Erding:Aktive Hilfe durch ein ganzes Leben

Noch 2015 soll ein "Teilhabebeirat" für Behinderte entstehen, der sich ausdrücklich nicht als Debattierklub verstehen wird

Von Wolfgang Schmidt, Erding

Nicht alles, was wichtig ist, wird auch so wahrgenommen. Nicht einmal fünf Prozent der Bevölkerung würden bei einer Befragung mit dem Begriff "Teilhabebeirat" überhaupt etwas anfangen können, sagte der Bundestagsabgeordnete Andreas Lenz bei einem CSU-Pressegespräch am Montag. Es ist anzunehmen, dass Lenz eine entsprechende Wette locker gewonnen hätte.

Das soll sich ändern, hat sich Bezirksrat Franz Hofstetter, der gleichzeitig auch der Taufkirchener Bürgermeister ist, fest vorgenommen. Im Klartext: Er will dafür sorgen, dass Menschen mit Behinderung ihre Rechte wahren können. In Deutschland gibt es zehn Millionen Menschen mit körperlichen oder geistigen Einschränkungen. Für den Landkreis Erding liegen keine Erhebungen vor, die Zahl in dieser relativ jungen Region dürfte aber bei circa 14 000 Personen liegen.

Gerade für einen stark wachsenden Landkreis wie Erding sei die Inklusion eine "sehr wichtige Aufgabe", sagte Hofstetter. Erste Ansätze sind bereits vorhanden und es gibt auch schon Einrichtungen und Werkstätten, die diese Aufgabenstellung fördern. Aber das ist für Hofstetter nicht genug. Noch zu sehr hat das alles den Anstrich von Almosen - "Fürsorgepflicht" klingt sehr danach. Und davon will er weg. Der Bezirk Oberbayern hat ihm bei diesem Unterfangen bereits seine Unterstützung zugesagt.

Die Ziele sind hoch gesteckt, die der Erdinger CSU-Kreisverband auf Hofstetters Initiative hin erreichen will. Als da wären die Schaffung und Weiterentwicklung individueller Angebote für Menschen mit Behinderung; Barrierefreiheit in allen Bereichen; Vernetzung und gegenseitiger Austausch; Unterstützung von Selbsthilfegruppen und Angehörigen; Eingliederung von Behinderten in das Schul- und Arbeitsleben und natürlich eine offensive Öffentlichkeitsarbeit.

Der "Teilhabebeirat" soll also bereits in der Schule tätig werden, die behinderten Menschen im Arbeitsleben unterstützen und auch dann noch betreuen, wenn sie im Seniorenalter sind. Hilfestellung durch ein ganzes Leben soll die Institution bieten - denkbar wäre auf dieser Ebene etwa auch, einem Arbeitgeber finanzielle Anreize zu gewähren, wenn er einem behinderten Menschen den Einstieg in den Berufsalltag ermöglicht. Und der künftige "Teilhabebeirat" soll auch auf einem Feld tätig werden, das im prosperierenden Landkreis immer mehr an Bedeutung gewinnt: Die Institution will für darauf angewiesene Personen behindertengerechten Wohnraum beschaffen - der darüber hinaus auch noch bezahlbar ist.

Feste Mitglieder sollen sein die Behindertenbeauftragte des Landkreises, der Bezirksrat, Vertreter des Kreistages und spartenmäßig Delegierte der Kommunen oder involvierter Fachverbände, wie Landrat Martin Bayerstorfer bei dem Pressegespräch zur Besetzung sagte. Noch im Laufe des Jahres 2015 soll der künftige "Teilhabebeirat" installiert werden. Und der will sich beileibe nicht als ein Debattierklub verstanden wissen, der das Ergebnis seiner Debatten bei einem anderen Gremium einreicht, das dann wiederum selbst darüber debattiert. Man werde sich als "politisches" Instrument sehen, das auch Entscheidungen trifft, kündigte Hofstetter an.

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