Erding Gladiators:Es droht der Schlussstrich

TSV Erding befasst sich heute mit den Oberliga-Ambitionen der Gladiators.

Von Florian Tempel, Erding

Vor genau 30 Tagen war beste Stimmung in der Erdinger Eissporthalle. Die Gladiators hatten das alles entscheidende fünften Spiel der Abstiegsrunde gegen den EV Füssen 8:4 gewonnen. Der sportliche Klassenerhalt in der dritthöchsten Eishockeyliga war geschafft. Doch im Sport zählen nicht nur sportliche Erfolge. Mit dem letzten Spiel der Saison stand auch fest, dass die Spielzeit mit einem fünfstelligen Defizit geendet hatte und der mit Altlasten aufsummierte Schuldenstand der Eishockeyabteilung sogar im sechsstelligen Bereich liegt. Die sportliche Berechtigung, in der kommenden Saison erneut in der semiprofessionellen Oberliga Süd mitspielen zu dürfen, ist angesichts der aufgelaufenen wirtschaftlichen Verluste wenig wert. Der Vereinsrat des TSV Erding wird aller Voraussicht an diesem Dienstagabend beschließen, dass die Oberligasaison 2015/16 ohne die Gladiators stattfinden wird. Wenn nicht ein Wunder geschieht.

Der TSV Erding ist ein breit aufgestellter Breitensportverein mit mehr als 3000 Mitgliedern. Eishockey ist nur eine von 21 Abteilung des TSV Erding, der sich durch große Vielfalt auszeichnet. Neben Eishockey gibt es: Badminton, Boxen, Eiskunstlauf, Fußball, Gewichtheben, Handball, Judo, Karate, Kegeln, Leichtathletik, Modernen Fünfkampf und Fechten, Radsport, Schwertkunst, Schwimmen, Stockschießen, Tanzen, Taekwon-Do, Tischtennis, Turnen und Volleyball. Der Vereinsrat ist das Gremium des TSV Erding, in dem wesentlichen Entscheidungen getroffen werden. Jede Abteilung, ob groß oder klein, ist im Vereinsrat durch ihren Abteilungsleiter vertreten, dazu kommen die vier Präsidiumsmitglieder, zwei Jugendleiter, ein Jugendsprecher und zwei Beisitzer. Das macht insgesamt 30 Leute, jeder mit dem gleichen Stimmrecht.

Weil das so ist, hält sich TSV-Präsident Günter Weidenhammer mit einer Einschätzung, was der Vereinsrat in Sachen Gladiators beschließen wird, vornehm zurück: "Es ist noch nichts entschieden." Mehr will er nicht sagen. Nur noch: "Wir müssen die Sitzung abwarten."

Wie wird die Sitzung ablaufen? Zunächst muss Eishockey-Abteilungsleiter Bernd Karbach endlich Zahlen auf den Tisch legen. Das TSV-Präsidium weiß zwar über die finanzielle Lage der Eishockeyabteilung Bescheid. Die anderen Vereinsratsmitglieder wissen aber bislang nur aus Presseberichten von dem dicken Minus. Die in vier Jahren Eishockey-Oberliga aufgelaufenen etwa 120 000 Euro sind offiziell weder bestätigt noch dementiert worden. Der Kassierer der Eishockeyabteilung hat jedoch im Internet-Fanforum der Gladiators eingeräumt, dass die Summe sehr wohl richtig sei. Er sollte es wissen.

Was könnte eine Mehrheit im Vereinsrat davon überzeugen, trotz dieser hohen Schulden keinen Schlussstrich unter die Oberliga-Ambitionen der Gladiators zu ziehen? Eishockey-Abteilungsleiter Karbach müsste einen Großsponsor präsentieren, der die Schulden tilgt und gleichzeitig für eine weitere Spielzeit in der Oberliga einen dicken Sack voll Geld oben drauflegt. Das wäre eine Möglichkeit, eine Rettung. Was aber ist, wenn es keinen solchen weißen Ritter gibt?

Die Stimmung im Gesamtverein ist ziemlich eindeutig. Es gehe nicht darum, dass man sich gegen höherklassiges Eishockey stellen wolle, sagen Mitglieder des Vereinsrats. Da aber die Eishockeyschulden letztlich alle Abteilungen belasten, gehe es darum, sich für den TSV Erding zu entscheiden.

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