Kunst:Gut vernetzt

Bei der Jahresausstellung des Erdinger Kunstvereins zeigen Künstler aus ganz Bayern ihre Werke im Frauenkircherl

Von Mathias Weber

Ohne ein Netzwerk kommt man heutzutage ja kaum mehr weiter: Weder im zwischenmenschlichen Sinn, noch im technologischen. Die Ambivalenz des Begriffs macht ihn interessant, und deswegen hat der Erdinger Kunstverein das "Netzwerk" zum zweiten Mal zum Motto einer vom Verein organisierten Ausstellung gemacht, die vom Wochenende an im Erdinger Frauenkircherl zu sehen ist.

Bereits Anfang des Jahres durften sich die Mitglieder in der Ausstellung des Vereins mit ihren ganz eigenen Netzwerken auseinandersetzen, einem Begriff, von dem Dirk auf dem Hövel, der Vorsitzende des Kunstvereins sagt, er sei "wahnsinnig weit gefächert". "Netzwerk, das ist ein Schlagwort im Moment, in der Gesellschaft und in den Medien", sagt er. Bei einigen Ausstellern aus dem Landkreis Erding stand im Februar das weltweite Netz des Internets im Mittelpunkt. Andere Künstler symbolisierten mit ihren Werken das Netzwerk Verkehr, Wirtschaft und Familie oder auch ein Netz, in dem sich Mensch und Tier verfangen können. Es gab viele außergewöhnliche Werke zu sehen - kreativ, vielseitig, unkonventionell und klassisch, mal spektakulär und mal bescheiden - typisch Kunstverein.

So soll es jetzt im Frauenkircherl weitergehen, allerdings nicht nur mit Erdinger Künstlern. Der Kunstverein hat sich wieder auf die Suche gemacht nach Künstlern, die sich mit Netzwerken auseinander setzten wollen: 49 Künstler aus Bayern oder darüber hinaus (die dann aber einen besonderen Bezug zu Erding haben müssen) haben 97 Arbeiten eingereicht. Eine fünfköpfige Jury des Kunstvereins hat schließlich 44 Arbeiten ausgewählt, die nun im Frauenkircherl zu sehen sein werden.

Und auch die sind alles andere als alltäglich: Gabriele Dräger aus Bad Aibling bildet in ihrer bunten Collage einen Mund und ein Wort ab, beides soll die Keimzelle eines Netzwerkes symbolisieren. Andere suchen einen realistischen Anspruch: Renate Haffner aus München malt tatsächliche Netzwerke mit Acryl auf die Leinwand; sie erinnern in ihrer Form an Blutbahnen den menschlichen Körpers.

Auch Skulpturen finden sich unter den ausgestellten Werken. Susanne Weyand aus dem Landkreis Ebersberg lässt in ihrem Beitrag einen Vogel auf dem Hörer eines alten Telefons sitzen und vermischt so alte Netzwerke mit neuen - früher hat man telefoniert, heute twittert man, man zwitschert also. Insgesamt sind 28 Künstler im Frauenkircherl vertreten, manche mit mehreren Werken.

Welches Motto der Kunstverein für die kommenden Ausstellungen vorgeben wird, ist noch nicht ausgemacht. Das ist aber auch ein Thema, das Dirk auf dem Hövel nicht sehr beschäftigt. Nach sechs Jahren wird er Anfang des kommenden Jahres den Vorsitz des Kunstvereins niederlege, ein komplett neuer Vorstand soll gewählt werden. Wer dann für die kommenden sechs Jahre den Verein führen könnte - darüber will auf dem Hövel aber heute noch nicht spekulieren.

Die Jahresausstellung des Erdinger Kunstvereins im Frauenkircherl beginnt am Freitag, 31. Juli, um 19 Uhr mit einer Vernissage. Bis zum 16. August ist sie dann täglich von 13 bis 19 Uhr geöffnet.

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