Erding:Endgültig Fuß gefasst

133 Menschen haben 2014 im Landkreis Erding die deutsche Staatsbürgerschaft angenommen. Bei einem Empfang im Landratsamt wurden die Neueingebürgerten offiziell begrüßt. Sie kommen aus 19 Nationen, die meisten aus der Türkei und Kroatien

Von Denis Giessler, Erding

Im vergangenen Jahr entschieden sich 133 Menschen aus 19 Ländern im Erdinger Landkreis für die deutsche Staatsbürgerschaft. Am Dienstag wurden sie bei der vierten Einbürgerungsfeier als Neubürger offiziell im Landratsamt Erding begrüßt. Landrat Martin Bayerstorfer (CSU) sagte in seiner Eröffnungsrede, dass es wichtig sei, Menschen mit Zuwanderungsgeschichte "eine Zukunft in unserem Land zu ermöglichen". Viele der Eingebürgerten waren bereits Erdinger, für ihn sei es eine große Freude, sie nun "offiziell als Deutsche willkommen zu heißen". Mit der Entscheidung, die Staatsbürgerschaft anzunehmen, hätten sie sich "auf Deutschland eingelassen" und "die Chance ergriffen, in diesem Land als Deutsche mitzuwirken."

21 Neueingebürgerte stammen aus der Türkei, gefolgt von Kroatien (11), Rumänien (9) und Bosnien-Herzegowina (8). Aber auch aus weiter entfernten Ländern wie der Mongolei (1), Peru (1), Vietnam (1) und Simbabwe (1) kommen die neuen Mitbürger. Zum Vergleich: Im Jahr 2012 erhielten 87 Menschen aus dem Landkreis die deutsche Staatsbürgerschaft, 2013 waren es bereits 93 Personen. "Hier ist ein eindeutiger Anstieg zu erkennen. Wir sind froh, dass sich die Menschen für Deutschland und unseren schönen Landkreis entscheiden", sagte Bayerstorfer.

Im Anschluss gab Loneta Cristina Karl, 41, aus Wörth einen kurzen Einblick in ihren bewegten Lebenslauf. Die gebürtige Rumänin ging als junge Mutter nach Serbien und arbeitete dort als Kindermädchen, um ihre Familie zu ernähren. Mit Anfang 30 machte sie in Deutschland einen Neuanfang und begann 2003, in einem Münchener Hotel zu arbeiten. "Ich habe Sprachkurse besucht und jeden Tag gelernt. Das ist wichtig, denn ohne Sprache kannst du es nicht schaffen." Nach anfänglichen Problemen lebte sie sich ein und lernte ihren jetzigen Ehemann kennen. Seit 2007 wohnt sie in der Gemeinde Wörth und leitet mit ihrem Mann einen Betrieb mit 60 Mitarbeitern. Deutschland ist "meine Heimat und ich fühle mich hier sehr wohl".

Seit mehr als 20 Jahren lebt auch Katerina Mayer, 39, im Erdinger Landkreis. Der Zusammenhalt und das Familiäre in der Gemeinde begeistern sie seit jeher. Ursprünglich kommt Mayer aus Brünn im Osten Tschechiens, mit 18 Jahren ging sie als Au-Pair-Mädchen nach Wasentegernbach. Das Austauschprogramm war für sie damals die einzige Möglichkeit, nach Deutschland zu kommen, da Tschechien erst seit 2004 zur Europäischen Union gehört. "Am Anfang war es ein echter Kulturschock, auch die Sprachbarriere war groß, obwohl ich vorher schon fünf Jahre Deutsch in der Schule hatte", erinnerte sich Mayer. Mit Kinderbüchern und Tageszeitungen eignete sie sich über die Jahre die Sprache an, heute besitzt sie ein Zertifikat als Dolmetscherin auf Muttersprachenniveau. Den Hausbesitzer, bei dem sie als Au-Pair-Mädchen arbeitete, heiratete sie mit 21 Jahren, bis heute sind sie glücklich zusammen. "Anfangs gab es natürlich Vorbehalte und Berührungsängste in der Gemeinde. Fragen, ob wir im Ostblock Bananen kennen würden, schockierten mich. Nach den anfänglichen Irritationen wurde ich aber sehr bald herzlich aufgenommen." Die deutsche Staatsbürgerschaft beantragte sie erst 2014, da sie wegen einer gesetzlichen Neuregelung nun auch die tschechische Staatsangehörigkeit behalten konnte. "Jetzt bin ich stolz, nach so vielen Jahren offiziell als Deutsche im Landkreis zu leben."

Dong Wook Bang und Yoon Jung Hwang aus Seoul, Südkorea, sind seit 2014 ebenfalls neue Staatsbürger. Wegen ihres Studiums kamen sie mit 26 Jahren nach München, seit 2008 leben sie in Erding. Wegen mangelnder Sprachkenntnisse " machte uns anfangs vor allem das Beamtendeutsch zu schaffen", sagte Hwang. Nach der Deutschen Sprachprüfung für den Hochschulzugang begannen beide, an der TU München zu studieren. Für die Staatsbürgerschaft mussten sie zahlreiche Voraussetzungen erfüllen: "Der Einbürgerungstest, ein gesichertes Einkommen, seit mindestens acht Jahren hier wohnen, das sind nur einige Punkte", sagte Bang. Seit mehreren Jahren arbeitet er bei MAN, in Erding sind sie glücklich: "Hier ist es ruhig, uns gefällt das Leben abseits der Großstadt." Die Staatsbürgerschaft ist für sie mehr als ein behördliches Verfahren. "Unser Lebensmittelpunkt ist in Deutschland - mit diesem symbolischen Akt können wir hier nun endgültig Fuß fassen."

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