Erding:Auf Schatzsuche

Erding: Alles ist geordnet und archiviert im Franz-Xaver-Stahl-Haus in der Landshuter Straße.

Alles ist geordnet und archiviert im Franz-Xaver-Stahl-Haus in der Landshuter Straße.

(Foto: Renate Schmidt)

Heike Kronseder leitet das Museum Franz Xaver Stahl und ist begeistert. Mehr als 6000 Briefe, Zeichnungen und Bilder hat sie bislang gesichtet und geordnet

Von Antonia Steiger, Erding

Das Franz-Xaver-Stahl-Museum ist ein Schatz, auf den die ganze Stadt Erding stolz ist. Am allerstolzesten aber ist die Museumsleiterin Heike Kronseder, die am Dienstag vor den Stadträten über ihre Arbeit referierte und sich keine Mühe gab, ihre Begeisterung zu verbergen. 1800 Besucher haben in den vergangenen zehn Monaten das Haus an der Landshuter Straße besucht, unter ihnen viele Schülergruppen. Kronseder hat sich aber auch durch eine ungeheure Menge an Bildern, Grafiken, Zeichnungen, Briefen, Truhen und Koffern gegraben und dabei Dinge entdeckt, die ihrer Meinung nach sogar der 2014 gestorbenen Witwe Margarete Stahl verborgen geblieben waren. Zu erforschen und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen ist unter anderem noch ein Keller mit einem privaten Luftschutzraum. Ihn hat der 1977 gestorbene Stahl laut Kronseder für sich und seine Familie, weitere Hausbewohner und Nachbarn gebaut. Einer der wenigen erhaltenen privaten Luftschutzkeller, wie Kronseder glaubt.

Als junger Mann hat Stahl Illustrationen für Tiergeschichten angefertigt. In seinem Wohnhaus, das nun zu einem Museum geworden ist, haben sich jetzt Vorzeichnungen für die Heftchen gefunden, die laut Kronseder heute etwa 300 Euro wert sind. Sie glaubt, dass auch von der Existenz dieser Zeichnungen nicht einmal die Witwe etwas gewusst habe. "Es steht in keinem Buch, und sie hat es niemals erwähnt", sagte Kronseder, die zu Margarete Stahl viele Jahre lang einen guten Kontakt gepflegt hatte. Viel geredet wurde unter den Eheleuten Stahl vermutlich auch nicht über Briefe, die der Künstler an frühere Freundinnen geschrieben hatte und die nun Kronseder in die Hände gefallen sind. Sie werde die Adressaten nicht preisgeben, versprach sie. Gefunden hat sie auch ein Medaillon mit zwei gemalten Pferdeköpfen, das für eine Frau gedacht war, aber offensichtlich dem Künstler wieder zurückgegeben wurde. "Der Name ist ausgestrichen worden", sagte Kronseder. 6000 bis 7000 Objekte sind mittlerweile durch ihre Hände gegangen. Die Werke, die zum Teil unter beklagenswerten klimatischen Bedingungen im Rückgebäude gelagert worden waren, sind nun vorübergehend in der Stadtbücherei untergebracht. Und es werden immer noch mehr: Kronseder schilderte ihre Bemühungen, mit Nachfahren von Stahls Briefpartnern in Kontakt zu kommen. In einem Fall sei sie umgehend dazu aufgefordert worden, sich zwei Stahl-Bilder abzuholen. Man wolle "die alten Schinken" nicht mehr haben. Auch die Tochter einer früheren Verlobten Stahls war schon im Museum, auch ihr konnte die Stadt zwei Bilder abkaufen, zwei bekam sie geschenkt.

Ein Zimmer hat Kronseder mit Bildern von Johann Georg Schlech gestaltet, dem ersten Mann von Margarete und Freund von Franz Xaver Stahl. Gesichert sind aber auch Stücke aus noch früheren Zeiten. Unter anderem fanden sich in einem kleinen Kästchen Schmuckstücke, die Kronseder der Mutter Stahls zuordnet. Und es finden sich Spuren eines Vergoldungsgeschäfts und des ersten Erdinger Fotoateliers, das dort schon bald nach Erfindung der Fotografie eröffnet wurde. Die Stadträte freuten sich sichtlich über diesen schwungvollen Vortrag. Horst Schmidt (SPD) regte darüber hinaus an, die Rolle Stahls in der Zeit des Nationalsozialismus aufzuarbeiten und vielleicht eine Schülerfacharbeit zu diesem Thema anzuregen. Große Unterstützung fand er dafür dieses Mal noch nicht. Heike Kronseder betonte jedoch, es sei alles aufgehoben worden. Stahl sei 1942 in die NSDAP eingetreten und als Mitläufer klassifiziert worden.

Schon am Sonntag, 5. Juli, ist das Museum Franz Xaver Stahl in der Landshuter Straße 31 von 14 bis 17 Uhr wieder zu besichtigen. Der Eintritt ist frei.

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