Erding:Das Handwerk braucht Unterstützung

Erding: Der Münchner Metzgermeister und CSU-Stadtrat Georg Schlagbauer ist seit Juli 2014 Präsident der Handwerkskammer für München und Oberbayern.

Der Münchner Metzgermeister und CSU-Stadtrat Georg Schlagbauer ist seit Juli 2014 Präsident der Handwerkskammer für München und Oberbayern.

(Foto: Renate Schmidt)

Kammer-Präsident Georg Schlagbauer fordert beim Empfang der Kreishandwerkerschaft unternehmerfreundliche Regelungen für Mindestlohn und Erbschaftssteuer. Im Vergleich zu Mitbewerbern in anderen Regionen haben Gewerbetreibende im Landkreis aber nur wenig Grund zum Jammern.

Von Antonia Steiger, Erding

Den Besuchern des Empfangs der Kreishandwerkerschaft am Sonntag bei der Raiffeisenbank Erding ist bekannt, dass sie als Gewerbetreibende im Landkreis Erding nur wenig Grund zum Jammern haben - im Vergleich zu Mitbewerbern in anderen Regionen Deutschlands. Doch auch wenn die Wirtschaftsdaten für den Landkreis von einzigartiger Qualität sind, wie Landrat Martin Bayerstorfer (CSU) in seinem Grußwort bestätigt, so fehlt doch auch hierzulande den jungen Leuten die Leidenschaft für eine Ausbildung im Handwerk.

759 Auszubildende gibt es derzeit in den 2400 Handwerksbetrieben im Landkreis, sagt Kreishandwerksmeister Rudolf Waxenberger. Das bedeute einen Rückgang um mehr als sieben Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Das Handwerk, von dessen überragender Bedeutung für die Lebensqualität in Deutschland alle so sehr überzeugt sind, brauche die Unterstützung der Politik, betont Waxenberger. Und das wiederholt auch Georg Schlagbauer, Präsident der Handwerkskammer für München und Oberbayern, der als Festredner geladen war.

Es gibt einige Themen, die derzeit in der Politik intensiv diskutiert werden und die das Handwerk direkt tangieren. Schlagbauer zählt unter anderem den Mindestlohn, die Erbschaftssteuer und die Energiewende auf. Überall sieht er die Gefahr von negativen Entwicklungen für das Handwerk. Es sei kein Handwerksmeister daran interessiert, einem Mitarbeiter weniger als 8,50 Euro zu zahlen, sagt Schlagbauer. Es gehe jedoch um eine pragmatische Umsetzung. "Die Dokumentationspflicht belastet die Betriebe." Es müsse Arbeitszeit investiert werden, die man eigentlich benötige, um den nächsten Auftrag einzuholen.

"Und es kostet Freizeit", sagt Schlagbauer und erntet zustimmendes Gemurmel. Auch bei der Erbschaftssteuer sieht Schlagbauer die Politik in der Pflicht. Eine neue Erbschaftssteuerregelung dürfe die Betriebsnachfolge nicht stören, sagt Schlagbauer. Das Eckpunktepapier aus dem Bundesfinanzministerium überzeuge ihn noch nicht. Er fordert: "Die Vorgaben dürfen nicht restriktiver ausgelegt werden, als es vom Bundesverfassungsgericht erlaubt wird." 18 300 Handwerksbetriebe stehen laut Schlagbauer in den kommenden Jahren vor einer Übergabe. Die jetzigen Inhaber müssten ihren Nachfolgern das Gefühl vermitteln können, dass das "Spaß macht".

Gute Chancen für das Handwerk, über die Schlagbauer reden wollte, sieht er bei der Energiewende. Erwartungsgemäß sprach er sich gegen den Plan aus, steuerliche Begünstigungen bei der energetischen Gebäudesanierung gegenzufinanzieren, indem der Handwerkerbonus gestrichen werde. Das sei auch gar nicht nötig, findet er. Ein Euro, den die öffentliche Hand in die Förderung der Gebäudesanierung stecke, ziehe Investitionen von zwischen zwölf und 16 Euro nach sich. "Ohne die energetische Gebäudesanierung ist die Energiewende auch gar nicht zu schaffen", glaubt Schlagbauer. Dankbar sei er deswegen dafür, dass die steuerliche Begünstigung der Gebäudesanierung auch dank des Widerstands der bayerischen Staatsregierung "noch nicht ganz vom Tisch" sei. Denn: "Nichts macht der Deutsche lieber als Steuern zu sparen."

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