Interview:Eine "besondere Gelegenheit"

Interview: Umweltministerin Ulrike Scharf

Umweltministerin Ulrike Scharf

(Foto: Bauersachs)

Auch Umweltministerin Ulrike Scharf wird bei der Klimakonferenz 2015 in Paris dabei sein - und will Historisches erleben.

Interview von Mathias Weber

Es wird eine Konferenz der Superlative: Die Augen der Welt werden ab kommenden Montag nach Paris blicken, wo fast zwei Wochen lang die UN-Klimakonferenz 2015 stattfinden wird. Tausende von Delegierte aus fast allen Staaten des Planeten werden sich dann über das Klima und den drohenden Klimawandel unterhalten - am Ende soll eine Fortschreibung des Kyoto-Protokolls stehen. Indirekt wird sogar der Landkreis Erding in Paris vertreten sein: Die Erdinger Landtagsabgeordnete und Bayerische Umweltministerin Ulrike Scharf (CSU) wird in der zweiten Woche in Paris dabei sein.

SZ: Als Bayerische Umweltministerin sind sie viel unterwegs und besuchen auch die ein oder andere Konferenz. Aber die Pariser Klimakonferenz, zu der Vertreter aus fast 200 Staaten zusammen kommen, das ist sicher auch für Ulrike Scharf ein anderes Kaliber.

Ulrike Scharf: In der Tat. Es ist etwas ganz besonderes, die Gelegenheit zu haben, nach Paris mitfahren zu können.

Warum kommt die bayerische Umweltministerin überhaupt mit nach Paris?

Ich bin Teil der deutschen Delegation. Diese Rolle habe ich, weil ich heuer die Vorsitzende der Umweltministerkonferenz bin.

Bringen Sie es auf den Punkt: Um was geht es in Paris?

Es geht darum, das Kyoto-Protokoll fortzuschreiben. Ich will am Ende dabei sein, wenn ein verbindliches Abkommen unterzeichnet wird. Maßstab ist das Zwei-Grad-Ziel (welches die globale Erwärmung auf weniger als zwei Grad gegenüber dem Niveau vor Beginn der Industrialisierung begrenzen soll, Anm. d. Red.). Ohne dieses Ziel wird es sehr schwierig, den Klimawandel aufzuhalten.

Der auch Bayern bedroht.

Dem Klimawandel können Sie beim Arbeiten zusehen. Beispiel Gletscher: Wenn wir nicht handeln, könnte von den fünf bayerischen Gletschern in 20 Jahren nur noch ein einziger übrig bleiben. Wir wollen Bayern klimasicher machen.

Sind Sie hoffnungsvoll, dass es bei der Konferenz ein gutes Ergebnis geben wird?

Ich bin ein Stück weit hoffnungsvoll, weil es viel Rückenwind gibt. Beim G7-Gipfel in Elmau wurden langfristige Klimaziele beschlossen; die USA und China bewegen sich durchaus, ich begrüße das. Und uns nützt auch Hilfe von anderer Stelle: Der Papst hat zum Beispiel in seiner Enzyklika vor kurzem zum Klimaschutz aufgerufen.

Wie haben Sie sich auf Paris vorbereitet?

2015 ist unser Jahr des Klimas. Neben meinem Vorsitz in der Umweltministerkonferenz ist es mir wichtig, die Folgen des Klimawandels regional in den Blick zu nehmen. Kommende Woche werde ich dem Landtag auch den Klimareport vorstellen, den es in dieser Detailschärfe so noch nicht gab. Wir haben uns darin sehr regional mit Klimaveränderungen beschäftigt und fragen uns, was sich wo verändern muss und wie darauf regiert werden muss. Zwei regionale Beispiele, welche Auswirkungen der Klimawandel hat: In Unterfranken gab es dieses Jahr zum Beispiel mit die größte Trockenheit seit 40 Jahren; andererseits nehmen Starkregenereignisse zu, zum Beispiel in Oberstdorf, wo es sogar einen Murenabgang gab.

Auch die Menschen im Landkreis Erding beschäftigt der Klimawandel. Dorfen zum Beispiel ist stolz darauf, rechnerisch 100 Prozent des Strombedarfs aus regenerativen Energien herzustellen. Andererseits stehen in Deutschland immer noch Kohlekraftwerke herum. Wie passt das zusammen?

Wir wollen endlich den Ausstieg aus der Kohlekraft schaffen. Auf den Einstieg in den Ausstieg haben sich die Umweltminister der Länder bei den jüngsten Konferenzen geeinigt - obwohl auch einige Minister aus Kohle fördernden Ländern dabei waren.

Ausstieg schön und gut: Aber bis dahin funktioniert der Klimaschutz doch nicht.

Das kann man so nicht sagen. Die Energiewende ist auf einem guten Weg. Ungefähr 36 Prozent der Energie in Bayern werden schon regenerativ erzeugt. In Erding nutzen wir einen bunten Strauß an erneuerbaren Energien: Geothermie und Wasserkraft zum Beispiel.

Wenn Sie nun nach Paris reisen, welches Programm erwartet Sie dort?

Ich werde bei der Schlusskonferenz dabei sein, zuvor wird es verschiedene Veranstaltungen geben. Ich werde zum Beispiel mit meinem israelischen Ressortkollegen zusammenkommen, außerdem wird es einen runden Tisch mit hochrangigen Klimaexperten geben. Wir diskutieren dabei auch, welche Folgen der Klimawandel für die Wirtschaft haben wird. Außerdem wollen wir das Datenmaterial unseres Klimareports zur Verfügung stellen. Man muss ein gutes Beispiel geben, wir wollen Treiber sein.

Sind wir denn ein Vorbild für andere?

Wir sind ein High-Tech-Land. Definitiv können andere Länder von uns lernen, zum Beispiel auch beim Hochwasserschutz.

Glauben Sie, dass die Konferenz in Paris auch scheitern könnte?

Wir haben ja in der Vergangenheit erlebt, dass Konferenzen auch scheitern können. Wir müssen eine Fortschreibung des Kyoto-Protokolls zustande bringen. Ich bin zuversichtlich, dass es uns gelingen kann. Die Einsicht bei den Völkern, dass sich etwas tun muss, die ist da.

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