Erding:Bomben aus Mais

Aktion von Attac: Landwirte, Umweltschützer und Hobbygärtner sagen manipuliertem Saatgut bundesweit den Kampf an

Lea Kramer

Zu Beginn der Maisanbausaison startet die "Attac"-Ortsgruppe eine Protestaktion. Mit sogenannten Saatgutbomben will sie auf genmanipulierte Lebensmittel aufmerksam machen. Wer bei Saatgutbomben aber an Krieg und Terror denkt, liegt nur bedingt richtig. "Wir bauen keine Bomben im klassischen Sinn", versichert Rainer Forster, Sprecher des Arbeitskreises Landwirtschaft von Attac. Bei den Bomben handle es sich um kleine Päckchen, die mit Saatgut gefüllt seien. Diese werden, gegen eine kleine Spende, an die Bevölkerung verteilt - ganz ohne Knall, Explosion und Trümmer.

Es sind keine militärischen Geschosse, die aufgefahren werden, doch ein Gefecht findet in Deutschland allemal statt: Schon lange ist die Auseinandersetzung um die Gentechnik nicht mehr nur in politischen Gremien präsent. Landwirte, Umweltschützer und Hobbygärtner sagen manipuliertem Saatgut bundesweit den Kampf an. Anführer des Protests ist "SOS - Save Our Seeds". Die Initiative setzt sich europaweit für die Reinhaltung von Saatgut ein. Seit einigen Jahren führen sie die Bantam-Aktion durch. Und dieser hat sich jetzt auch Attac Erding angeschlossen.

"Wir wollen mit der Aktion ein politisches Zeichen setzen", sagte Forster. Die Zuckermaissorte Bantam ist ein knapp hundert Jahre alter Samen, dessen Erbgut nicht verändert ist. In der modernen Landwirtschaft werden allerdings immer häufiger sogenannte Hybridsorten angebaut. Diese entstehen laut Bayerischem Staatsministerium für Landwirtschaft aus der "Kreuzung zweier Inzuchtlinien". Diese Samen sind resistenter gegenüber Schädlingen und dadurch im Anbau unkomplizierter sowie ertragreicher. Allerdings kann ein Hybridsamenfeld nur eine Saison lang bestellt werden. Im Gegensatz dazu ist das Saatgut des Bantam Maises samenfest. Das heißt, die Maissorte ist selbstbefruchtend und ein Feld kann über mehrere Generationen hinweg bewirtschaftet werden.

Attac will das Bewusstsein für diese Problematik im Landkreis schärfen und das Thema Gentechnik in der öffentlichen Diskussion behalten. Ob überhaupt Handlungsbedarf besteht, ist zweifelhaft. Denn laut Landwirtschaftsministerium werden in Bayern keine genetisch veränderten Pflanzen angebaut. Gerade im Landkreis Erding werde sehr viel Mais für die vielen Biogasanalagen angebaut, behauptet Rainer Forster. Außerdem sei der Begriff Genmais sehr präsent: "Durch die Diskussion über das Verbot von MON 810, bringt man Mais in der Regel am meisten mit Gentechnik in Verbindung."

Bei der Filmpremiere des Dokumentarfilms "Raising Resistance", die am 10. Mai im Cineplex in Erding stattfindet, will Attac sein größtes Bomben-Manöver starten. Attac-Sprecher Forster ist gespannt: "Wir hoffen auf eine große Resonanz und sind zuversichtlich, dass wir weitere Organisationen für die Aktion gewinnen können." Der Film solle Menschen animieren, sich zu engagieren. In "Raising Resistance" geht es um den Kampf der Kleinbauern Paraguays gegen die mächtige Agrarindustrie und damit um die Auswirkungen von Gentechnik auf Natur und Gesellschaft.

Demnach sollen in Erding möglichst viele Bürger Mais in ihren Gärten oder auf ihren Balkonen anbauen. Das Aussäen ist ein symbolischer Akt. Dieser soll auch im Internet grafisch dargestellt werden. Denn jeder, der Mais anpflanzt, soll sich in die Goldene Bantam-Karte auf www.bantam-mais.de eintragen. Diese bildet in goldener Farbe ab, in welchen Gemeinden Bantam Mais angebaut wird. "Das Ziel wäre, dass der ganze Landkreis Erding Gold wird."Lea Kramer

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