Erding:"Das wird uns im Gedächtnis bleiben"

Erding: Es sind auch ganz grundsätzliche Fragen, die in der Ausstellung angesprochen und beantwortet werden.

Es sind auch ganz grundsätzliche Fragen, die in der Ausstellung angesprochen und beantwortet werden.

(Foto: Bauersachs)

In der Beruflichen Oberschule Erding findet seit einer Woche die Islamismusausstellung des Bundesamtes für Verfassungsschutz statt. Zahlreiche Schüler besuchen die Infoveranstaltung. Die Resonanz ist positiv

Von Denis Giessler

Erding - Die Resonanz ist vortrefflich: Jeden Tag besuchen bis zu fünf Schulklassen die Wanderausstellung "Die missbrauchte Religion - Islamisten in Deutschland", die das Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) organisiert und nach Erding gebracht hat. Eröffnet wurde sie am Dienstag vergangener Woche in der Beruflichen Oberschule (BOS). Die allermeisten Schülern reagieren positiv auf dieses Angebot heißt es. Sie ist noch bis Ende dieser Woche in Erding zu sehen.

Sybille Focke, Referatsgruppenleiterin im BfV, betonte zur Eröffnungsveranstaltung, das zentrale Anliegen der Ausstellung sei es, "klar zwischen der Weltreligion des Islam und der extremistischen Ideologie des Islamismus zu unterscheiden". Extremisten würden die Religion missbrauchen, denn mehr als 99 Prozent aller Muslime lebten ihren Glauben friedlich aus und stünden nicht im Konflikt mit dem Grundgesetz. Eingebunden in den Unterrichtsablauf an der BOS betreuen drei Fachreferentinnen des BfV die Ausstellung, die noch bis kommenden Freitag, 24. April, täglich zwischen 8 bis 16 Uhr geöffnet ist.

"Den meisten Schülern gefällt die Ausstellung", erklärt eine der drei fachkundigen Betreuerinnen des BfV, deren Namen nicht genannt werden dürfen. "Natürlich gibt es immer Leute, die nicht interessiert sind." Auch sei die Motivation innerhalb der 60-minütigen Führung nicht gleichbleibend hoch. "Das Interesse ist aber trotzdem da - keine Frage." Während der Präsentation sei es den Referentinnen zufolge wichtig, Informationen nicht nur vom Blatt abzulesen, sondern die Schüler auch interaktiv mit einzubinden. So sollen sie aus der Reserve gelockt und angeregt werden, selbst nachzudenken. "Die Besucher kommen hauptsächlich aus der BOS, aber auch von der Bundeswehr und der Neuapostolischen Kirche in Erding", weiß die Mitarbeiterin des BfV.

Am vergangenen Freitag besuchte eine zwölfte Klasse der BOS zur Mittagszeit im Fach Sozialkunde die Ausstellung. Nach grundlegenden Erläuterungen, was der Verfassungsschutz und seine Aufgaben seien, ging es an der zweiten Station weiter, die in Gestalt von fünf Säulen die Grundprinzipien des Islam erklärt. Eine muslimische Mitschülerin wurde in den Ablauf mit eingebunden und erklärte ihren Mitschülern Grundbegriffe wie Fasten, Mekka und den Koran.

Mit den Fragen "Was sind Islamisten?" und "Ist ein Gottesstaat grundsätzlich schlimm?" eröffnete die Fachreferentin die Diskussion im nächsten Themengebiet, dem Islamismus. "Islamisten sind Muslime, die ihre Ziele mit Gewalt durchsetzen wollen", antwortete ein Schüler.

Die BfV-Mitarbeiterin entgegnete daraufhin, dass es auch Islamisten gebe, die ihre Ziele ohne Gewalt erreichen wollen, etwa die Muslimbruderschaft in Deutschland als legalistische Islamisten. Auf die Frage nach dem Gottesstaat entgegnete ein anderer Mitschüler, dass auch der Vatikanstaat eine Art Gottesstaat sei und diese also nicht grundsätzlich schlimm sein können.

In einem nächsten Schritt fragte die Mitarbeiterin des BfV nach der Motivation junger Menschen, die in die Kampfgebiete des "Islamischen Staat" (IS) ziehen. Da sich viele Kämpfer in einem ähnlichen Alter befänden, will die Ausstellung so Identifikation und Unmittelbarkeit bei den Schülern erzeugen. Als Beispiel dienen hier die drei britischen Mädchen, die sich Ende Februar dieses Jahres auf den Weg nach Syrien gemacht hatten, um sich dem IS anzuschließen. Die Motive der Mädchen erklärten sich die Schüler unterschiedlich, Unzufriedenheit mit der Gesellschaft, fehlender sozialer Halt oder Abenteuerlust waren die häufigsten Antworten.

Maurice aus der zwölften Klasse hält die Ausstellung für gelungen und findet insbesondere die letzte Station "Jihadistische Islamisten - Anatomie des Terrors" am interessantesten: "Gewünscht hätte ich mir aber noch aktuellere Bezüge wie den Anschlag auf das Satiremagazin Charlie Hebdo im Januar", sagt der Schüler. Maurices Mitschüler John ergänzt, dass "der anfängliche Überblick von den Aufgaben des Verfassungsschutzes zu umfangreich ist". Eine Gruppe von Mitschülerinnen findet ebenfalls, dass der Veranstaltungseinstieg zu lang sei und ihre Aufmerksamkeit deswegen schnell aufgebraucht war. Die Omnipräsenz und der Umfang des Themas würden außerdem dazu führen, dass man sich nicht alles merken könne. "Der Nachbau der Kofferbombe im letzten Teil wird uns aber auf jeden Fall im Gedächtnis bleiben."

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