Erding:Auf dem Weg nach Jerusalem

Schüler und Lehrer des Anne-Frank-Gymnasiums besuchen im Juli Yad Vashem

Vor 70 Jahren war der Zweite Weltkrieg und die Naziherrschaft zu Ende. Am 30. April 1945 erreichten amerikanische Soldaten Erding. Vor 50 Jahren, am 12. Mai 1965, nahmen die Bundesrepublik Deutschland und der Staat Israel offiziell diplomatische Beziehungen zueinander auf. Vor zwei Jahren schloss das Anne-Frank-Gymnasium Erding, als eine der ersten Schulen in Bayern, eine Partnerschaft mit der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem. In diesem Juli wird eine Gruppe von zehn Schülern und sieben Lehrern nach Jerusalem fliegen und an einem Seminar an der Internationalen Schule für Holocauststudien in Yad Vashem teilnehmen. Zum ersten Mal, denn die eigentlich schon 2014 geplante Reise musste im vergangenen Jahr vier Tage vor dem Abflug abgesagt werden - wegen des Kriegs im Gaza-Streifen und den Raketenangriffen der Hamas auf Israel.

Seit August 2005 trägt das Anne-Frank-Gymnasium den Namen der 1929 in Frankfurt am Main geborenen und im März 1945 im Konzentrationslager Bergen-Belsen ums Leben gekommenen Anne Frank. Die Beschäftigung mit der Schoah ist seitdem ein wesentlicher Teil des Schulprofils, zum Beispiel im Schülerarbeitskreis der Anne-Frank-Botschafter, die jedes Jahr den neuen Fünftklässlern über das kurze Leben der Anne Frank berichten. Die Partnerschaft mit Yad Vashem erweitert das Lernen und Lehren über die mörderische Zeit des Nationalsozialismus. Für den Unterricht hat man aus Yad Vashem Materialboxen erhalten, die den Schülern die Biografien von Opfern und Überlebenden eindrücklich näher bringen. Denn das ist das Grundprinzip der pädagogischen Ausrichtung, Geschichte lässt sich nur über die Geschichte von Personen vermitteln.

An der im Juli anstehenden einwöchigen Reise nach Israel nehmen zehn Schüler sowie sieben Lehrer teil. An der Internationalen Schule für Holocauststudien in Yad Vashem, deren deutschsprachige Abteilung von der früher in Erding als Lehrerin tätigen Noa Mkayton geleitet wird, wird die Gruppe drei intensive Tage verbringen. Das Seminar ist speziell für die Erdinger Gruppe zugeschnitten. Birgit Schiwietz, die am Anne-Frank-Gymnasium die Ansprechpartnerin für die Yad Vashem-Partnerschaft ist, ist darauf gespannt, wie sich "Schüler und Lehrer gegenseitig als Lernende erleben werden". Neben dem Seminar in Yad Vashem stehen Besichtigungen von Jerusalem und ein Ausflug, wahrscheinlich zum Toten Meer, auf dem Programm. Die Kosten von 550 Euro für die Schüler werden zu 40 Prozent vom Staatsinstitut für politische Bildung und vom Bundesjugendring gefördert.

In Yad Vashem wird nicht nur den Opfern der Schoah gedacht, sondern auch den Menschen, die Juden vor der Ermordung durch die Nazis retteten. Alois und Maria Rauch, die von 1943 an zwei Jahre lang die Jüdin Elfriede Seitz bei sich in Grucking versteckten, sind im Juni 2014 posthum als "Gerechte unter den Völkern" ausgezeichnet worden. Auch dieser lokale Konnex wird am Anne-Frank-Gymnasium nun in Vorbereitung auf die Reise nach Yad Vashem thematisiert und soll mit einem Projekt in Erding fortgesetzt werden.

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