135 000 Einwohner und 20 000 Tonnen im Jahr:Erfolgsmodell wird 40 Jahre alt

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Der Hausmüll aus dem Landkreis Erding wird im Sollacher Forst gesammelt und in Ingolstadt thermisch verwertet. (Foto: Renate Schmidt)

Sortieren und recyceln: 1977 hat der Landkreis die Abfallwirtschaft von den Kommunen übernommen. Seither wurden immer mehr Wertstoffe zurückgewonnen, und die Gebühren sinken zum 1. Januar erneut

Von Thomas Daller, Landkreis

Ein Erfolgsmodell hat 2017 das 40-jährige Bestehen begangen: die Abfallwirtschaft im Landkreis Erding. Davor waren die Gemeinden zuständig; in den damals 43 Müllablagerungsgruben wurde alles unsortiert weggeworfen, was man nicht mehr benötigte. Seit der Übernahme dieser Aufgabe durch den Landkreis wurden immer mehr Wertstoffe getrennt und somit weniger Restmüll produziert, der mittlerweile teuer verbrannt wird. 1992 fielen beispielsweise bei 95 000 Einwohnern noch 60 000 Tonnen Restmüll im Jahr an. Aktuell sind es bei 135 000 Einwohnern nur noch 20 000 Tonnen. Das zahlt sich für die Bürger aus: Von 1. Januar 2018 an werden die Müllgebühren im Landkreis Erding um 6,4 Prozent gesenkt.

Heutzutage, wo jeder Haushalt eine Restmülltonne, eine Biotonne, teilweise auch eine Papiertonne sowie den gelben Sack befüllt und weitere Wertstoffe zum Recyclinghof bringt, kann man sich den Verhau kaum noch vorstellen, der bis 1977 auf den kommunalen Müllgruben herrschte. Teilweise waren sogar Lackreste, ausgediente Autobatterien und andere Chemikalien darunter, die Böden und Grundwasser verseuchen.

Damit war vor 40 Jahren Schluss. Der Landkreis übernahm die beiden Gruben in Köglreit und Unterriesbach. Die übrigen 41 Gruben wurden zum Teil durch Zuschüsse von der Regierung geschlossen und rekultiviert. Jeder der damals 23 000 Haushalte im Landkreis musste mit neuen Sammelbehältern bestückt werden, denn der Müll wurde vorher teilweise in Blecheimern gesammelt. Als die Gebührenbescheide verschickt wurden gab es tagtäglich unzählige Proteste, denn die Bürger wollten weiter ihren Müll vergraben und nichts bezahlen.

Im Juni 1977 wurde die Ablagerungsstelle Köglreit vom Landkreis eröffnet, dabei wurde sowohl die Fläche als auch das Personal und die vorhandene Raupe von der Gemeinde Taufkirchen abgelöst. Eine Tonne Müll kostete damals an der Deponie 7,50 Mark.

In der Folgezeit wurden die Abfallbeseitigung neuen Gesetzen und Rechtsverordnungen unterworfen, auch die Struktur veränderte sich zusehends. So wurden 1979 die ersten Altglascontainer aufgestellt, 1982 wird Alteisen im Rahmen der Sperrmüllabfuhr gesammelt. Auch der Deponiebetrieb wird Anfang der 1980er-Jahre nach Unterriesbach verlegt und ein Planfeststellungsverfahren für die Deponie Sollacher Forst in Isen eingeleitet.

1989 wird die Kreismülldeponie in Isen eröffnet. 1990 werden die ersten Dosencontainer aufgestellt, Leuchtstoffröhren werden getrennt erfasst und Kühlgeräte werden durch Abholung entsorgt. 1991 werden die ersten öffentlichen Containerplätze eingerichtet und Styropor wird getrennt gesammelt. 1992 wird das Erdinger Abfallkonzept umgesetzt, unter anderem mit der Einführung der Biotonne. Die Gebühren steigen dabei um 153 Prozent.

In den Folgejahren geht es weiter, bis ein Großteil der Wertstoffe abgeschöpft ist und die Restmüllmenge immer geringer wird. Auch bei den Gebühren will man die Bremse anziehen: Sie bleiben von 1992 bis 2005 stabil, dann folgt die erste Erhöhung um durchschnittlich 1,7 Prozent und 20111 eine weitere um durchschnittlich vier Prozent. Seither gehen die Müllgebühren nach unten: 2014 um elf Prozent und von 1. Januar 2018 an bis 2021 werden sie nochmal um durchschnittlich 6,4 Prozent gesenkt. Hinzu kommt der Sperrmüllabholdienst mit kostenlosen Freimengen.

In diesen 40 Jahren wurden nach Angaben des Landratsamtes etwa 1,1 Millionen Gewichtstonnen Abfall beseitigt beziehungsweise thermisch verwertet. Etwa 1,35 Millionen Tonnen Wertstoffe wurden über die bestehenden Sammelsysteme erfasst. Das Hausmüllaufkommen pro Kopf und Jahr ist seit 1977 von 256 Kilogramm auf 122 Kilogramm gesunken. Derzeit verfügt der Landkreis nach eigenen Angaben über 30 Recyclinghöfe und 120 Containerstandplätze sowie über 60 Problemmüllsammelstellen.

© SZ vom 28.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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