Erding:Amadeus bleibt

Weitere Steuermillionen für Erding: Das weltweit operierende Reisebuchungsunternehmen hat das Rechenzentrum-Gebäude in Aufhausen für 62 Millionen Euro gekauft

Antonia Steiger

Erding: Bis Ende 2012 hatte Amadeus das mehreckige Gebäude für das Rechenzentrum (im Vordergrund) geleast. Weil die Bedingungen in einem neuen Vertrag deutlich schlechter geworden wären, hat das Unternehmen das Haus nun gekauft.

Bis Ende 2012 hatte Amadeus das mehreckige Gebäude für das Rechenzentrum (im Vordergrund) geleast. Weil die Bedingungen in einem neuen Vertrag deutlich schlechter geworden wären, hat das Unternehmen das Haus nun gekauft.

(Foto: Bauersachs Peter)

- Das Amadeus Rechenzentrum hat zum Jahreswechsel ein deutliches Bekenntnis zum Standort Erding abgegeben: Für 62 Millionen Euro hat das weltweit operierende Reisebuchungsunternehmen das 1990 errichtete Gebäude in Aufhausen gekauft, in dem eines der weltweit größten Rechenzentren steht. Für die Bürger in Stadt und Landkreis Erding heißt dies, dass die Steuermillionen des Unternehmens weiter den Haushalt der Stadt Erding - und über die Kreisumlage auch den des Landkreises - in unvergleichliche Weise stützen werden. "Im zweistelligen Millionenbereich" hat Amadeus auch 2012 Gewerbesteuern in Erding bezahlt, das bestätigt Eberhard Haag, Geschäftsführer des Amadeus Rechenzentrums in Aufhausen.

Die Krisen im Euroraum und in Nordafrika sind an Amadeus jedoch nicht spurlos vorbeigegangen. "Fast vollständig" sei die Geschäftstätigkeit im Norden Afrikas zum Erliegen gekommen, sagte Haag. Amadeus habe dort "viele Marktanteile", weswegen dies das Unternehmen getroffen habe. Auch in Spanien und Frankreich seien Einbrüche zu verzeichnen gewesen. Dafür habe sich der Mittlere Osten sehr gut entwickelt. Die Zahl der Buchungen sei 2012 etwas unter Plan gelegen. "Durch Kosteneinsparungen ist das aber wieder reingeholt worden", sagt Haag.

Der Geschäftsbericht der Amadeus IT Group für die ersten drei Monate des Jahres 2012 weist einen um gut acht Prozent auf 2,23 Milliarden Euro wachsenden Umsatz aus, das Ergebnis ist um zwanzig Prozent auf 480 Millionen Euro gestiegen. Es sehe nicht danach aus, sagt Haag, "dass sich das im vierten Quartal 2012 noch dramatisch verändert hätte". Das Jahr 2012 sei sehr gut gelaufen, die Planungen für 2013 seien "ebenfalls nicht schlecht".

Wichtiger als die Geschäftstätigkeit dieses einen Jahres ist für Erding jedoch die Entscheidung des Unternehmens, das Gebäude des Rechenzentrums zu kaufen. Dies sei "ein klares Zeichen und eine Bestätigung für den Standort Erding', sagt Haag. Der Leasingvertrag sei ausgelaufen, die neuen Konditionen jedoch so schlecht gewesen, dass sich Amadeus entschlossen habe, das Haus zu kaufen - für 62 Millionen Euro.

Haag erläutert, dass auf die Erkenntnis, dass ein Kauf günstiger sei als ein Leasingvertrag, die strategische Überlegung folgen müsse, ob man am Standort bleiben wolle. Und dies ist der Fall. Ein Umzug würde einen Verlust an Fachkräften nach sich ziehen. "Eine Rieseninvestition" seien diese 62 Millionen Euro - auch für Amadeus. Schon 2011 hatte Amadeus elf Millionen in eine Erweiterung für Stromzuführung und Kühlung investiert. Über neue Standorte wird trotzdem nachgedacht. So ist ein Rechenzentrum in den USA in Planung. Dort habe Amadeus im Bereich der IT-Services für Airlines Fuß gefasst, ein Zentrum für Datenverarbeitung sei notwendig.

Die Reisebuchungen bleiben das wichtigste Geschäftsfeld, Amadeus sucht aber weiter nach neuen Betätigungsfeldern. Zum Teil schon umgesetzt ist ein IT-Service für kombinierte Bahn-Flugtickets. Highspeed-Züge wieder ICE werden nach Haags Auffassung künftig stärker genutzt werden, zum Beispiel zwischen Stuttgart und München. Allerdings gestalten sich die Verhandlungen mit den Bahnen offenbar nicht so einfach: "Bei den Bahnen hört alles an der Staatsgrenze auf", sagt Haag. Voll implementiert ist diese Kombination bereits auf einigen Verbindungen in Frankreich und Deutschland.

Eine neue Situation gibt es beim Amadeus Rechenzentrum in diesem Jahr zudem an der Spitze: Eberhard Haag wird die Geschäftsführung an Wolfgang Krebs übergeben, wie er sagte. Sein Nachfolger komme von SAP, wo er in ähnlicher Funktion gearbeitet habe, und sei seit Jahresbeginn im Hause. Eine Zeitlang werden sie parallel arbeiten. Haag bleibt Amadeus jedoch erhalten: an einer "übergeordneten Koordinationsstelle zwischen Entwicklung und Operations", wie er sagt. Haag ist seit 2009 verantwortlich für den Bereich Operations einschließlich des Rechenzentrums. Unter seiner Führung habe Amadeus den Betrieb seiner IT deutlich verbessert, teilt das Unternehmen mit. Haag kam 2000 zu Amadeus. Damals verfügte er bereits über 24 Jahre Erfahrung in Software-Entwicklung und IT-Architektur. Zuvor arbeitete er im Management von Carl Zeiss.

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