Erding:Ein gesunder Rücken nützt beiden Seiten

Immer mehr Firmen bieten Präventionskurse für ihre Mitarbeiter an. Die meisten interessieren sich für Krafttraining. "Man darf das nicht mit einer Muckibude verwechseln", sagt Geschäftsführerin Heidi Huber-Kamm von Huber Technik

Von Barbara Forster, Erding

"Man kann nicht aufrecht stehen, wenn man nicht die richtig Statur dazu hat", sagt Walter Kink, Leiter des Reha- und Gesundheitszentrums in Erding. Er meint damit die Haltung der Arbeiter am Arbeitsplatz: Die am häufigsten auftretenden Krankheiten in den Firmen seien Bandscheibenvorfälle und Rückenschmerzen. Um Krankheiten vorzubeugen, bieten deshalb immer mehr Firmen im Rahmen der betrieblichen Gesundheitsförderung Präventionskurse oder Gesundheitstage für ihre Mitarbeiter an. So auch die Firma Huber Technik: Zur Feier des 90-jährigen Bestehens bezahlt das Unternehmen ihren Mitarbeitern zehn Wochen lang Kraft- und Gymnastikkurse im Reha- und Gesundheitszentrum in Erding.

Geschäftsführerin Heidi Huber-Kamm sagt, dass das Angebot in ihrer Firma sehr gut angekommen sei: "Mehr als 45 Prozent der Leute machen mit." Die meisten davon seien männlich und interessieren sich besonders für das Krafttraining. "Man darf das aber nicht mit einer Muckibude verwechseln", betont Huber-Kamm. Nicht jedes beliebige Fitnessstudio könne die Kurse anbieten. Man brauche geschulte Fachpersonal, das sich mit dem Gesundheitswesen auskennt. Nur dann übernehme die Krankenkasse einen Teil der Kosten.

"Bei gesundheitlichen Beschwerden können unsere Leute weiterhelfen", versichert Walter Kink. Er ist der Meinung, dass Präventionskurse für alle Firmen wichtig sind: "Im Berufsalltag hat man oft eine einseitige Haltung." Durch Gymnastikübungen, Krafttraining und theoretisches Wissen sollen die Mitarbeiter lernen, wie sie ihre Haltung verbessern können. Auch die Gruppendynamik und der Teamgeist sollen durch diese Kurse gestärkt werden. "Das ist für die Firmen eigentlich perfekt", sagt der Geschäftsleiter.

Nicht nur das Reha-Zentrum arbeitet mit Firmen zusammen. Auch das Gesundheitszentrum Trepila bietet für Firmenmitglieder Entspannungs-, Bewegungs- und Ernährungskurse an. Cathleen Bohusch, Geschäftsführerin und Physiotherapeutin, sagt, dass sie immer mehr Anfragen bekomme. Das Klinikum, das Landratsamt oder die Sparkasse hätten darüber hinaus das Gesundheitszentrum schon mehrere Male besucht. "Wir kommen auf Anfrage aber auch zu den Firmen", sagt Bohusch. Studien würden belegen, dass aufgrund von Präventionskursen die Krankheitsraten immer weiter zurückgehen. "Davon profitieren beide Seiten - Mitarbeiter und Arbeitgeber", findet Bohusch.

Arbeitgeber können pro Mitarbeiter jährlich bis zu 500 Euro jährlich für gesundheitsfördernde Maßnahmen geltend machen. Ein Teil wird von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen. Wie viel bezuschusst wird, hängt laut Bohusch von den jeweiligen Krankenkassen selbst ab.

Diplom-Ernährungswissenschaftlerin Brigitte Haug von der AOK ist zuständig für die betriebliche Gesundheitsförderung. Sie sagt, dass sie im vergangenen Jahr bayernweit circa 3000 Betriebe im gesundheitlichen Bereich unterstützt hätten. Davon seien 800 bis 900 Unternehmen in Form von Projekten und Befragungen intensiver betreut worden. "Auch wir von der AOK bieten Kurse und Projekte für die Gesundheit an", sagt Haug. Aus dem Landkreis Erding bekommen sie im Jahr circa 25 Anfragen: "Das Interesse hat deutlich zugenommen." Haug sagt, es sei ein Anfang, wenn Betriebe ihren Mitarbeitern in solche Kurse reinschnuppern lassen. Aber es liege an jedem selbst, ob er weiterhin etwas für seine Gesundheit tun wollen.

Das Gesundheitszentrum Trepila veranstaltet neben Kursen zusätzlich Gesundheitstage, an denen das Erdinger Finanzamt im Vorjahr teilgenommen hat: "Wir wollten unseren Leuten zeigen, was man für die Gesundheit alles tun kann", sagt der stellvertretende Amtsleiter Guido Riemerschmid. Darüber hinaus hat das Finanzamt Pilates und Qigong-Kurse eingeführt, die ein Trainer am Abend oder in der Mittagspause leitet. Teilweise werden die Kurse vom Staat unterstützt, den Rest müssen die Mitarbeiter selbst zahlen. Warum man so einen Aufwand betreibt? "Um die Gesundheit der Belegschaft zu fördern", sagt er. Denn auch Riemerschmied weiß: Rückenschmerzen sind der häufigste Grund für Arbeitsunfähigkeit.

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