Erding:Ein Märchen auf der Leinwand

Die aus Eitting stammende Illustratorin Susanne Straßer hat ein Bilderbuch über eine "ganz coole Prinzessin" geschrieben. Jetzt kommt die Geschichte als Spielfilm in die Kinos

Von Sarah Schiek

Prinzessin

Vorbild Aschenputtel: Prinzessin Clara (Hanna Merki) lässt nichts unversucht, um endlich auch den Weg ins Märchenbuch zu finden.

Zwar beginnt ihre Geschichte mit "Es war einmal", doch Susanne Straßers Protagonistin im "Märchen von der Prinzessin, die unbedingt in einem Märchen vorkommen wollte" ist nicht die klassische Königstochter im Sinne der Gebrüder Grimm: In dem Bilderbuch der Münchner Illustratorin und gebürtigen Eittingerin lebt eine kleine Prinzessin in einem derart kleinen Königreich, dass man sie in der Reihe der berühmten weiblichen Märchenfiguren schlicht vergessen haben muss.

Das Prinzesschen mit den Ringelstrümpfen ist darüber jedoch nur kurzzeitig verzweifelt, sondern macht sich beherzt ans Werk, diesen Zustand endlich zu ändern. Nach dem Vorbild ihrer Märchenhelden küsst sie Frösche, stapelt musikalische Tiere, lässt die Haare vom Turm hängen und stellt goldene Schuhe auf beide Treppen des Schlosses. Sicher ist sicher. Trotzdem geht bei jedem der Versuche irgendetwas schief.

"Die Kleine ist eine ganz coole Prinzessin, die beschließt, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen, die nicht darauf wartet, bis jemand anderes kommt und ihr das abnimmt", sagt Straßer über die Heldin ihres ersten Kinderbuches, für das sie nicht nur die Illustrationen gestaltet, sondern auch die Texte geschrieben hat. Zwei Jahre nach dessen Erscheinen hat es die etwas unkonventionelle, aber dafür umso liebenswertere Königstochter nicht nur in zahlreiche Kinderzimmer, sondern auch auf die Kinoleinwand geschafft:

Am heutigen Donnerstag kommt das "Märchen von der Prinzessin, die unbedingt in einem Märchen vorkommen wollte" als Spielfilm in die Kinos. In den Hauptrollen sind Hanna Merki ("Das dunkle Nest") als Prinzessin Clara und Michael Kranz ("Das weiße Band", "Inglourious Basterds") als Hofnarr Michel zu sehen. Drei Tage nach der Premiere besucht auch Susanne Straßer am Sonntag, 26. Mai, eine Vorstellung im Cineplex Erding. Im Anschluss an die Nachmittagsvorstellung um 15 Uhr wird sie als Autorin der Buchvorlage von ihrer Arbeit erzählen und Fragen des Publikums beantworten.

"Steffen Zacke hat mich damals einfach angerufen und gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, dass er mein Buch für seinen Abschlussfilm an der Filmhochschule verfilmt", erinnert sich Straßer an den ersten Kontakt mit dem Regisseur und Drehbuchautor, der die 36-jährige mit seiner Idee schnell überzeugt hat. "Der Film ist ja keine Animation, sondern ein Spielfilm und hat natürlich auch mehr Charaktere als meine Buchvorlage, die mit der Prinzessin, dem Hofnarr und dem Prinz am Rande ja nur aus drei Protagonisten besteht", sagt Susanne Straßer, die sich schon gegen Ende ihres Studiums des Kommunikationsdesigns an der Fachhochschule München auf Illustrationen spezialisiert hat.

Nach ihrem Diplom mit Auszeichnung schloss sie am Central Saint Martins College of Art and Design in London einen postgraduierten Studiengang mit einem Master of Art ab und ist seitdem als freiberufliche Illustratorin für verschiedene Verlage und Agenturen tätig. Ihre Arbeitsweise, eine Mischung handwerklicher Techniken wie Zeichnung, Tusche, Monotypie und Acryl mit digitaler Bildbearbeitung, beschreibt Straßer als "Collage im weitesten Sinne".

"Am Anfang kommt natürlich niemand mit Aufträgen zu einem, schließlich kennt einen ja keiner", erinnert sich Straßer an ihre Anfangszeiten, die sie inzwischen längst hinter sich gelassen hat. Bereits mehrfach wurden ihre Arbeiten international ausgezeichnet und unter anderem auf der Biennale für Illustrationen in Bratislava ausgestellt. Zuletzt wurde das von ihr bebilderte Kinderbuch "Rositas große Reise" in die "White Ravens 2013" aufgenommen, einer internationalen Auswahlliste von Neuerscheinungen der Kinder- und Jugendliteratur.

Mit dem, was Regisseur und Drehbuchautor Steffen Zacke aus ihrer Bilderbuchvorlage der kleinen Prinzessin gemacht hat, ist die junge Autorin sehr zufrieden. "Das ist ein ganz warmherziger, lustiger Familienfilm, aber kein Klamauk, sondern eine Geschichte mit Tiefgang, die sehr liebevoll und mit viel Herzblut gemacht ist", sagt Straßer, die diese Kriterien auch bei ihrer eigenen Arbeit als Illustratorin und Autorin anlegt. "Ich mache gern Sachen, die witzig sind, aber auch einen Hintersinn und eine gewisse Doppelbödigkeit haben. Ich mag es, wenn mehr dahintersteckt und man die Kinder ernst nimmt."

Seine Botschaft, den eigenen Weg zu gehen und sich nicht entmutigen zu lassen, vermittelt auch ihr erstes selbst geschriebenes Buch auf eine sehr amüsante Weise, die so manches Märchen ad absurdum führt: So hat es Straßers kleine Heldin nach dem Fröscheküssen an stelle eines Prinzen mit einem Ausschlag am Mund und liebestollen Amphibien zu tun und statt im Märchenland endet ihr Besuch im Knusperhäuschen mit einem klebrigen Lolli im Haar und einem Lebkuchen am Hintern. Liebenswert und pfiffig erzählt dürften die Abenteuer der kleinen Heldin nicht nur Kinder, sondern auch Eltern zum Lachen bringen.

Wie Susanne Straßer erzählt, könnten aber auch ihre kleinen Zuhörer die Pointen der Geschichte erstaunlich gut einordnen. "Wenn ich mit meinem Buch bei Lesungen unterwegs bin, bin ich immer sehr positiv überrascht, wie viele zum Teil auch unbekanntere Märchen die Kinder kennen", sagt Straßer, die selbst Mutter eines kleinen Sohnes ist. "Märchen sind ein Kulturgut, das auch heute noch wichtig ist. Auch, weil sie sich auf so unterschiedliche Weise erzählen lassen."

Susanne Straßer, Autorin des Kinderbuches "Das Märchen von der Prinzessin, die unbedingt in einem Märchen vorkommen wollte" kommt am Sonntag, 26. Mai, ins Cineplex Erding. Nach der Vorstellung um 15 Uhr beantwortet sie Fragen des Publikums und erzählt über ihre Arbeit. Karten gibt es ab sofort im Vorverkauf an der Kinokasse oder im Internet unter www.cineplex.de/erding.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: