Erding:Golfer umwerben Dorfener

Am Tag der Europawahl soll ein Bürgerentscheid klären, ob ein Neun-Loch-Platz im Norden der Stadt von der Bevölkerung gewünscht wird oder nicht. Die Ausgangslage ist dabei ungewöhnlich

Von Florian Tempel

Vor dem Bürgerentscheid am 25. Mai rühren die Sankt Wolfganger Golfer kräftig die Werbetrommel für den von ihnen geplanten Golfplatz am nördlichen Stadtrand Dorfens: Mit 6500 Postwurfsendungen an alle Dorfener Haushalte, mit großen Plakaten an der zentralen Straßenkreuzung bei der Klinik und zig kleinen, die in Geschäften und Lokalen hängen. Am vergangenen Wochenende hatten die Golfer einen Infostand im Dorfener Supermarktgebiet, am Sonntag werden sie während des Grasmarkts in der Innenstadt präsent sein, um die Dorfener im persönlichen Gespräch von ihrem Projekt zu überzeugen. Am Tag der Europawahl werden dann die Dorfener Bürger entscheiden, ob sie dem etwa vierzig Hektar großen Golfplatz grundsätzlich zustimmen oder ihn grundsätzlich ablehnen.

Die Ausgangslage für die Bürgerabstimmung ist ungewöhnlich. Denn der Bürgerentscheid findet nicht etwa auf Initiative von Bürgern statt. Der Stadtrat hat ihn kurz vor der Kommunalwahl Anfang März beschlossen, weil er sich nach jahrelangem Hin und Her nicht mehr im Stande sah, selbst zu entscheiden. Dabei hatte der Stadtrat im Juni 2012 mit 17 zu sieben Stimmen für einen Golfplatz gestimmt, diesen Beschluss im März dieses Jahres aber wieder aufgehoben.

Der Entscheid ist zudem auch deshalb eine außergewöhnliche Abstimmung, weil sie nicht am Anfang des Projektes steht, sondern reichlich spät kommt. Die Planungen für den Golfplatz sind weitgehend fertig und mit der Naturschutzbehörde am Landratsamt schon lange abgestimmt.

Anfang 2010 präsentierte der Vorsitzende des Ende 2009 gegründeten Golfclubs Goldachtal, der Sankt Wolfganger Unternehmer Werner Unterhaslberger, die Idee, einen Neun-Loch-Parcours mit Übungsbereich und einem Kurzlochplatz in Dorfen zu bauen. Für den Bau des Platzes war die Goldach Golf AG gegründet worden, deren Vorstandsvorsitzender ebenfalls Werner Unterhaslberger ist. Es ist keine börsennotierte Aktiengesellschaft, sondern ein Gesellschaft, deren Anteile nur "Leute aus der Region" halten, betont Unterhaslberger. Die Goldach Golf AG soll die Anlage für den Golfclub bauen und betreiben.

Im Februar 2010 hatte die Goldach Golf AG die etwa 26 Hektar Grund rund um den Bernöder Hof vom damaligen Eigentümer für 50 Jahre und beginnend mit dem 1. Januar 2013 gepachtet. Doch nachdem das bekannt geworden war, schalteten sich Dritte ein, die den Eigentümer - je nach Sichtweise - berieten oder bedrängten, den Vertrag nicht zu akzeptieren. Monatelang wurde, nun mit Hilfe von Anwälten, weiter verhandelt. Dann starb der Eigentümer und vermachte seinen ganzen Grundbesitz an einen Neffen - und vererbte ihm auch den im Februar 2010 unterzeichneten Pachtvertrag.

Der Erbe machte schnell deutlich, dass er keinen Golfplatz wolle. Dennoch kam es im Juni 2012 im Stadtrat zum Beschluss, dass man grundsätzlich den Bau des Golfplatzes genehmige. Die Argumente der Befürworter waren: Ein Golfplatz passe in die Landschaft, sei nicht so eintönig wie Maisfelder und hebe die Attraktivität der Stadt. Die Argumente der Golfplatzgegner waren: Der Landwirtschaft werde auf einen Schlag sehr viel Fläche entzogen, Golfen sei ein elitärer Sport für wenige und man brauche den Grund womöglich später für Wohngebiete.

Die Golfer gingen derweil, weil sie sich mit dem Erben nicht einigen konnten, vor Gericht, um die Gültigkeit ihres Pachtvertrags feststellen zu lassen. Die erste Instanz wertete den Vertrag als nichtig. In der Berufungsverhandlung am Oberlandesgericht München (OLG) wendete sich jedoch das Blatt. Die OLG-Richter signalisierten, sie hielten den Vertrag sehr wohl für gültig. Und sie forderten die beiden Parteien auf, sich gütlich zu einigen. Nach weiteren Monaten schienen sich im Frühjahr der Erbe und die Golfer so gut wie einig, einen neuen Vertrag zu etwas anderen Konditionen zu unterzeichnen.

Doch parallel dazu kam es zu einer erneuten Grundsatzdebatte im Stadtrat. Da ungewiss war, wie eine neuerliche Abstimmung ausgehen würde, beschloss man im März, den alten Beschluss vom Juni 2012 zu kippen und die Bürger um ihre Meinung zu fragen. Der Stadtrat, der die Verantwortung somit eigentlich schon abgegeben hatte, ließ sich im April dennoch noch einmal die geplante Anlage erklären, um danach zu bekräftigen, der Bürger habe das Wort.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: