Erding:"Der neue Gutschein bedeutet Stress"

Erding: Die ersten Gutscheine sind eingelöst worden, das sagen Mitarbeiter einiger Geschäfte im Erdinger Gewerbegebiet.

Die ersten Gutscheine sind eingelöst worden, das sagen Mitarbeiter einiger Geschäfte im Erdinger Gewerbegebiet.

(Foto: Peter Bauersachs)

Die ersten Kleidergutscheine für Flüchtlinge sind im Umlauf. Doch noch sind viele Fragen dazu offen

Von Regina Bluhme, Erding

Die Kleidergutscheine für die Flüchtlinge sind beschlossene Sache. Wie die Ausgabe in der Praxis funktionieren soll und vor allen wann es genau losgeht, darüber schweigt sich das Landratsamt Erding bislang aber aus. Mittlerweile sind erste Gutscheine im Umlauf, wie die Erdinger SZ bei der Nachfrage in mehreren Geschäften erfahren hat. Das dürfte Maria Brand vom Aktionskreis Asyl überraschen. Sie hatte gestern noch erklärt: "Wir warten täglich darauf, dass die Scheine verteilt werden".

Eine der vielen offenen Fragen lautet auch, welche Läden überhaupt die Gutscheine annehmen. Das Landratsamt hatte erklärt, "alle bekannten Bekleidungsgeschäfte im Landkreis" angeschrieben zu haben. Eine Liste war allerdings nicht zu bekommen. Nun steht zumindest fest: Im Erdinger Gewerbegebiet wurde gestern bei C&A und bei Deichmann mit den neuen Gutscheinen eingekauft. Auch Takko macht mit. Dabei sind ebenso die Filialen von Schuh und Mode Lipp am Rennweg, wie Buchhalterin Sandra Tutsch mitteilte. Taschen oder Schmuck dürfe sie aber nicht an die Flüchtlinge verkaufen, erklärte Tutsch auf Nachfrage. Ausdrücklich stehe "Bekleidung und Schuhe" auf den Gutscheinen. Und: Barauszahlung sei ebenso nicht möglich.

Noch nicht angefragt wurde beim Modehaus Kraus. "Das hat mich schon gewundert", berichtete gestern Geschäftsführer Hermann Kraus. Er habe sich bei einer Kreisrätin nach der Aktion erkundigt, "aber sie wusste auch nicht genau, wie das abläuft". Womöglich sei die Gutscheinvergabe auf Geschäfte im unteren Preissegment begrenzt, "aber wir bieten ja auch reduzierte Ware an". Er würde auf jeden Fall Gutscheine annehmen, sagte Kraus. Das Gewandhaus Gruber dagegen wurde bereits informiert. "Wir machen mit", war dort zu erfahren. Er habe noch nichts vom Landratsamt gehört und werde sich deswegen auch nicht äußern, erklärte Dieter Gerlspeck vom gleichnamigen Schuh- und Sporthaus.

Mitmachen will die Kleiderkammer der Arbeiterwohlfahrt. "Wir haben bereits viele Flüchtlinge als Kunden", so Kreisgeschäftsführerin Karin Seibt. Es bleibe noch abzuwarten, wie die Abrechnung mit dem Landratsamt laufe, "denn wir haben hier nur ehrenamtliche Mitarbeiter und wir müssen sehen, wie wir mit dem Personal auskommen". Während bei C&A die Abrechnung der neuen Gutscheine als "nicht aufwendiger als ein normaler Kassenvorgang" bezeichnet wird, sieht Deichmann-Filialleiterin Andrea Hechl schon eine Hürde. Sicherheitshalber verlange ihr Haus von jedem Gutschein eine Kopie, erklärte sie. "Sonst klappt das nicht", ist sie überzeugt. Diese Kopien sollten die Flüchtlinge beim Einkauf gleich mitbringen. Nicht alle würden das aufgrund der Sprachprobleme verstehen. Manche reagierten auch "recht ungehalten".

"Sicher gibt es hin und wieder welche, die sauer werden", das will Maria Brand gar nicht leugnen. Sie gehört zu den Sprechern vom Aktionskreis Asyl Erding und ist überzeugt: "Der neue Gutschein bedeutet Stress, und zwar für beide Seiten." Zum einen für die Flüchtlinge, "wenn an der Kasse der Gutschein nicht reicht und sie Teile wieder hergeben müssen". Zum anderen für die Verkäufer, "die das den Flüchtlingen dann klar machen müssen". Dass die Aktion längst läuft, davon wusste der Aktionskreis gestern nichts. "Ich habe noch bei niemandem einen Gutschein gesehen", sagte Brand.

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