Erding:Feilschen um Brieftauben und Zwerghasen

Der Kleintiermarkt in Langengeisling hat die Vogelgrippe überlebt. Seit 30 Jahren verkaufen dort Hobbyzüchter jeden Sonntag Prachtexemplare mit Fell und Gefieder

Alexandra Maier

Erding: Ausgestellt im Käfig: Viele Hobbyzüchter präsentieren ihre Hennen und Hühner in Langengeisling. Trotz der kalten Temperaturen kamen auch an diesem Sonntag viele Besucher, um die Tiere zu bestaunen.

Ausgestellt im Käfig: Viele Hobbyzüchter präsentieren ihre Hennen und Hühner in Langengeisling. Trotz der kalten Temperaturen kamen auch an diesem Sonntag viele Besucher, um die Tiere zu bestaunen.

(Foto: Renate Schmidt)

Es fiept und gurrt, piept und kräht in Langengeisling. Jeden Sonntagvormittag findet dort ein viel besuchter Kleintiermarkt statt - bei jedem Wetter. "Selbst bei Schnee und Regen sind wir da", sagt Martin Götz, erster Vorstand des ausrichtenden Tauben- und Kleintierzuchtvereins Langengeisling. Seit 30 Jahren gibt es den Markt in dieser Form, viele Aussteller sind schon seit damals mit dabei.

Die Bandbreite dessen, was in Langengeisling angeboten wird, ist groß. Von der gemeinen Brieftaube über den Wellensittich bis zu Gockel und Henne und weiter zum Kaninchen. Vor allem beim Geflügel finden sich seltene und prächtig gefiederte Arten: "Das hier sind Federfüßige Zwerge", sagt Götz und deutet auf ein Paar Hennen, deren braunes Gefieder fein weiß-gepunktet ist, "die sieht man nicht oft."

Franz Bauschmid ist ein Mann der ersten Stunde. Er bietet in Langengeisling seit dreißig Jahren Flugenten, Perlhühner und anderes Geflügel an. Mit der Hühnerzucht beschäftigt er sich bereits seit seinem zehnten Lebensjahr. Besonders stolz ist er auf seine Kumpfergimpel: "Das sind ganz tolle Flieger, aber jetzt muss ich mich wieder um's Geschäft kümmern", meint er und wendet sich einigen Leuten zu, die sich um seine Käfige drängen.

Wie viele Tiere pro Sonntag über die Tische gehen, kann Vorstand Götz nicht sagen. Das sei immer sehr unterschiedlich und auch wetterabhängig. Die Aussteller scheinen jedoch zufrieden zu sein, mit ihrem Umsatz, den sie in Langengeisling machen können. Viele kommen nicht nur schon seit Jahren, sondern nehmen dafür auch weite Fahrten auf sich. Wie Rudolf Mittermeier, der fast jeden Sonntag die rund 70 Kilometer von Dingolfing nach Langengeisling fährt. Er holt gerade eine seiner Brieftauben aus dem Käfig und zeigt einem potenziellen Kunden die Beringung. Etwa 40 verschiedene Rassen hat er im Sortiment, vor allem Tauben und Zwerghennen. Eine Auswahl davon bringt er mit nach Langengeisling. "An guten Tagen verkaufe ich bis zu 30 Tiere. Es können aber auch Mal deutlich weniger sein", sagt Mittermeier.

Es beginnt wieder leicht zu schneien. Der Gechäftigkeit auf dem Markt tut dies aber keinen Abbruch. Es fällt schwer, bei dem Gewusel den Überblick zu behalten. "Ab und zu kommt schon mal ein Tierchen aus. Aber dann sind genügend Hände da, die es schnell wieder einfangen", sagt Götz und lacht.

Das Wetter macht Ausstellern und Tieren nicht so viel aus, wie man meinen könnte. Sie kennen ganz andere Probleme: "Das Schlimmste war die Vogelgrippe. Da haben wir wirklich gedacht, das war's jetzt", erinnert sich Götz. Aber die Hobbyzüchter haben durchgehalten. Ihr Markt hat die Krise gemeistert und erfreut sich noch immer großer Beliebtheit - gerade auch bei jungen Leuten. Auch unter den Ausstellern sind Jugendliche, die ihren Eltern zur Hand gehen und fleißig mitfeilschen. Aber im Verein selbst, "da hapert's mit dem Nachwuchs", meint Götz. Er und seine langjährigen Vorstands- und Vereinskollegen wollen "weitermachen, solange es noch Spaß macht". Und dann müsse man sehen. Wer aber Götz und seine "Männer der ersten Stunde" sieht, der kann sich nicht so recht vorstellen, dass der Kleintiermarkt in Langengeisling bald Geschichte sein wird.

Mit einem ganz anderen Problem hat Otto Fröhlich zu tun. In seinen Käfigen herrscht derzeit Frauenmangel. "Fast alle wollen zur Zeit Täubinnen. Jetzt hab' ich einen Männerüberschuss hier und hoffe, dass heute noch der ein oder andere Tauberich gekauft wird." Die meisten Züchter sind mit ihren Tieren aufgewachsen und haben mit der Zucht das Erbe ihrer Väter angetreten. So auch Paul Wiethaler. Er aber kehrte mit knapp 20 Jahren der Hühnerzucht den Rücken und widmete sich kleineren Vögeln: Heute züchtet er Wellensittiche, Goldamadinen und Kanarienvögeln in kräftigen, leuchtenden Farben. In seinen Anlangen finden bis zu Tausend Vögel Platz: "Die artgerechte Haltung meiner Tiere ist mir wichtig. Da muss alles stimmen", sagt er. Seine Bandbreite reiche von "kleinen Piepserln bis hin zu richtigen Sängern. Für andere mag das Krach sein, für mich ist das Musik."

Auch bei den Zwergkaninchen ist die Nachfrage groß. Hier sind es vor allem Kinder und deren Eltern, die um Schachteln und Kisten herumstehen, streicheln, auf den Arm nehmen und kaufen. Ab und zu dreht der Langengeislinger Storch eine Runde über den Platz, als wolle er sich das bunte Treiben am Boden etwas genauer betrachten. Dann reckt alles die Köpfe nach oben und schaut ihm zu, wie er neues Baumaterial in Richtung seines Nestes transportiert. Der Schneefall lässt langsam wieder nach: "Damit darf es jetzt endlich mal aufhören", sagt Götz. Den Tieren sei schließlich auch kalt. Am eindrücklichsten zeigt sich das bei den kleinen Kaninchen. Die nämlich kuscheln sich alle ganz eng in einer Kiste zusammen - und hoffen, wie Besucher und Aussteller auch, dass endlich Frühling wird.

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