Erding:Gesund leben in der Schwangerschaft

Projekt an der TU in Weihenstephan soll klären, inwieweit eine gezielte Beratung Gefahren verringern kann

Von Petra Schnirch

Es ist eine Zahl, die Mediziner und Ernährungswissenschaftler sehr beunruhigt: "Bereits jede zweite Frau nimmt während der Schwangerschaft zu viel an Gewicht zu", sagt Haus Hauner, der an der TU München den Lehrstuhl für Ernährungsmedizin leitet. Besonders betroffen seien Frauen, die bereits zuvor übergewichtig sind. Auf Hauners Initiative hin haben die TU in Weihenstephan und das Kompetenzzentrum für Ernährung (Kern) mit Sitz in Freising deshalb eine wissenschaftliche Studie gestartet. Sie wollen herausfinden, ob sich durch eine gezielte Beratung der Lebensstil und damit die Gesundheit von Mutter und Kinder beeinflusst lassen. Dadurch sollen die Gefahren für beide verringert werden.

Mehr als 2200 Schwangere nehmen an dem Projekt "Gesund leben in der Schwangerschaft" teil. Zwar wüssten die allermeisten Frauen, dass Alkohol und Rauchen dem Ungeborenen schaden. Doch auch Bewegungsmangel, Übergewicht und falsche Ernährung wirkten sich aus, heißt es in einer Pressemitteilung des Kompetenzzentrums. Viele wissenschaftliche Studien bestätigten, dass der Lebensstil der Schwangeren als "fötale Programmierung" den Stoffwechsel des Kindes beeinflusse und für das weitere Leben präge. So gebe es Hinweise, dass Kinder von übergewichtigen Müttern häufig selbst zu viel auf die Waage bringen, auch steige das Risiko, dass sie an chronischen Herz-Kreislauf-Problemen leiden oder an Diabetes erkranken. Die Freisinger Wissenschaftler wollen untersuchen, ob eine gezielte Beratung hier ansetzen und diese Risiken minimieren kann. Um dies zu testen, erhält die Hälfte der Studienteilnehmerinnen alle notwendigen Informationen. Speziell geschulte Hebammen und medizinische Fachangestellte beraten die Frauen zu den Themen Ernährung, Bewegung und angemessene Gewichtszunahme in der Schwangerschaft. Ein weiteres Gespräch folgt nach der Geburt.

Die zweite Hälfte bekommt diese Unterstützung nicht und dient als Vergleichsgruppe. Auf diesem Weg soll der Erfolg eines Programms zur Lebensstil-Intervention ermittelt werden. Für einen Teil der Frauen ist die Studie bereits abgeschlossen, ihre Kinder sind geboren, der letzte Beratungsgespräch liegt hinter ihnen. Eine der jungen Mütter schreibt in ihrem Fragebogen, dass sie die Untersuchung für sehr sinnvoll halte. Alle Schwangeren sollten künftig die Möglichkeit haben, sich über die Bedeutung von Ernährung und Bewegung für ihr Kind zu informieren.

Erste aussagekräftige Ergebnisse erwarten die Experten aber erst gegen Anfang 2017. Sollte das Experiment erfolgreich sein, könnte die bestehende Vorsorge von Schwangeren erweitert werden. Gefördert wird das Projekt auch durch die bayerischen Ministerien für Ernährung und Gesundheit sowie durch die AOK.

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