Erding:Briefwahl liegt im Trend

Briefwahl

Immer mehr Erdinger beantragen Briefwahl

(Foto: dpa)

Überraschung in den Rathäusern: Fast ein Viertel der Wahlberechtigten im Kreis Erding will bei den anstehenden Wahlen per Post abstimmen. Die Stadt ist gewappnet - manch andere Kommune hat jedoch nicht mit einem solchen Ansturm gerechnet.

Von Sarah Schiek

Die Briefwahl ist bei Bezirkstags-, Landtags- und Bundestagswahl sowie den Volksentscheiden so gefragt wie noch nie im Landkreis Erding. Mehr als 23 000 Bürger des Landkreises, so der Stand von Donnerstag, haben allein für die Landtagswahl Briefwahl beantragt - das sind fast ein Viertel der Wahlberechtigten und fast in allen Gemeinden doppelt so viele wie bei der vorigen Wahl.

Spitzenreiter ist Bockhorn, wo bislang 29 Prozent der Bürger per Briefwahl wählen wollen, gefolgt von Isen (28) und Dorfen (27). "Bei uns sind inzwischen fast 800 Anträge eingegangen und es werden laufend mehr. Wir werden die 30-Prozent-Marke sicher noch knacken", sagt Wahlsachbearbeiter Florian Stein. Vier Tage vor der anstehenden Landtagswahl sind im Bockhorner Rathaus sogar die Kuverts ausgegangen. "Wir haben zwar gedacht, dass es diesmal mehr werden, aber mit einem solchen Ansturm haben wir nicht gerechnet", räumt Stein ein. Obwohl er schon im Voraus mehr Unterlagen als sonst bestellt habe, waren diese bereits am Mittwochnachmittag alle vergeben. "Wir haben natürlich nachgeordert und warten jetzt auf die Lieferung. Der Verlag hat uns zugesichert, dass sie heute noch ankommen soll", sagte Stein am Donnerstagmittag.

Überraschung in den Rathäusern

Auch in anderen Rathäusern wurden die Wahlleiter von den vielen Anträgen auf Briefwahl überrascht. "Wir haben doppelt so viele Briefwähler wie bei den letzten Wahlen", bestätigt Maria Gaigl, Leiterin des Ordnungsamtes bei der Verwaltungsgemeinschaft Hörlkofen. "Sonst ist immer die Hälfte der Unterlagen liegen geblieben, diesmal sind sie uns zwischenzeitlich sogar ausgegangen", erzählt sie.

"Es ist grundsätzlich so, dass der Trend immer mehr in Richtung Briefwahl geht, das haben wir schon bei vergangenen Wahlen gemerkt", meint auch Irmgard Beyer, die bei der Stadt Dorfen für die Wahlen verantwortlich ist. 27 Prozent der wahlberichtigten Bürger haben dort bislang Briefwahl beantragt. "Das ist fast ein Drittel mehr als bei der Wahl 2008", meint Beyer.

In der Stadt Erding hat man nicht nur genügend Unterlagen vorgehalten, sondern sich auch anderweitig auf einen Ansturm durch die Briefwähler eingestellt. Statt wie bisher im Einwohnermeldeamt werden die Briefwahlunterlagen heuer an einem extra eingerichteten Schalter im Frauenkircherl ausgegeben. "Da im Einwohnermeldeamt auch Leute anstehen, die beispielsweise ihren Pass abholen wollen, herrscht dort bei Hochzeiten eine rege Frequenz. So entzerrt sich das Ganze", erklärt Pressesprecher Christian Wanninger.

Nicht nur, weil die Beantragung von Briefwahl einfacher geworden ist, tendieren immer mehr Bürger zur Abstimmung per Post. Inzwischen muss dafür nämlich kein Grund mehr angegeben werden. Auch die unübersichtlichen und umfangreichen Stimmzettel zur Landtagswahl und die noch hinzukommenden Volksentscheide, so vermutet man in vielen Rathäusern, tragen zu der hohen Nachfrage bei. "Allein die Wahlbekanntmachung der Staatsregierung zum Volksentscheid ist acht Seiten lang. Viele Bürger studieren das natürlich lieber Zuhause ohne Zeitdruck als im Wahllokal", sagt Irmgard Beyer aus Dorfen.

Der Trend zur Briefwahl, da sind sich alle Wahlleiter einig, zieht sich inzwischen durch alle Generationen. Erstwähler wie auch ältere Menschen nutzen die Möglichkeit gleichermaßen. "Früher war die Briefwahl eher etwas für das ältere Publikum, das nicht mehr raus ins Wahllokal wollte", sagt Wahlsachbearbeiter Stein. "Heute holen viele familienweise die Briefwahlunterlagen bei uns ab."

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