Einbürgerungsfeier:Immer mehr Briten werden Deutsche

Die Angehörigen des Vereinigten Königreichs stellen im Landkreis Erding die größte Gruppe der neuen deutschen Staatsbürger, noch weit vor den Türken

Von Thomas Jordan, Erding

"Jetzt müssen Sie noch unterschreiben", sagt der Beamte, "Des a no" sagt Sosa Balderanou-Menexes in tiefem bairischen Dialekt. Hätte man es nicht besser gewusst, bei der Einbürgerungsfeier im Großen Sitzungssaal des Landratsamts an diesem Abend, man hätte glauben können, die energische Frau im weiß-blauen Dirndl hat soeben die bayerische und nicht die deutsche Staatsbürgerschaft angenommen. 92 Menschen sind im vergangenen Jahr im Landkreis Erding neu eingebürgert worden. Sie alle waren zur Feier ihrer Einbürgerung an diesem Abend ins Landratsamt geladen. Die meisten von ihnen stammen aus Großbritannien (21) und der Türkei (10). Im Vergleich zum Jahr 2016, als sich nur fünf Briten einbürgern ließen, ist die Zahl der neuen Staatsbürger aus dem Vereinigten Königreich im vergangenen Jahr drastisch gestiegen.

Empfang fuer Neueingebuergerte

Landrat Martin Bayerstorfer beglückwünschte am Donnerstagabend im Großen Sitzungssaal des Landratsamtes 92 Menschen aus dem Landkreis Erding zu ihrer deutschen Staatsbürgerschaft. Dazu zählt Sosa Balderanou-Menexes aus Taufkirchen.

(Foto: Stephan Görlich)

Ausschlaggebend für den Anstieg war das Brexit-Votum vom Sommer 2016. Denn viele der im Landkreis Erding lebenden Briten hatten schon länger überlegt, die deutsche Staatsbürgerschaft zu beantragen. So wie Sue Morris, die "der Liebe wegen" wie sie sagt, vor 30 Jahren aus Großbritannien nach Deutschland kam und mit ihrem Mann Mike in Niederding lebt. Das Brexit-Votum hat ihre Entscheidung, die deutsche Staatsbürgerschaft zu beantragen, beschleunigt. "Ich mag die Unsicherheit nicht", sagt die 67-Jährige Englischlehrerin. Mit dem deutschen Pass in der Tasche herrscht für sie Klarheit: "Jetzt kann ich ohne weiteres hier bleiben und arbeiten." Außerdem, und das ist Sue Morris wichtig, kann sie nun auch bei Wahlen auf Bundesebene abstimmen. Als EU-Bürgerin war das bisher nur bei Kommunal- und Europawahlen möglich.

Empfang fuer Neueingebuergerte

Sue Morris aus Niederding.

(Foto: Stephan Goerlich)

Sich einzumischen und die Chancen, die mit der Einbürgerung verbunden sind zu nutzen, dazu forderte auch Landrat Martin Bayerstorfer die 92 neuen deutschen Staatsbürger bei seiner Rede auf: "Nun haben Sie die Möglichkeit, das Leben in unserem, in Ihrem Land aktiv mit zu gestalten." sagte Bayerstorfer.

Für Sosa Balderanou-Menexes, die Bayerin mit griechischen Wurzeln, die an diesem Abend die Einbürgerungsformel vor aller Augen ablegte, versteht sich dieses Engagement von selbst. Bereits seit 2014 ist die Versicherungsangestellte für die SPD Mitglied im Gemeinderat Taufkirchen. "Wo ein Wille, da ein Weg" sagte Balderanou-Menexes in ihrer Rede im Anschluss an ihre Einbürgerung. Und berichtete auch von den Schwierigkeiten, die sie beim Aufwachsen in einem oberbayerischen Dorf erlebte. Von der Vermieterin etwa, die sie mit den Worten "Ausländer wollen wir nicht" abwimmelte. Und davon,wie sie es trotzdem schaffte, für ihre "sehr traditionelle" griechische Familie eine neue Wohnung zu finden. Die Taufkirchenerin betonte aber auch, sie kenne kein anderes Land, in dem man so viele Chancen habe, sich persönlich zu entwickeln wie in Deutschland. "Integration ist keine einseitige, schnell zu erledigende Angelegenheit" sagte auch Landrat Martin Bayerstorfer, sondern ein "komplexer und oft auch mühsamer Prozess, der alle Beteiligten fordert".

Empfang fuer Neueingebuergerte

Iryne Oduogo aus Erding.

(Foto: Stephan Goerlich)

Wie mühsam der Weg zur deutschen Staatsbürgerschaft manchmal sein kann, weiß Iryne Oduogo. Die gebürtige Kenianerin lebt seit zwölf Jahren in Deutschland. Für sie hat es "sechs, sieben Jahre" gedauert, bis sie im vergangenen November endlich die deutsche Staatsbürgerschaft erhielt. Wegen ihres Umzugs von München nach Erding musste sie den gesamten Einbürgerungsprozess noch einmal von vorne durchlaufen. "Es war nicht einfach mit den Behörden." sagt die 34-Jährige. Ihr Wille, die deutsche Sprache perfekt zu beherrschen, ist trotzdem ungebrochen: "Ich möchte immer noch besser werden." sagt sie und lächelt.

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