Gut Wildschwaige:Die Enttäuschung der Pächter ist grenzenlos

Lesezeit: 2 min

Judith Jepards und ihr Lebensgefährte Reiner Reimer hätten das Gut gerne selbst gekauft und in den Erhalt investiert. (Foto: Renate Schmidt)

Die FMG hat das Gut an die Gemeinde Oberding verkauft, Pächterin Judith Jepards ist tief enttäuscht. Sie befürchtet das wirtschaftliche Aus

Oberding - Was viele befürchtet haben, ist nun eingetreten: Die Flughafen München Gesellschaft (FMG) hat das Gut Wildschwaige verkauft. Aber nicht an Judith Jepards, die derzeitige Pächterin des Reiterstalls, der bei vielen Pferdebesitzern und Voltigiersportler ein guten Ruf hat, sondern an die Gemeinde Oberding. Die Pferdewirtschaftsmeisterin befürchtet nun das wirtschaftliche Aus. Jahrelang habe die FMG sie hingehalten mit der Aussicht, dass sie das Gut bald erwerben und dann in eigener Verantwortung investieren und sanieren könne, da laut Jepards einige der Gebäude marode sind. Von Seiten der FMG sei in der Hinsicht nichts passiert. Man habe immer auf den Verkauf verwiesen. "Bis zum Pachtende 2026 halten die Gebäude aber nicht durch", sagt sie. Viele der Pferdebesitzer würden deshalb wohl ihre Pferde an anderer Stelle unterstellen. Jepards: "Wir werden von der FMG mit dem Verkauf mitentsorgt."

Vorwürfe an den Vermieter FMG

Der Gutshof befindet sich in unmittelbarer Nähe des Flughafens München, der Gemeinden Hallbergmoos und Oberding und besteht aus der Pferdepension Gut Wildschwaige und der Reitschule Werchau. Rund 55 Pferde sind zurzeit dort untergebracht, die meisten sind in Privatbesitz. Auch die Realschule Oberding hat gute Erfahrungen mit dem Gut Wildschwaige. Seit September gibt es in Zusammenarbeit mit dem Gut Reiten als Wahlfach - exklusiv für Mädchen. Für die FMG hat Judith Jepards nur folgendes in einer E-Mail übrig: "Wir sind in höchstem Maße über die Vorgehensweise und das Resultat entsetzt. Sie haben uns wirtschaftlich wie persönlich denkbar größten Schaden zugefügt.

Judith Jepards und ihr Lebensgefährte Reiner Reimer hätten das Gut gerne selbst gekauft und in den Erhalt investiert. (Foto: Renate Schmidt)

Mit tiefer Enttäuschung und Leere beende ich somit meinen Eifer um den Erhalt der Hofstelle. Sie haben erfolgreich geschafft, dass wir drei Jahre lang ,die Füße still gehalten' und Unzumutbares erduldet haben, während Sie sich vor Ihrer Verantwortung als Vermieter drücken konnten."

Seit 1957 bewirtschaftet die Familie Jepards Güter. "Unsere Familie hat eine lange Tradition in der Pferdewirtschaft, auch als Pächter für die FMG, dort sind wir in der dritten Generation", sagt Jepards. Vom Verkauf an einen anderen habe sie über ihren Anwalt erfahren, dem die Anwälte der FMG mitgeteilt haben, dass sie nicht zum Zug gekommen sei. Nachdem man sie jahrelang damit besänftigt habe, dass sie alles kaufen könne, fühlt Judith Jepards sich jetzt abgeschoben.

Jahrelang pesönliche Anstrengungen

"Das Wohnhaus ist seit zwei Jahren eigentlich nicht mehr bewohnbar. Seit eineinhalb Jahren weiß man von den Brandschutzmängeln dort. Auch das Landratsamt - aber die FMG hat nichts gemacht und immer auf die Kaufmöglichkeit verwiesen. Ebenso bei der Pacht, die mittlerweile angesichts der Schäden an den Objekten völlig überzogen ist", sagt die Pferdewirtschaftsmeisterin. Sie habe sogar von der FMG einen Vertragsvorentwurf für den Verkauf erhalten, in dem die Mängel aufgelistet seien. "Jahrelang haben wir alles getan, um mit größter persönlicher Anstrengung den maroden Gutshof wieder in einen bewirtschaftbaren Zustand zu versetzen."

Mängel im Wohnhaus wurden vom Vermieter FMG nie beseitigt. Und jetzt wurde das Gut nicht an sie, sondern die Gemeinde Oberding verkauft. (Foto: Renate Schmidt)

Die FMG erklärt, dass bei der Auswahl des Käufers die Höhe des Gebotes ausschlaggebend gewesen sei. "Der laufende Pachtvertrag mit Frau Jepards wird durch den Verkauf an die Gemeinde Oberding nicht berührt und bleibt bis 2026 in Kraft." Große Hoffnungen, dass die Gemeinde Oberding die Gebäude sanieren wird, hat die Pächterin nicht. "Vermutlich soll der Hof Ausgleichsfläche werden. Ein historisches Gut wird geopfert für den Flächenhunger der Gemeinde, obwohl ein Familienbetrieb ansässig ist."

Wirtschaftliches Überleben wohl nicht möglich

Denn ohne Sanierung bleibe ihr nun nur, endlich die Pacht zu kürzen. Aber in dem Zustand würden wohl auch bald die Pensionspferde weniger werden, ein wirtschaftliches Überleben sei damit nicht mehr möglich. "Wir müssen wohl wieder völlig von vorne anfangen. Aber es ist sehr schwer, Betriebe zu finden, bei denen es so eine Einheit von Wohnhaus und arrondierten Flächen gibt". Von der Gemeinde Oberding war bis zum Redaktionsschluss keine Stellungnahme zum Kauf und der Zukunft von Gut Wildschwaige zu erhalten.

© SZ vom 19.07.2016 / wil - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: