Erding:Erinnerungen an den Gulag

Lesung aus den Aufzeichnungen der Litauerin Dalia Grinkeviciute

Ein sehr außergewöhnliche Leseperformance lockt an diesem Donnerstag, 3. März, um 19 Uhr in die evangelische Auferstehungskirche in Altenerding. Im Mittelpunkt stehen die autobiografischen Aufzeichnungen der Litauerin Dalia Grinkeviciute. Die 1927 geborene Ärztin und Schriftstellerin wurde nach der Besetzung Litauens 1940 durch die Rote Armee zusammen mit ihrer Mutter und ihrem Bruder nach Sibirien deportiert. Mehr als acht Jahre verbrachte sie im hohen Norden Jakutiens, einem unwirtlichen Landstrich im Mündungsgebiet der Lena, bis ihr 1949 mit ihrer todkranken Mutter die Flucht gelang und sie zurück in Litauen untertauchen konnte. Nach der Rückkehr schrieb sie auf, was sie in den sibirischen Arbeitslagern erlebt hatte. Bevor Dalia Grinkeviciute 1950 wieder verhaftet und erneut nach Sibirien deportiert wurde, vergrub sie ihre Notizen im elterlichen Garten, in einem Einmachglas. Erst 1991, Jahre nach ihrem Tod, wurde das Originalmanuskript unzerstört unter einem Pfingstrosenbusch gefunden und 1997 in Litauen veröffentlicht. 2014 erschien das Buch auf Deutsch unter dem Titel "Aber der Himmel - grandios".

In der Auferstehungskirche wird Übersetzerin Vytene Muschick die Aufzeichnungen von Dalia Grinkeviciute vorstellen und aus dem Buch lesen. Die Lesung wird von der kubanischen Pianistin Yamile Cruz Montero, dem griechischen Schlagzeuger und Percussionisten Christos Asonitis und den Pianistinnen Stella Seidl und Maysa Lippmann musikalisch untermalt. Dazu werden Fotos von Juozas Kazlauskas aus der Privatsammlung des in Sibirien lebenden Musikpädagogen Alfred Hermann gezeigt. Der Abend dauert etwa zwei Stunden, der Eintritt kostet 12 Euro.

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