Erding:Erster Stock, zweite Tür rechts

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Rainer Mehringer von den Freien Wählern will ins Chefbüro im Landratsamt einziehen. Der 50-Jährige verspricht Politik "mit gesundem Menschenverstand".

Von Florian Tempel

Vor 50 Jahren hat Rainer Mehringer im dritten Stock des heutigen Landratsamts, damals noch das Erdinger Krankenhaus, das Licht der Welt erblickt. Da will er wieder hin, nur diesmal zwei Etagen tiefer. "Erster Stock, zweite Tür rechts" - ins Büro des Landrats. Den Namen des Amtsinhabers Martin Bayerstorfer (CSU), der seit zwölf Jahren dort residiert, vermied Mehringer geflissentlich. "Ich trete hier nicht gegen jemanden an, ich trete für etwas an", erklärte er bei der Nominierungsversammlung der Freien Wähler. Für dieses letzte Wort seiner Bewerbungsrede erhielt er kräftigen Applaus und wurde anschließend mit 72 Stimmen bei drei Enthaltungen und einer Nein-Stimme zum Landratskandidaten gekürt.

Rainer Mehringer ist beruflich bereits vielseitig beschäftigt. Er ist Personalratsvorsitzender der Arbeitsagentur Freising und Geschäftsführer der Waldbesitzervereinigung Erding. Als Nebenerwerbs-Biobauer hält er ungefähr hundert Schafe, imkert Honig und betreibt eine Haselnussplantage. Politisch aktiv ist er als Erdinger Stadtrat und Kreisrat - beides seit 2008 - sowie als Kreisvorsitzender der Freien Wähler seit 2009. Bei den Landtagswahlen im September 2013 war er Direktkandidat der Freien Wähler und kam auf 10,9 Prozent der Erststimmen. "Er hat uns mit sehr gutem Erfolg vertreten", befand der Wartenberger Bürgermeister Manfred Ranft.

Die Grundzüge der Politik der Freien Wähler fasste Mehringer so zusammen: "Wir wollen uns vom Pragmatismus des Einzelfalls leiten lassen, mit gesundem Menschenverstand und Erfahrung, nicht getragen von Macht oder Machtproporz." Auch hier vermied es Mehringer die CSU, die die Politik im Landkreis dominiert, namentlich zu nennen. Deutlicher waren erst Kandidaten der Kreistagsliste, wie die Dorfenerin Margarete Euwens-Albrecht. Sie sagte, ein Ziel der Freien Wähler müsse es sein, eine absolute Mehrheit der CSU im Kreistag zu verhindern, "damit nicht alles von einer Partei geregelt wird - wir sind schließlich eine Demokratie".

Nach der Kommunalwahl 2008 hatte die CSU im Kreistag zunächst keine absolute Mehrheit, erhielt sie aber nur zwei Tage später doch, als ausgerechnet der in Dorfen für die Freien Wähler als Spitzenkandidat angetretene Michael Oberhofer in die CSU eintrat und den Christsozialen damit die Stimmenmehrheit im Kreistag verschaffte. Die Fraktion der Freien Wähler schrumpfte so von neun auf acht Sitze, und 2011 weiter auf nur noch sieben, als ihr Landratskandidat von 2008, Karl Heinz Jobst, zur ÖDP wechselte.

Die vom Vorstand der Freien Wähler vorgeschlagene Kreistagsliste 2014 wurde von der Versammlung ohne Änderungen gebilligt. Unter den 60 Kandidaten befinden sich nur 16 Frauen. Immerhin sind unter den ersten zehn drei Frauen gesetzt. "Das war uns ganz wichtig", sagte Mehringer. Vor sechs Jahren fand sich auf den ersten zehn Plätzen nur eine einzige Frau. "Das ist etwas, was wir in unsrer heutigen Gesellschaft für nicht mehr tragfähig halten", sagte Spitzenmann Mehringer.

Die Kandidaten für den Kreistag: 1. Rainer Mehringer; 2. Petra Bauernfeind; 3. Georg Els; 4. Siegfried Fischer; 5. Doris Minet; 6. Benedikt Hoigt; 7. Manfred Ranft; 8. Korbinian Empl; 9. Maria Grasser; 10. Christian Büchlmann; 11. Max Kressirer; 12. Hans Schreiner; 13. Heike Schmidt-Kronseder; 14. Peter Deimel; 15. Ursula Angenend; 16. Valentin Bitzer; 17. Thomas Gneissl; 18. Ulrich Gaigl; 19. Helmut Scharlach; 20. Simon Oberhofer; 21. Elisabeth Weinhuber; 22. Martin Weber; 23. Andreas Winner; 24. Mathias Jell; 25. Josef Jung; 26. Edeltraud Kaiser; 27. Markus Sedlmeir; 28. Achim Steiger; 29. Albert Furtner; 30. Franz-Josef Obermaier; 31. Peter Badmann; 32. Mersan Gülseren; 33. Sebastian Vaas; 34. Karin Heisig; 35. Hans Kerschbaum; 36. Reinhard Schmid; 37. Dieter Fischer; 38. Hans Hörmann; 39. Raphael Bablick; 40. Maresa Wimmer; 41. Markus Mayer; 42. Peter Heger; 43. Andreas Kielbassa; 44. Andreas Maier; 45. Michael Brandt; 46. Florian Siegl; 47. Bettina Kronseder; 48. Angela Greimel; 49. Anton Bauer; 50. Klaus Hamal; 51. Juliana Mangold; 52. Margarete Euwens-Albrecht; 53. Patrick Ecker; 54. Johanna Heindl; 55. Florian Eibl; 56. Jürgen Beil; 57. Sabine Renauer; 58. Erik Peinelt; 59. Walter Gebhart; 60. Josef Hochholzer.

© SZ vom 11.01.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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