Erding:Eloquent, überzeugend und strukturiert

Regionalentscheid von "Jugend debattiert" in Erding: Gymnasiasten machen vor, wie man stilvoll Argumente austauscht. Zur Nachahmung empfohlen.

Antonia Steiger

Es herrscht konzentrierte Aufmerksamkeit in der Aula des Korbinian-Aigner-Gymnasiums. Nicht nur auf der Bühne, auf der sich am Mittwoch oberbayerische Gymnasiasten mit Worten duellierten, sondern auch im Publikum, das sachkundig den Regionalentscheid des Wettbewerbs "Jugend debattiert" erfolgte. Die Schüler der Sekundarstufe II mussten für oder gegen den Bau einer dritten Startbahn argumentieren. Der einzige Erdinger unter ihnen, Hendrik Wiedey, führte die Ölknappheit, die finanziell angespannte Lage der FMG und die Belastung für Bürger und Umwelt gegen den Bau der Startbahn an. Dass die Jury ihn am Ende nur auf dem vierten Platz sah, stieß bei den Zuhörern auf Missfallen. Er habe zu einseitig auf die zu erwartenden Ölknappheit verwiesen und hätte sich mehr einbringen müssen, hieß es. Wiedey gab sich dann auch wenig Mühe, seine Enttäuschung zu verbergen. Um sich für die nächste Runde, den Landeswettbewerb, zu qualifizieren, hätte er einen der ersten beiden Plätze erreichen müssen. Die gingen in der Sekundarstufe II an den Sieger Marcel Tamm und an Dominik Dankert, beide vom Ernst-Mach-Gymnasium Haar. Tamm habe strukturiert und ausdrucksstark geredet, befand die Jury; Dankert attestierte man stichhaltige und überzeugende Argumente - wenngleich er in seinem Schlusswort vom Befürworter zum Gegner des Flughafenausbaus mutierte. Ebenso verfuhr der drittplatzierte Andreas Zellner aus Haar, der seine Argumente für einen Ausbau zwar mit vielen Zahlen belegte. Doch er schien ihnen selbst am Ende nicht ganz zu trauen. "Ich habe mich überzeugend lassen von der Contra-Seite", sagte er in seinem Schlusswort. "Daher spreche ich mich nun auch gegen den Bau der dritten Startbahn aus." Etwas näher dran am Leben der Schüler waren die Wettbewerbsausrichter mit dem Thema für die Sekundarstufe I (achte und neunte Klassen). Sie hatten sich auseinanderzusetzen mit dem Für und Wider eines verpflichtenden Führerscheins für soziale Netzwerke. Ohne Beteiligung von Erdinger Schülern lief das Finale der besten vier ab. Cassandra Glaser aus Unterhaching nahm die Jury für sich ein mit einem strukturierten, überzeugenden und eloquenten Auftritt. Sie verwies auf die Gefahren des Cybermobbings, illustrierte dies mit Beispielen und attackierte die Gegenseite, als diese Schwächen zeigte. Der zweite Platz ging an Leonhard Rosen aus Kirchseeon, der laut Jury bewiesen hatte, dass er spontan interagieren könne. Rosen lehnte einen Führerschein ab mit der Begründung, dass dies Sicherheit nur suggeriere. Er hielt den Führerschein für überflüssig, weil jeder sich genau so gut selbst über die Gefahren informieren könne. Der dritte Platz ging Bianca Salwiczek aus Ottobrunn, die flüssig gesprochen hatte, aber noch authentischer sein könnte, wie man in der Jury meinte. Eva Filser aus Kirchseeon als Gegnerin des Führerscheins wurde vierte, sie hatte die Auffassung vertreten hatte, dass ein Führerschein für soziale Netzwerke nicht Aufgabe der Schule sein könne und wollte die Eltern stärker in die Verantwortung nehmen. Sie hätte sich noch stärker einbringen müssen, hieß es am Ende. Selbstbewusstsein mussten alle Teilnehmer mitbringen. Und die Fähigkeit, dem anderen zuzuhören. Dies sei Ausdruck von Respekt und Anstand. Das sagte Alexander Schröder vom Kultusministerium, der den Wettbewerb nicht nur eröffnete, sondern auch in der Jury saß.

Erding: Der Erdinger Hendrik Wiedey verpasste die Weiterleitung zum Landeswettbewerb. Im Publikum rührte sich Missfallen mit dieser Entscheidung der Jury.

Der Erdinger Hendrik Wiedey verpasste die Weiterleitung zum Landeswettbewerb. Im Publikum rührte sich Missfallen mit dieser Entscheidung der Jury.

(Foto: SZ)
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