Erding:Eine Herausforderung für die Gesellschaft

Die "Infobörse für Frauen" steht im Zeichen der Pflege - Gastredner ist Pflegeexperte Claus Fussek. Auch Männer sollen sensibilisiert werden.

Thomas Daller

Bei der "Infobörse für Frauen im Landkreis" am Donnerstag, 8. März geht es um das Thema Pflege. Die Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises, Marietta Wolf, hat dazu den bekannten Pflegeexperten Claus Fussek nach Erding eingeladen. Fussek ist ein Kritiker der Pflegebranche: Seit Jahren prangert er die Missstände in der Versorgung alter, hilfsbedürftiger Menschen an. Er spricht um 18.30 Uhr im Festsaal des VHS-Hauses. Zur Veranstaltung werden mehr als 100 Teilnehmer erwartet. Vor allem Betroffene, die mit der Pflege ihrer Angehörigen überfordert sind, sollen in der Diskussion, die sich um 19.15 Uhr anschließt, Gelegenheit erhalten, ihre Probleme anzusprechen. Denn die Probleme sollen in Folgeveranstaltungen - und möglichst auch in Lösungen münden.

Altenpflege-Auszubildende bei der Arbeit, 2011

Die Angehörigen leisten die Hauptarbeit, aber nicht selten sind pflegebedürftige Menschen auf die Hilfe anderer angewiesen.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Marietta Wolf, Gertrud Scheffelmann, die Leiterin der VHS und Schirmherr Martin Bayerstorfer erläuterten bei einem Pressegespräch, warum man den Weltfrauentag, den 8. März, für dieses Thema gewählt habe: "Wir wollten ein politisches Thema", sagte Scheffelmann. "Naturgemäß beschäftigten sich Frauen mehr mit dem Thema Pflege", ergänzte Wolf. "Und eine Sensibilisierung ist über die Frauen auch zu den Männern möglich", sagte Bayerstorfer. "Das Thema kann jeden betreffen", betonte Wolf, und dann sollte man gewappnet sein.

Sie selbst arbeitet seit 21 Jahren im Kreiskrankenhaus Erding, 15 davon in der Pflegedirektion und seit einem Jahr in der Aus- und Weiterbildung. Zudem bietet sie Kurse für pflegende Angehörige an. Die Pflege sei eine der größten gesellschaftlichen Herausforderungen. Pflegende Angehörige würden dabei die Hauptlast tragen. Und bei einer Betreuung rund um die Uhr reiche die Unterstützung durch die Pflegedienste in der bisherigen Form nicht aus. Wolf dankte auch dem Referenten Claus Fussek, der sich spontan bereit erklärt habe, ohne Honorar ein Referat zu halten.

Landrat Martin Bayerstorfer erinnerte an eine empirische Untersuchung in seiner Heimatgemeinde Hohenpolding, bei der man festgestellt habe, dass es dort fast den gleichen Singleanteil wie in der Landeshauptstadt München gebe - wobei es sich aber um Alterssingles handele. Im Pflegefall sei man oft auf den ehrenamtlichen Bereich wie Dorfhelferinnen oder die Nachbarschaftshilfe angewiesen: "Das ist in allen Gemeinden inzwischen ein Thema."

Er sei dankbar, dass diese Diskussion bei der Veranstaltung der Infobörse für Frauen aufgegriffen werde. "Vielleicht kann sich die eine oder andere Organisation mit einem Problem beschäftigen, das bis jetzt noch nicht so wahrgenommen wurde und vielleicht ergibt sich auch eine Rückkoppelung für die politischen Entscheidungsträger", formulierte der Landrat seine Erwartungen.

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