Sozialarbeit für Flüchtlinge:An der Schnittstelle

Sozialarbeit für Flüchtlinge: Caritas-Geschäftsführerin Barbara Gaab (rechts) freut sich, dass Nicki Gehlmann künftig hauptberuflich Ehrenamtliche unterstützen wird.

Caritas-Geschäftsführerin Barbara Gaab (rechts) freut sich, dass Nicki Gehlmann künftig hauptberuflich Ehrenamtliche unterstützen wird.

(Foto: Renate Schmidt)

Vier Jahre lang leistete der Landkreis Erding die Sozialarbeit für Flüchtlinge in Eigenregie. Jetzt eröffnet die Caritas eine Anlaufstelle für Ehrenamtliche und besetzt sie mit der Sozialpädagogin und Projektmanagerin Nicki Gehlmann

Von Florian Tempel, Erding

Vor vier Jahren kamen nach längerer Zeit wieder die ersten Flüchtlinge in den Landkreis. Gleichzeitig begann die ehrenamtliche Unterstützung der vor Krieg und Unterdrückung Geflüchteten. Mittlerweile leben mehr als 1000 Flüchtlinge in den Kommunen des Landkreises und auch die Zahl der ehrenamtlichen Helfer ist auf mehrere Hundert angewachsen. Vor drei Wochen hat bei der Caritas Erding die "Fachstelle Helferkreise Asyl" eröffnet, die den vielen ehrenamtlichen Helfern Unterstützung, Beratung und Begleitung bietet. Die Stelle wird zu zwei Dritteln von der Erzdiözese München-Freising und zu einem Drittel vom Landkreis Erding finanziert.

Der Landkreis geht einen eigenen Weg

Eine Anlaufstelle für Ehrenamtliche in der Flüchtlingsarbeit war etwas, was seit vier Jahren im Landkreis fehlte. Während andere Landkreise und kreisfreie Städten bei der Asylsozialberatung mit Wohlfahrtsverbänden zusammenarbeiten, geht der Landkreis Erding auch hier seit vier Jahren einen eigenen Weg. Er ist der einzige Landkreis im Freistaat, der mit eigenen Angestellten die Sozialarbeit für Flüchtlinge leistet. Aktuell sind dafür drei Sozialpädagogen am Landratsamt angestellt, im kommenden Jahr sollen noch einmal drei dazu kommen.

Der Landkreis verzichtet, weil er die Aufgabe der Asylsozialberatung selbst übernommen hat, auf staatliche Zuschüsse. Der Freistaat übernimmt 80 Prozent der Personalkosten nur dann, wenn die Asylsozialberatung nach dem Subsidiaritätsprinzip von einem Wohlfahrtsverband geleistet wird. Ein Sozialpädagoge kostet den Landkreis etwa 55 000 Euro im Jahr.

Eine Lücke wird geschlossen

Der Landkreis hat durch seinen Sonderweg bislang auch darauf verzichtet, die Ehrenamtlichen bei der Flüchtlingsbetreuung einzubeziehen. Außer einem runden Tisch, bei dem Vertreter des Landratsamtes mit Vertretern von Institutionen, Vereinen und Helferkreisen alle paar Monate zusammenkommen, gab es bislang keine offizielle Schnittstelle.

Wo die Asylsozialberatung in den Händen von Wohlfahrtsverbänden liegt, ist die Kooperation und Unterstützung von ehrenamtlichen Helfer hingegen immer schon ein wesentlicher Teil der Arbeit. Diese Lücke wird nun mit der neu geschaffenen Fachstelle geschlossen. "Es wäre gut gewesen, wenn es das schon länger geben würde", sagt Barbara Gaab, die Kreisgeschäftsführerin der Caritas, "aber es ist gut, dass es sie jetzt gibt."

Vielefältige Aufgaben

Die Aufgaben, die die 45-jährige Sozialpädagogin und Projektmanagerin Nicki Gehlmann übernommen hat, sind vielfältig. In den ersten drei Wochen in ihrem neuen Job hat Gehlmann mit allen bekannten Helferkreisen Kontakt aufgenommen, war bei einigen bereits zu Besuch und hat mit den anderen Treffen vereinbart. Auch wenn es bereits 15 bis 20 Helfergruppen gibt, gründen sich noch immer neue - wie derzeit in Oberding oder Berglern. Diese Helferkreise will Gehlmann mit grundlegenden Informationen unterstützen und auf Schulungsangebote hinweisen.

Das Katholische Bildungswerk bietet eine in Zusammenarbeit mit der Caritas entwickelte Grundschulung an. An fünf Samstagen werden Ehrenamtliche auf einen Einsatz in der Flüchtlingsarbeit vorbereitet. Darüber hinaus vermittelt Gehlmann weiterführende Kurse und Schulungen, wie zum Beispiel zum Thema Traumatisierung.

Auch Helfer brauchen Hilfe

Ein weiterer, "ganz wichtiger Punkt", sind Angebote in Supervision und kollegialer Beratung, denn viele Helfer benötigten früher oder später selbst professionelle Hilfe, um die oft emotional belastende Flüchtlingsarbeit persönlich zu verarbeiten. Alle Schulungen oder Supervision sind für die Ehrenamtlichen kostenfrei.

Neben all dem will Gehlmann auch die "riesigen Erfahrungsschätze" der bestehenden Helferkreise vernetzen. Ein Beispiel ist der Aufbau einer Kartei mit ehrenamtlichen Dolmetschern.

Fachstelle Helferkreise Asyl, bei der Caritas in Erding, Rivera Straße 1. Nicki Gehlmann ist unter Telefon 08122/955 94 49 oder per E-Mail an nicoletta.gehlmann@caritasmuenchen.de erreichbar.

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