Erding:Autohändler Gromes findet zurück in die Spur

Sein Steuerberater und sein Wirtschaftsprüfer wurden wegen versuchten Betrugs und Urkundenfälschung verurteilt

Von Florian Tempel, Erding

Der Wartenberger Autohändler Hermann Gromes war mal ganz groß im Geschäft. In seinen besten Zeiten, sagt er selbst, habe er 7000 bis 8000 Autos im Jahr verkauft. Sein Umsatz habe bis zu 100 Millionen Euro betragen. "Ich war der mit Abstand größte Franzosenhändler in Deutschland", sagt Hermann Gromes. Sein Geschäftsmodell war der Re-Import französischer Neuwagen nach Frankreich. Ein sehr lukratives Geschäft, das 2008 mit einem großen Knall platzte, Gromes beinahe ruinierte und ihn auf die Anklagebank brachte. Im Jahr 2013 wurde der Autohändler wegen Insolvenzverschleppung und Unterschlagung - er hatte sogar deutsche Leasingwagen nach Frankreich verkauft - zu zwei Jahren auf Bewährung verurteilt.

Schon in seinem Strafprozess beklagte Gromes, am Zusammenbruch seiner waghalsigen geschäftlichen Unternehmungen trügen auch seine Steuerberater und Wirtschaftsprüfer Mitschuld. Die beiden, die in Landshut eine gemeinsame Steuerkanzlei betrieben, hätten über Jahre hinweg bei der Aufstellung seiner Bilanzen gravierende Fehler gemacht, die ihn sehr viel gekostet hätten. Gromes hat seine Berater auf 1,5 Millionen Euro Schadensersatz verklagt. Das Verfahren ist seit drei Jahren am Landgericht Landshut anhängig. Noch bevor der Schadensersatzprozess abgeschlossen ist, ist aber schon etwas Außergewöhnliches passiert. Die zwei verklagten Steuerberater und Wirtschaftsprüfer sind vom Amtsgericht Landshut wegen versuchten Betrugs und Urkundenfälschung verurteilt worden. Der eine zu einem Jahr Gefängnis auf Bewährung, der andere zu 15 000 Euro Geldstrafe.

Die beiden Urteile sind ohne eine öffentliche Verhandlung vor Gericht ergangen. Den Beschuldigten wurden vom Amtsgericht Landshut schriftliche Strafbefehle zugestellt, die sie akzeptiert haben. In den gleichlautenden Strafbefehlen heißt es, dass sie das Gericht "im bewussten und gewollten Zusammenwirken" mit "manipulierten Schriftstücken " täuschen wollten. Die Fälschungen der Dokumente waren recht simpel. Der Steuerberater und der Wirtschaftsprüfer legten dem Gericht zwei Kopien von Schreiben an das Finanzamt Landshut aus dem Jahr 2005 vor, in denen die Unterschriftenzeilen des Wirtschaftsprüfers beim Kopieren weiß abgedeckt worden waren. Dadurch sah es so aus, als ob die Schreiben ans Finanzamt vom Steuerberater kämen.

Wozu dieses gezielte und strafbare "Täuschung im Rechtsverkehr" gut sein sollte? Offensichtlich dafür: Man wollte den Anschein erwecken, dass in der gemeinsamen Kanzlei keineswegs alles - Steuerberatung und Wirtschaftsprüfung für Autohändler Gromes - aus einer Hand gemacht wurde. Der Steuerberater hätte dann die Position einnehmen können, an möglicherweise fehlerhaften Bilanzen sei der Wirtschaftsprüfer schuld. Und der Wirtschaftsprüfer hätte wohl genau andersherum gesagt: Wenn, dann sei ja wohl der Steuerberater für irgendwelchen Fehler in den Bilanzen von Gromes verantwortlich.

Ob die Aufdeckung der Urkundenfälschungen Gromes zu einem Erfolg bei seiner Schadensersatzklage verhelfen wird, ist ungewiss. Das Verfahren ist so kompliziert, dass das Gericht einen Spezialisten beauftragt hat, ein Gutachten zu erstellen. Auch wenn es vorliegt, ist nicht unbedingt mit einem schnellen Ende des Prozesses zu rechnen.

Autohändler Gromes - offiziell fungiert seine Mutter als Geschäftsführerin seines Betriebs - hat sich derweil von seiner Beinahe-Pleite wirtschaftlich wieder erholt. Nach eigenen Angaben hat er in den vergangenen Jahren Schulden in zweistelliger Millionenhöhe abgebaut. Er hat Filialen seines Wartenberger Autohauses verkauft sowie zahlreiche Häuser, Wohnungen und Grundstücke, die er sich als Privatmann zugelegt hatte. Früher habe er ja nicht nur Riesenumsätze, sondern auch große Gewinne gemacht, sagt Gromes.

Neben der Schadensersatzklage gegen seine ehemaligen Steuerberater und Wirtschaftsprüfer ist Gromes auch im Streit mit Banken, die ihm früher seine sehr umfangreichen Autogeschäfte finanziert haben. Auch von seinen ehemaligen Banken will er viel Geld zurück. Es gehe, sagt Gromes, auch hierbei noch um etliche Millionen Euro.

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