, wie dreckig die anderen noch sind. Die Maler sind schnell. In zwei Klassenzimmern wird gleichzeitig gestrichen. Es riecht nach Farbe. Auch in den Räumen der kleinen Turnhalle steigt einem der Geruch neuer Materialien in die Nase. Dort ersetzen neue Fenster, die kaputten alten. Einen neuen Schwingboden gab es auch. Alle Begrenzungslinien am Boden sind noch ungebrochen, die Farben sind kräftig, und die üblichen Sportschuhschlieren sind auch noch nicht da.

Die größte Neuerung ist aber der Aufzug, so einen gab es bisher weder in der Erdinger, noch in der Dorfener Realschule bisher. "Es sollte zumindest in einer der beiden Realschulen im Landkreis die Möglichkeit geben, dass auch Kinder mit körperlichen Einschränkungen sie besuchen können", teilt das Landratsamt Erding mit. Vom Keller bis in den zweiten Stock geht der Aufzug. So können alle Ebenen des Gebäudes erreicht werden.

Dass während der vier Wochen fleißig gearbeitet wurde, das kann der stellvertretende Hausmeister Peter Steil nur bestätigen. "Manchmal kommen die ersten Bauarbeiter bereits um halb sieben Uhr morgens und gehen erst wieder um elf Uhr abends." Steil muss dann immer mit den Schlüsseln herbeieilen, auf- und absperren. Wenn am Abend die Baustelle leer ist, macht er noch einmal einen Rundgang. "Eine Stunde dauert das, bis ich alle Räume überprüft habe. Sind die Lichter aus, die Türen alle zu, das muss alles passen." 70 Stunden hat er schon gearbeitet während der Ferien, immer steht er auf Abruf bereit. "Mit Wegfahren ist da nichts!" Am 5. September kommt dann der eigentliche Hausmeister wieder. Dann hat Steil, der eigentlich Elektriker von Beruf ist, wieder Ferien, dann, wenn für alle anderen der normale Betrieb langsam wieder losgeht.

Besonders in den Gängen und im Keller sieht es derzeit aber noch stark nach Baustelle aus. Schultische und Stühle stapeln sich, dazwischen stehen ein paar Pflanzen, die langsam ihre Köpfe hängen lassen. Und überall der dicke, weiße Baustellenstaub. Doch die zehn Bauarbeiter, die sich derzeit im Haus befinden, bemühen sich, möglichst bald fertig zu werden. An allen Ecken und Enden, auf allen Etagen arbeiten sie. Im Garten wird Holz mit einer Säge zugeschnitten, im Keller die Hauselektronik neu verlegt und der Aufzug mit den Monteuren fährt ständig auf und ab. Dass alle fröhlich lachen bei der Arbeit, liegt wohl nicht zuletzt an der Radiomusik, die in allen Stockwerken zu hören ist. Geschickt wurde das Gerät im Erdgeschoss so platziert, dass selbst im Garten und in den oberen Stockwerken die Töne noch zu hören sind. Und das Auf und Abfahren im Aufzug sieht irgendwie auch aus, als würde es den Bauarbeitern Spaß machen.

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