Erding:Abkochverordnung aufgehoben

Erding: Im Erdinger Wasserwerk kontrolliert Albert Mair die Clordioxidanlage

Im Erdinger Wasserwerk kontrolliert Albert Mair die Clordioxidanlage

(Foto: Renate Schmidt)

"Es ist kein Problem, Leitungswasser zu trinken": Die Behörden haben die Abkochverordnung in Erding und Umgebung aufgehoben, gechlort wird aber bis Ende der Woche. Die Erdinger Gastronomen haben sich auf die neue Situation schnell eingestellt

Von Simone Bernard

Die Abkochverordnung für Trinkwasser, die das Landratsamt am vergangenen Donnerstag erlassen hatte, ist seit Montag wieder aufgehoben. Um 13.30 Uhr gab das Gesundheitsamt Entwarnung: Das Leitungswasser darf nun wieder ohne Einschränkung verwendet werden. Bis voraussichtlich Ende der Woche werde vorsichtshalber weiterhin Chlor zugesetzt, erklärt Heribert Stich, Leiter des Gesundheitsamtes. "Es ist aber kein Problem, Leitungswasser zu trinken."

Chlorung hat funktioniert

Dieser Meinung ist auch Walter Huber, Geschäftsführer der Stadtwerke Erding, zu der auch die Wasserversorgung Erding gehört. Nur in einer Probe am Montag vergangener Woche sei eine Verunreinigung mit coliformen Keimen und Enterokokken festgestellt worden, seitdem seien alle Proben in Ordnung gewesen, auch die Messungen am gestrigen Montag. Die Stadtwerke versorgen das gesamte Erdinger Stadtgebiet und die Gemeinde Walpertskirchen. Nach Wörth geht eine Notversorgungsleitung. Die Chlorung habe funktioniert, freut sich Huber, "die Leute waren fleißig." Etwa zweieinhalb Tage nach dem Start am Donnerstagnachmittag sei das gechlorte Wasser auch in Altham und Eichenkofen angekommen. Der Chloranteil von 0,2 Milligramm pro Liter sei ein Bruchteil von dem, was dem Wasser im Hallenbad zugesetzt werde und weniger, als man vom Italien-Urlaub gewohnt sei, betont Huber.

Ob an der Verunreinigung ein Brunnen schuld sei oder doch nur eine Fehlmessung vorgelegen habe, kann Huber noch nicht sagen: "Es gibt im Labor auch menschliche Fehler." Bei einem Befund müsse aber vom schlimmsten Fall ausgegangen werden, sagt Stich. Das Gesundheitsamt muss dann in jedem Fall tätig werden. Gesundheitsamt, Veterinäramt und Stadtwerke sind auch am Wochenende telefonisch erreichbar gewesen und bekamen zahlreiche Anfragen. "Einige haben angerufen und gesagt, ihre Kinder hätten Bauchweh", sagt Stich. "Es ist aber äußerst unwahrscheinlich, dass das Wasser daran schuld ist." Die Verunreinigung sei minimal gewesen.

Es gibt zwei Möglichkeiten, wie Keime in das Brunnenwasser kommen können: entweder durch einfließendes Oberflächenwasser oder durch einen starken Anstieg des Grundwasserpegels. Letzteres sei unwahrscheinlich, da die beiden Brunnen der Stadtwerke Erding im Aufhausener Wald zu hoch lägen und das Wasser der beiden Tiefbrunnen am Wasserwerk aus zu tiefen Schichten heraufgeholt werde, erklärt Huber. Erstaunlich findet er, dass es keine großen Veränderungen im Wasserverbrauch gegeben habe. Das Trinkwasser mache nur einen Bruchteil des in Haushalten verbrauchten Wassers aus.

Keine zusätzlichen Kunden

Hans Ganser, Inhaber des Getränkemarkts Ganser in Erding, hat keine neuen Kunden dazugewonnen. Etwa zwanzig Prozent mehr Mineralwasser habe er seit Donnerstag verkauft, hauptsächlich an Stammkunden. Die Hitze der vergangenen Tage spielte dabei aber auch eine Rolle. Leitungswassertrinker würden eher große Mengen bei Discountern kaufen, sagt er. Das sei die billigste Variante.

Bei der Erdinger Kaufland-Filiale sieht die Sache anders aus: Am Freitag und Samstag habe er die dreifache Menge an Wasser verkauft, sagt der Abteilungsleiter für Getränke, Andreas Lehmann. Auch Bernhard Rötzer, Pächter des Gasthofes zur Post in Erding, musste am Donnerstag erst einmal zum Großmarkt fahren und Wasser kaufen. "Wir haben ja noch kein abgekochtes Wasser gehabt. Der Salat musste gewaschen und die Eiswürfel erneuert werden", sagt er. Danach habe er täglich ein paar hundert Liter Wasser abgekocht. An die Gäste sei kein Leitungswasser mehr ausgeschenkt worden. Das habe jeder verstanden. Das Wochenende sei ein bisschen aufwendiger als sonst gewesen. "Wir haben aber arbeiten können. Ich habe es mir schlimmer vorgestellt." Die Gäste blieben weder im Gasthof zur Post noch im Mayr-Wirt aus. Man habe sich schnell organisiert, es sei immer ein Vorrat an abgekochtem Wasser da gewesen, sagt Michaela Münstermann vom Mayr-Wirt. "Es war ein zusätzlicher Aufwand, aber machbar."

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