Er soll Schutz symbolisieren:Ein Flügel fürs Museum

Jahrelang stand die Nische an der Außenwand des Museums Erding leer. Ein Werk des Münchner Künstlers Oh-Seok Kwon wird sie füllen. An diesem Donnerstagabend wird die Skulptur enthüllt

Von Nadine Kellner, Erding

Oh-Seok Kwon hat sich intensiv mit der Geschichte der Stadt und des Museums befasst. Der Münchner Künstler kam oft nach Erding, betrachtete die Skulptur von Maria Munz-Natterer vor dem Museum, das Antonius-Wandgemälde und die Umgebung - alles sollte zusammenpassen. Nach langem Überlegen wusste Kwon, was für ein Kunstwerk er bei dem Wettbewerb einreichen würde, den die Stadt Erding ausgelobt hatte und den er gewinnen sollte. Seit Jahrzehnten stand die Nische in der Außenfassade des Altbaus leer. Nun wartet ihr neues Schmuckstück, schon am Platz, doch noch verpackt und fest verschnürt - an diesem Donnerstag, 26. Oktober, wird es enthüllt.

"Endlich wird eine Lücke geschlossen", sagt Museumsleiter Harald Krause. Es ist ein Flügel, der an die Stelle treten wird, die die "Himmelfahrtsmadonna" in den 1980er Jahren räumen musste. Das historische Stück aus Holz konnte man der Witterung nicht länger aussetzen. Die Madonna zog ins Innere des Museums um. Ihr Platz geht nun an zeitgenössische Kunst. Der Flügel steht für Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft, denn er ist Symbol vor allem für eines: Schutz.

"In der Natur fungiert der Flügel dem Vogel als Mantel, mit dem er seinen Nachwuchs schützt", erklärt Kwon. Ebenso tat es das Gebäude im 19. und 20. Jahrhundert, als es Kindergarten war. Im ehemaligen Antoniusheim hätten Kinder, Zukunftsträger, Obdach gefunden, so der Künstler, und nun diene es der Bewahrung der Vergangenheit. Die Geste der Schutzmantelmadonna zeigte Geborgenheit, Obhut und Offenheit. Dies solle auch das neue Werk tun. Deshalb entschied sich Kwon für einen Flügel.

"Ich war selbst überrascht, wie gut er geworden ist", meint der Künstler amüsiert über den Tag, an dem er seine 1,30 Meter hohe Skulptur entgegennahm. Kwon, der in Seoul und München Bildhauerei studiert hat, hat sein aus Gips und Ton entworfenes Modell in Aluminium gießen lassen. Die silberne Farbe, hofft er, wird mit den goldenen Akzenten der Fassade des Hauses harmonieren. Einklang und Harmonie; Brücken schlagen und Vervollkommnen, darauf legte der gebürtige Südkoreaner Wert, als er den Flügel entwarf. Bei seinen Recherchen in Erding hatte Kwon auch ein Auge auf die bereits vorhandene Kunst. Das Wandgemälde des heiligen Antonius symbolisiere zum Beispiel ebenfalls Schutz. Mit seiner Geste in Richtung des Museumseingangs deute der Heilige auf den Ort, an dem "auch tatsächlich Erinnerung und Errungenschaften unserer Gesellschaft und Kultur geschützt werden." Er hat sich auch mit der Skulptur "Die Drei" von Maria Munz-Natterer befasst. Kwon sieht in ihr eine Familie mit Vater, Mutter und Kind. Antonius zeige ihnen mit seiner Geste, wo sie Sicherheit, Identifikation, Vergangenheit und Zukunft fänden.

Er soll Schutz symbolisieren: Das Modell des neuen Kunstwerks für das Museum Erding, frisch nach der Fertigstellung im Atelier Kwons.

Das Modell des neuen Kunstwerks für das Museum Erding, frisch nach der Fertigstellung im Atelier Kwons.

(Foto: Oh-Seok Kwon)

Nachdem er all dies bedacht hatte, reichte Kwon seinen Vorschlag 2016 zu dem Künstlerwettbewerb ein, den die Stadt Erding ausgerufen hatte. Es war Sommer. "Ich lag in Frankreich am Meer und habe über Erding nachgedacht", schmunzelt er. Sein Flügel war der überzeugende Sieger des Wettbewerbs.

Im August 2017 wurde er fertig und nun, am Vorabend der "Langen Nacht der Museen in Erding", wird er enthüllt: von Oberbürgermeister Max Gotz und Oh-Seok Kwon. Der Künstler wird dabei weitere Überlegungen zu seinem Werk preisgeben. Für den 47-Jährigen, der schon mehr als zehn eigene Ausstellungen deutschlandweit hatte und an 30 weiteren teilnahm, ist Erding etwas Besonderes. "Es ist eine große Ehre, wenn man in einer solchen Stadt etwas anbringen darf", sagt er glücklich.

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