Erding:Das Time Out ist in

Die 16-Jährigen können in Erding feiern wie die Großen. Für die 14-Jährigen aber gibt es im Landkreis nur Veranstaltungen in den Jugendzentren - wie gut, dass es einen Shuttle-Bus zur Disco nach Freising gibt

Von Julia Sgolik

Erding: In der Luitpoldhalle in Freising finden die Time out-Partys statt. Ab 14 Jahren kann man dort hingehen.

In der Luitpoldhalle in Freising finden die Time out-Partys statt. Ab 14 Jahren kann man dort hingehen.

(Foto: Marco Einfeldt)

Kurz vor zwölf an einem Freitagabend in einem Erdinger Nachtclub: Die Unter-18-Jährigen drängeln zum Ausgang, um ihren Ausweis abzuholen, niemand will sich die Blöße geben und von der Security gesucht und vor allen Freunden nach draußen begleitet werden. Wer einen volljährigen Kumpel dabei hat, schätzt sich glücklich. Der darf nämlich mit ihm bis in die frühen Morgenstunden bleiben, wenn ihn die Eltern mit einer Einwilligkeitserklärung zur Aufsichtsperson erklärt haben.

Jugendliche zwischen 16 und 18 Jahren dürfen, zumindest am Wochenende, in den lokalen Discos feiern. Für die 14-Jährigen ist im Landkreis so etwas nicht geboten. "Wir hatten vor ungefähr zwei Jahren noch eine U 16 Party, aber der Andrang ist immer schwächer geworden", erläutert Jürgen Ondruscheck von Crazy World Events in Taufkirchen. "Wenn die Jungen hier nicht weggehen wollen, ist das auch okay", sagt er.

Mangelnde Feierlust der U 16-Gruppe kann Thomas Sellmeier, Veranstalter der Time Out Party in Freising, nicht bestätigen. Seine Veranstaltung ist für 14- bis 18-Jährige in der Umgebung das einzige kommerzielle Disco-Event und gut besucht. Ondruscheck hält vor allem die Mobilität für ein Problem. Die Jugendlichen seien immer darauf angewiesen, dass ihre Eltern sie zum Club fahren und von dort wieder abholen. Dieses Problem gibt es, dank Shuttlebus, für die Time-Out Partygänger nicht.

Auch das Jugendzentrum in Erding organisiert häufig Veranstaltungen für die jüngeren Jugendliche und kann ebenfalls nicht über fehlendes Publikum klagen. Besonders bei Konzerten von Schülerbands treffe man auf viele 14- und 15-Jährige, sagt Andreas Huber vom Jugendzentrum. Durch das pädagogisch ausgebildete Personal darf diese Altersgruppe der Jugendlichen auch bis Mitternacht bleiben. Das ist eine Ausnahme des Jugendschutzgesetzes, nach dem sie das Gelände eigentlich um 22 Uhr verlassen müssen. Für die Älteren wird auch Bier ausgeschenkt, das Personal achtet aber darauf, dass niemand zu betrunken wird.

Der Jugendschutz ist auch auf den Time Out Party kein Problem. Mit dreimal so viel Security wie in normalen Clubs sichert der Veranstalter das friedliche Feiern. Wenn Jugendliche beim Vorglühen schon zu viel Alkohol konsumiert haben, dürfen sie gleich gar nicht erst rein. Das einzige Problem sei das Rauchen, berichtet Sellmeier. "Die Jugendlichen fühlen sich durch das Rauchverbot für Nicht-Volljährige in ihrer existenziellen Coolheit bedroht", schätzt er. Immer wieder müsse das Sicherheitspersonal die illegalen Raucher im Außenbereich maßregeln.

Wenn die 16-Jährigen mal wieder in den Club gehen, und gerade weder in Freising noch im Jugendzentrum etwas geboten ist, gehen die Jüngeren im Sommer gerne zum Kronthaler Weiher und trinken dort - was aber verboten ist. Außerdem sind Schulveranstaltungen und Volksfeste wichtige Termine im Ausgehkalender der Heranwachsenden.

Dass es unter 16 schwierig ist abends etwas zu unternehmen, beklagt auch der 15-Jährige Christoph: "Ich gehe ab und zu ins Kino", sonst gebe es für ihn aber kaum Möglichkeiten. Das bestätigen auch Veronika und Magdalena, beide 16: "Vor einem Jahr konnten wir eigentlich nur zur Time Out Party nach Freising, sonst war es schwierig."

Die Fast-Volljährigen fahren zum Feiern auch gerne mal nach München,um sich da in die Clubs reinzuschmuggeln. "Ich mach' das zwar nicht, aber das ist auch nicht so schwer. Man kann leicht den Ausweis seines Bruders oder den der Schwester nehmen oder einfach den eigenen Ausweis fälschen, indem man über das Geburtsdatum eine anderes klebt. Vor allem Mädchen haben es eh einfacher als Jungs, da die von Türstehern oft gar nicht richtig kontrolliert werden", sagte der 17-jährige Roland aus Erding. Da den Jugendlichen bei den teuren Getränkepreisen in München schnell das Taschengeld ausgehe, kämen sie dann doch wieder zu den lokalen Partys, glaubt Thomas Sellmeier.

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