Saatkrähen:Die nächste Generation wird flügge

Saatkrähen: Allenfalls schätzen lässt sich die Anzahl der Krähen in Erding. Im Herbst wird es eine genaue Zählung geben.

Allenfalls schätzen lässt sich die Anzahl der Krähen in Erding. Im Herbst wird es eine genaue Zählung geben.

(Foto: Renate Schmidt)

Die Saatkrähen im Erdinger Stadtpark machen Krach und Dreck, die Anwohner sind verärgert. Doch der Politik sind die Hände gebunden. Ohne die Regierung von Oberbayern geht gar nichts

Von Antonia Steiger, Erding

Hunderte von Saatkrähen ziehen derzeit im Erdinger Stadtpark ihre Nachkommen auf. Viele Jungvögel seien bereits flügge, sagt der CSU-Stadtrat, Umweltreferent und Kreisvorsitzende des Jagdverbandes, Thomas Schreder. Sie gehen bereits selbst auf Nahrungssuche, abends finden die Familien in ihren Schlafbäumen dann wieder zueinander. Eine familiäre Idylle. Anders verhält es sich mit der Stimmung unter den Menschen, die in der Nähe des Stadtparks wohnen, viele haben Beschwerdebriefe geschrieben. "Es gibt eine sehr große Verärgerung", sagt OB Max Gotz (CSU). Er habe großes Verständnis, fügt er an. Doch passieren tut derzeit nichts. Die Menschen müssen die unter Naturschutz stehenden Saatkrähen gewähren lassen. Frühestens im Oktober darf eingegriffen werden. Bis dahin kann über geeignete Maßnahmen nachgedacht werden.

Die bisherige Bemühungen, den Krähen Herr zu werden, brachten nur Teilerfolge. Zwar zogen sich die Krähen nach der Sanierung eines Teils des Stadtparks wie gewünscht zurück - jedoch nur ein paar Bäume weiter - und gründeten elf Splitterkolonien. Dank des "phantastischen Baumbestands", wie Schreder sagt. So war das aber nicht gedacht, deswegen zerstörten Bauhofmitarbeiter vor Beginn der Brutzeit die Nester in diesen Splitterkolonien. Die Krähen sollten wieder in den Stadtpark zurückgetrieben werden, um die Lärmbelästigung einzudämmen. Auch das mit mäßigem Erfolg: Am Herzoggraben und an der Sempt bauten die Krähen ihre Nester umgehend wieder zusammen, am Wasserturm haben sie eine neue Kolonie gegründet. Sie nisten in Altenerding und an der Lebzelterstraße. Mehr als 450 Brutpaare sollen sich derzeit in Erding aufhalten. Jedes bringe mindestens zwei Junge durch.

Zwei mögliche Gegenmittel stehen zur Diskussion. Zum einen ist der nächste Schritt der Parksanierung in Vorbereitung: Von den sanierten Bereichen, wo viel Gebüsch entfernt wurde, hält sich die Krähe fern, weil sie aus ihrem Nest in luftiger Höhe nicht direkt auf den Boden gucken möchte. Eine weitere Entbuschung könnte also zielführend sein, doch Gotz mahnt zu Vorsicht. "Nur da, wo es sinnvoll ist", soll der Park gelichtet werden. Zur Diskussion steht eine weitere Variante: Ein Falke soll für Unruhe unter den Saatkrähen sorgen. Ein Plan mit ungewissem Ausgang, denn ob ein Falke sich im Stadtpark niederlässt, das entscheidet er nur ganz alleine.

Welche Maßnahme auch zum Einsatz kommt, die Stadt Erding muss sie von der Regierung von Oberbayern genehmigen lassen. Der nächste Schritt ist eine Vogelzählung, die im Moment aufgrund der üppigen Vegetation aber nicht möglich ist. Die Anwohner müssen sich daher in Geduld üben - was vielen zunehmend schwer fällt. So haben schon im Mai einige Anwohner der Parkstraße an Gotz geschrieben, man könne sich an die zunehmende Lärmbelästigung nicht gewöhnen. Kerstin Biermeier, Juniorchefin der Pension Sperlhof, muss nicht nur ihre über das Gekreische erzürnten Gäste beruhigen. Darüber hinaus seien "Hof und Terrasse weiß gesprenkelt" vom Kot der Krähen. Die Krähen klauten Hühnern und Haustieren das Futter, heißt es in dem Beschwerdebrief. Auch auf Brotlieferungen stürzten sich die Vögel. Gotz und Schreder nehmen diese Klagen ernst, wie sie sagen. Doch sie betonen, dass die Stadt alleine nichts unternehmen dürfe. Für beide seien die Krähen aber auch sehr kluge Lebewesen, deren "Würde" zu wahren sei, wie Gotz sagt. Man solle den "Respekt vor den Viechern" nicht verlieren.

Geradezu tiefenentspannt gehen dagegen die Schulen an das Problem. Sie verbuche das unter "Leben", sagt Helma Wenzl, Direktorin des Anne-Frank-Gymnasiums. Josef Grundner, Leiter der Mädchen-Realschule Heilig Blut, sind auch noch keine Klagen zu Ohren gekommen. Allerdings habe man die Krähen im Verdacht, die Abfallkörbe auszuräumen. "Erst dachten wir, das sind die Schülerinnen", sagt Grundner.

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