Geschütze Vögel:Einzigartige Krähendichte

Die Zahl der Brutpaare ist innerhalb von sechs Jahren von 68 auf 465 gewachsen. Jetzt sollen die geschützten Vögel wieder in den Erdinger Stadtpark zurückgedrängt werden.

Von Antonia Steiger

Ein Biologe spricht nicht von einer Plage, wenn es um die negativen Folgen wachsender Tierpopulationen geht. Dies verbietet ihm sein Respekt vor der Tierwelt. Er spricht auch nicht von Umweltproblemen, sondern von "Umweltthemen". Zwei solcher Themen sind in Erding nun aber nicht mehr zu ignorieren: die Biber und die Krähen. Wie der CSU-Stadtrat und Umweltreferent Thomas Schreder beim CSU-Frühschoppen am Sonntag im Gasthaus Kreuzeder sagte, ist in beiden Fällen sofortiges Handeln dringend geboten. Biber nagen bereits fleißig die Bäume im Stadtpark an, und die Krähen haben sich in elf Splitterkolonien in Erding verteilt. 2008 ergab eine Zählung, dass in Erding 68 Saatkrähenpaare in Erding heimisch geworden sind. Heute sind es 465. Brüten sie alle ihre zwei bis drei Jungtiere aus, hat Erding in einem Jahr 1500 Krähen.

Die Saatkrähen sind geschützt, man darf ihre Bestände reduzieren. Erlaubt ist laut Schreder nur, sie zu "vergrämen". Anfang des Jahres 2015 werden in Erding dajer Baumkletterer erwartet, die die Bäume entasten und Nester entfernen, sodass die Krähen sich einen neuen Platz für die Aufzucht der Jungen suchen müssen. In der Folge ist laut Schreder damit zu rechnen, dass sich die Vögel wieder in den Stadtpark zurückziehen, wovon sie erst vor wenigen Jahren vergrault worden waren. Auch dort wurden die Bäume entastet im Zuge der Sanierung des Parks. Wenn die Saatkrähen wieder im Stadtpark seien, müsse man sich überlegen, wie dann zu reagieren sei, sagte Schreder weiter. Klar ist schon seit Monaten, dass es viel mehr betroffenen Bürger gibt, seitdem die Krähen sich auf ganz Erding verteilen.

Geschütze Vögel: Seit Jahren gehören die Saatkrähen am Herzoggraben zu Erding dazu. So laut wie in diesem Jahr waren sie jedoch noch nie.

Seit Jahren gehören die Saatkrähen am Herzoggraben zu Erding dazu. So laut wie in diesem Jahr waren sie jedoch noch nie.

(Foto: Renate Schmidt)

Die Saatkrähen sind geschützt, weil es Flächen in Deutschland und auch in Bayern gibt, wo sie nicht mehr flächendeckend vorhanden seien, sagte Schreder. Erding genieße diesbezüglich eine große Prominenz. Zu leiden haben aber nicht nur die Anwohner, sondern auch die Landwirte, auf deren Saatgut es die Krähen abgehsehen habe. Wie die Kreisbäuerin Elisabeth Mayr (CSU) sagte, fliegen die Saatkrähen hinter den Sämaschinen her und schnappen sie das Saatgut. Auch in die Planen der Silos pickten die Vögel Löcher - mit verheerenden Folgen: Das Viehfutter verdirbt, wenn es mit Sauerstoff in Kontakt kommt. Schreders Frage an die Regierung von Oberbayern, die bei den Saatkrähen das Sagen hat, laute daher: "Was wollen Sie der Erdinger Bevölkerung noch zumuten?" Der Schutzstatus in Erding sei "nicht mehr gerechtfertigt". Man müsse darüber nachdenken dürfen, die Population zu verringern. Die Jagd sei jedoch auf keinen möglich im Stadtpark als einem "befriedeten Bereich". Das Beispiel des Marktes Meitingen zeige jedoch, dass sensible Bereiche vor Saatkrähen geschützt werden könnten.

Für die Menschen vorerst nicht erkennbar, aber ähnlich dramatisch könnte sich eine wachsende Biberpopulation auswirken. Laut Schreder sind am Ufer von Sempt und Fehlbach bereits etliche Bäume angeknabbert. Einige Bäume im Park sind durch Zäune geschätzt - darunter mehr als hundert Jahre alte Buchen - , aber das wird den Biber auf Dauer nicht bremsen. Um die Menschen vor der Gefahr umstürzender Bäume zu bewahren, sei darüber zu entscheiden, den Biber zu fangen, sagt Schreder. "Die Sicherheit der Menschen ist wichtiger." Nicht nur im Park, auch flussaufwärts und flussabwärts hat der Biber bereits Arbeitsproben angefertigt. Dies gefährdet nach Auffassung von Schreder auch den Hochwasserschutz. "Wenn der Biber Bäume fällt, ist der Hochwasserschutz der Stadt Erding ganz schnell obsolet. Dann nimmt das Wasser ganz schnell andere Wege." Ansprechpartner für Biber ist die Untere Naturschutzbehörde am Landratsamt. Dort verhandle man bereits darüber, den Biber zu fangen. Damit sei das Thema keinesfalls erledigt, sagte Schreder. Ob derzeit ein oder mehrere Biber im Stadtpark aktiv seien, wisse er gar nicht.

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