Erding:Aktive Freizeitgestaltung

Erding: Die allerbeste Ortskenntnis kann man bei Wilhelm Wagner voraussetzen. Er leitete das Stadtplanungsamt.

Die allerbeste Ortskenntnis kann man bei Wilhelm Wagner voraussetzen. Er leitete das Stadtplanungsamt.

(Foto: Peter Bauersachs)

Wilhelm Wagner beschäftigt sich dreißig Stunden pro Woche mit der Archäologie. Jetzt ist er Stadtheimatpfleger

Von Antonia Steiger, Erding

Ein Professor für Baugeschichte hat den jungen Wilhelm Wagner mit der Begeisterung für Archäologie infiziert, als er in einer Vorlesung von Ausgrabungen in Irak erzählte. Damals studierte der spätere Erdinger Stadtplaner Wagner in Hamburg Bauingenieurwesen, später folge noch ein Studium Stadtplanung in Siegen. Mittlerweile liegt die berufliche Karriere schon hinter dem 66-Jährigen, der in München und Erding als Stadtplaner gewirkt hat. Mit dem Arbeiten hat er jedoch nicht aufgehört. Etwa dreißig Stunden pro Woche beschäftigt er sich mit der Archäologie - seit Dienstag auch noch in einer neuen Aufgabe: Die Stadt Erding hat erstmals einen Stadtheimatpfleger Archäologie bestellt. Die Wahl im Ausschuss fiel einstimmig auf Wilhelm Wagner.

Seine Frau habe ihm am Dienstagabend gleich gratuliert, sagte Wagner. Mit gutem Grund: Wagners ambitionierte ehrenamtliche Tätigkeit diene auch dem Ziel, als Pensionär seiner Frau nicht im Wege zu stehen, wie er sagt. "Nicht dass ich auf einmal auf die Idee komme, im Haushalt zu helfen." Wagners Engagement kommt darüber hinaus auch vielen anderen zugute. So soll seine Arbeit die Rathausverwaltung entlasten. Wagner wird "in Baustellen reinschauen", wie er sagt, wo erst einmal kein Bodendenkmal vermutet wird. Er wird Forschungsprojekte wie "Erding im ersten Jahrtausend" begleiten und Bauwillige in Fragen des Bodendenkmalschutzes beraten. Er hat sich aber auch vorgenommen, dafür zu sorgen, dass Ergebnisse von Grabungstätigkeiten kurzfristig aufbereitet und publiziert werden und nicht "in irgendeinem Depot verschwinden".

Schon zu Zeiten seines Berufslebens hat Wagner viel Zeit für die Archäologie aufgewendet. Mehrmals nahm er Urlaub, um an mehrwöchigen Lehrgrabungen teilzunehmen, wobei es ihn aber nie an Grabungsstätten in weit entfernte Länder gezogen habe. Ob in Buch am Erlbach oder in Erding, zu finden gibt es auch in der Region noch viel. Und Wagner ist überzeugt: "Wir wissen noch nicht alles." Deswegen hofft er, dass das Projekt "Erding im ersten Jahrtausend", das zu seiner Zeit im Erdinger Rathaus mit der Ludwig-Maximilians-Universität und der Anthropologischen Staatssammlung angestoßen wurde, noch möglichst lange bestehen bleibt. Immer wieder bekommen Doktoranden auf diesem Weg interessante Aufgabengebiete. Derzeit befasst sich einer mit der Gründungsgeschichte Altenerdings, von der nicht viel mehr als die Existenz einer Urkunde bekannt sei. Wünschenswert wäre es, findet Wagner, das Projekt auf die Zeit vor Christi Geburt auszudehnen.

Weil er etwas zurückgeben möchte, wie er sagt, ist Wagner jetzt auch noch Schatzmeister der Gesellschaft für Archäologie. Außerdem ist er als Gaststudent an der Ludwig-Maximilians-Universität eingeschrieben. Er zahlt 100 Euro Studiengebühr pro Semester und besucht zwei Vorlesungen: eine zur La Tène-Zeit - die jüngere Eisenzeit, die nach einem Fundort in der Schweiz bezeichnet wird - und eine über das Mittelalter bei Professor Bernd Paeffgen, der das Projekt "Erding im ersten Jahrtausend" betreut und dem Wagner auch in der Gesellschaft für Archäologie begegnet. Hier wie dort trifft Wagner Gleichgesinnte: "Zwei Drittel der Studenten sind in meinem Alter."

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: