Eishockey:Endrunde mit Verlängerung

Eishockey: Die Konzentration der Spieler liegt ganz auf der am Freitagabend beginnenden Playdown-Serie.

Die Konzentration der Spieler liegt ganz auf der am Freitagabend beginnenden Playdown-Serie.

(Foto: Renate Schmidt)

Die Erding Gladiators kämpfen von Freitag an um den Klassenerhalt in der Eishockey-Oberliga. Doch auch wenn es klappt, wird es ein Nachspiel geben: Das letzte Wort hat der TSV Erding als Gesamtverein.

Von Florian Tempel, Erding

Wenn es optimal läuft, hat sich das Eishockeyteam des TSV Erding schon am kommenden Dienstag den Klassenerhalt in der Oberliga Süd gesichert. Doch egal, ob die Erding Gladiators sich in einem fulminanten Schlussspurt oder mit einer Serie von Zitterspielen für eine weitere Spielzeit in der dritthöchsten Eishockeyliga qualifizieren sollten, wäre damit ein positiver Saisonabschluss noch immer nicht besiegelt. Denn es ist keineswegs eine beschlossene und ausgemachte Sache, dass der TSV Erding die Gladiators ein fünftes Jahr in der Oberliga spielen lassen würde. Denn nicht nur die Ergebnisse auf dem Eis zählen, sondern auch die in der Kasse der Eishockeyabteilung, die nur eine von 20 Abteilungen des breit aufgestellten TSV Erding ist.

Falls in der Endabrechnung nach Saisonende unterm Strich ein erhebliches Defizit stehen sollte, ist es nicht ausgeschlossen, dass sich der Hauptverein für einen Rückzug seines Eishockeyteams aus der Oberliga entscheidet. Denn es wäre im Fall eines Defizits durchaus nachvollziehbar, wenn die anderen 19 Abteilungen zum Schluss kämen, das nicht mehr auf Dauer mitragen zu wollen. Ein Rückzug aus der Oberliga aus wirtschaftlichen Gründen hätte allerdings sportlich gravierende Folgen: Die Gladiatoren würden dann gleich drei Klassen nach unten in die Bezirksliga versetzt, auf absolutes Amateurniveau.

Günter Weidenhammer, der seit bald 38 Jahren Präsident des TSV Erding ist und alle Höhen und Tiefen des Eishockeysports in Erding miterlebt hat, wiegelt vorerst Nachfragen zur Zukunft der Gladiators aus guten Gründen ab. Am Dienstagabend hat sich der Vereinsrat des TSV Erding getroffen. In diesem Gremium, dem der Vorstand und die Leiter aller 20 Abteilungen angehören, habe man natürlich auch über Eishockey gesprochen, sagt Weidenhammer. In einem sei man sich aber einig gewesen. Es wäre höchst unfair und unsportlich, wenn sich die Verantwortlichen des TSV Erding zum jetzigen Zeitpunkt bereits definitive Gedanken machen würden. Und man wisse ja auch noch gar nicht, "ob es ein Defizit gibt".

Für Trainer John Samanski, seine Spieler und die Fans beginnt am Freitagabend um 20 Uhr im Erdinger Eisstadion die Playdown-Serie gegen den EV Füssen. Die Gladiators haben sich mit großartigen Siegen gegen den Tabellendritten Regensburg und Oberliga-Meister Freiburg das Heimrecht in der Abstiegsrunde erkämpft. Nach einer verkorksten Saison, die nur für Platz zehn in der mit zwölf Vereinen besetzten Oberliga Süd reichte, gab es endlich wieder Erfolge zu bejubeln. "Wir wollen diesen Schwung in die nächste Runde mitnehmen", sagt Samanski. Für ihn zählt erst mal nur, dass das klappt. Sich mit der wirtschaftlichen Bilanz zu befassen, ist nicht der Job des Trainers.

Wie es finanziell aussieht, ist unklar. Eishockey-Abteilungsleiter Bernd Karbach beantwortet keine Presseanfragen. Abteilungs-Kassierer Andreas Weigel hat im Internet-Forum das Gerücht, man sei zahlungsunfähig und es hätte Problem gegeben, Spielgehälter zu zahlen, vor kurzem empört zurückgewiesen. Auf die unaufgeregtere Frage eines Fans, wie die Abteilungsleitung die nächste und eine längerfristige Zukunft für die Erding Gladiators in der Oberliga einschätze, antwortete Weigel aber mit einem bemerkenswerten Hinweis: Wenn die Oberliga noch stärker zu einem Profibetrieb entwickle, "wird das mit den momentan in Erding vorhandenen Strukturen kaum machbar sein".

Die Struktur, wie der Eishockeysport in Erding aufgestellt ist, ist neben den finanziellen Fragen das Kernproblem. Alle anderen elf Oberligamannschaften sind Teams aus reinen Eishockey- oder Eissportvereinen. In Erding aber ist Eishockey nur eine von 20 Abteilungen von Badminton über Fußball und Karate bis Volleyball. In Erding kommt dazu, dass man 1999 bereits erlebt hat, wie eine einzige Abteilung - Eishockey - einen ganzen Verein existenziell gefährden kann. Als man in Reaktion auf die beinahe durch die Eishockeyabteilung ausgelöste Pleite des Gesamtvereins die erste Mannschaft in eine eigene GmbH ausgliederte, endete auch das nach kurzer Zeit in einem Desaster. Wegen dieser Erfahrungen und weil der TSV Erding ein so breit aufgestellter Sportverein ist, folgt zwangsläufig jedes Jahr - sportliche Ergebnisse hin oder her - auf das Saisonende noch eine vereinsinterne Zitterpartie.

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