Wer Schulleiter Dieter Link telefonisch erwischen will, macht schnell die Erfahrung, dass dies gar nicht so einfach ist. Denn Link ist seit Schuljahresbeginn nicht nur für eine, sondern für gleich drei zuständig und dann kann es schon sein, dass man zuerst bei der FOS/BOS in Erding anruft und die Auskunft bekommt, dass man Dieter Link am besten bei der Berufsschule Erding anrufen soll, da sei er häufiger. Und bei der Berufsschule erhält man dann die Auskunft, dass der Schulleiter erst gegen Mittag ins Haus kommt, da er am Vormittag an der Staatlichen Berufsschule München-Land sei.
Die Zweifachbelastung kennt Link schon länger. Seit 2011 ist er Schulleiter der Erdinger Berufsschule, er trat dort die Nachfolge von Josef Biller an. Vorher war er dort Stellvertreter. An der Münchner Berufsschule ist er seit 2016 - an zwei halben Tagen in der Woche. Zu seinem dritten Posten ist Dieter Link gekommen, weil es bei der Nachfolgeregelung für Gottfried Wengel zu einem Problem gekommen ist. Wengel war am 1. August als Schulleiter an die Hans-Leipelt-Schule, Fach- und Berufsoberschule Donauwörth (FOS/BOS), gewechselt, um seiner Heimat Schwaben näher zu sein. Laut Dieter Link wurde aber gegen die Vergabe der ausgeschriebenen Stelle als Leiter der FOS/BOS Erding von einem Bewerber geklagt und deshalb sei er zum neuen Schulleiter ernannt worden - kommissarisch, bis das zuständige Verwaltungsgericht über die Klage entschieden hat. Es kann durchaus dauern, denn dass Schulen über längere Zeit ohne Leiter dastehen, kommt immer wieder vor. So war es unter anderem am Gymnasium in Neusäß, Landkreis Augsburg. Dort dauerte es wegen einer Klage des unterlegenen Bewerbers mehr als ein Jahr, bis die Schulleiterstelle endlich nachbesetzt werden konnte. "Es kommt jetzt darauf an, wie das Verwaltungsgericht entscheidet. Gibt es dem Kultusministerium Recht, muss ein neues Bewerberverfahren ausgeschrieben werden und alleine das kann drei bis vier Monate dauern", sagt Dieter Link.
Anfang August war durch den Wechsel von Wengel zumindest einen Monat alles okay an der Hans-Leipelt-Schule in Donauwörth. Doch das änderte sich schnell. Nicht wegen einer Klage wie im Fall der FOS/BOS Erding, sondern weil Wengel - kaum dass er sich in Donauwörth vorgestellt hatte - Teil einer Personalrochade wurde. Nachdem sowohl der Posten des Ministerialbeauftragten für die Berufliche Oberschule in Ostbayern (Straubing), als auch in Nordbayern (Erlangen) vakant waren, wechselte der bisherige Ministerialbeauftragte von Ostbayern nach Erlangen. Dafür wurde Wengel vom Kultusministerium als kommissarischer Ministerialbeauftragter nach Straubing abgeordnet. Allerdings nicht ganz freiwillig, wie es heißt. "Ich denke mir aber schon, dass er natürlich gefragt wurde vom Ministerium. Beruflich ist eine Ministerialstelle aber ein Aufstieg", sagt Link. Da Wengel nur abgeordnet wurde und nicht nach Straubing versetzt, gilt die Stelle in Donauwörth weiterhin als besetzt durch ihn. Am 2. September übernahm dort Wengels Stellvertreter Helmut Straßer - kommissarisch, wie Link an der FOS/BOS Erding.
In allen drei Schulen kann Dieter Link auf ein eingespieltes Schulleitungsteam zurück greifen. Delegieren ist das Zauberwort, sagt Link. In der Berufsschule und in der FOS/BOS in Erding sind da jeweils fünf Personen. "Ohne diese Teams ist die mehrfache Belastung nicht zu schaffen", sagt Link. Fast hätte er bei der FOS/BOS auch ohne ständige Vertreter des Schulleiters auskommen müssen. Josef Biro hatte sich nämlich auch auf eine andere Stelle beworben und diese auch bekommen. Er ist jetzt Seminarvorstand beim Kultusministerium in München. Allerdings, wie bei Wengel, nur im Status abgeordnet. Seine Stelle bei der FOS/BOS in Erding hat er deshalb weiterhin. Er ist aber nur einmal in der Woche an der Erdinger Schule, wie Dieter Link sagt.
Dreifachschulleiter Link ist somit zurzeit für rund 4000 Schüler und rund 200 Lehrer zuständig - rund 2500 Berufsschüler, 1000 an der FOS/BOS und circa 500 an der Münchner Berufsschule, die in den Fächern Haus-, Land- und Pferdewirtschafter ausgebildet werden.