"Ein großes Feld zu beackern":Begeisterte Grüne

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Ursula Frank-Mayer und Stephan Glaubitz sind einstimmig als Kandidaten für die Landtags- und Bezirkstagswahl nominiert

Von Florian Tempel, Dorfen

Die Grünen haben als erste Partei im Landkreis ihre Kandidaten für die Landtags- und Bezirkstagswahlen im Herbst 2018 nominiert. Die Dorfener Stadt- und Kreisrätin Ursula Frank-Mayer wird sich um einen Sitz im bayerischen Landtag bewerben. Stephan Glaubitz, Kreisrat aus Walpertskirchen, tritt für den oberbayerischen Bezirkstags an. Beide Kandidaten wurden von der Kreisversammlung einstimmig gewählt. Ende Januar werden Frank-Mayer und Glaubitz bei der Bezirksversammlung der Grünen in Ingolstadt auf den Wahllisten platziert.

"Bayern ist bunt und nicht schwarz", mit diesem Statement begann Frank-Mayer ihre Vorstellungs- und Bewerbungsrede. Mitglied bei den Grünen wurde Frank-Mayer in den Zeiten der Friedensbewegung in er 1980er-Jahren, "aus Begeisterung für Petra Kelly". Die 59 Jahre alte Physiotherapeutin machte im Weiteren deutlich, dass ihr insbesondere gesellschafts- und sozialpolitische Themen "eine Herzensangelegenheit" seien.

Sie sehe auch heute noch viel zu tun, wenn es darum gehe, gegen Diskriminierungen einzutreten und für umfassende Gleichberechtigung zu kämpfen: "Da haben wir noch ein großes Feld zu beackern." So werde unter anderem für die "Förderung der demokratischen Kultur" und die präventive Bekämpfung von Rechtsextremismus noch viel zu wenig getan. Frank-Mayer nannte als Beispiel das Projekt "Schule ohne Rassismus", das vom Freistaat nur mit lächerlich geringen 200 000 Euro im Jahr unterstützt werde. Auch die Hilfen für Frauen, die Opfer von Gewalt werden, müssten ausgebaut und besser finanziert werden. Wie mit dem Frauenhaus und der Interventionsstelle Erding umgegangen worden, sei beschämend - "das war für mich Gewalt gegen Frauen".

Die 59-jährige Physiotherapeutin Ursula Frank-Mayer ist Dorfener Stadträtin und Kreisrätin. (Foto: Privat)

Ein weiteres wichtiges Thema sei für sie die Schaffung von Wohnraum. Frank-Mayer zitierte dabei aus der bayerischen Verfassung: "Jeder Bewohner Bayerns hat Anspruch auf eine angemessene Wohnung." Um diesem Recht Geltung zu verschaffen, müssten Staat und Kommunen "die gemeinnützigen Akteure" im Wohnungsbau wie Genossenschaften und kommunale Wohnungsbaugesellschaften entschieden stärken. In diesem Zusammenhang griff sie Finanz- und Heimatminister Markus Söder (CSU) an, der 32 000 gemeinnützige Wohnungen meistbietend an ein privates Unternehmen verkauft habe. "Das sag ich doch, hey Leute, wie kann man die CSU wählen?"

Bei den "grünen Kernthemen" wie Umweltschutz, Energie und Verkehr bekannte Frank-Mayer, dass sie hier die gängigen grünen Meinungen teile. Beim Thema Landwirtschaft sei sie jedoch der Ansicht, die Grünen sollten nicht auf Konfrontationskurs mit den Bauern gehen: "Wir sind Verbündete, auch wenn es denen noch nicht so klar ist und uns auch nicht."

Der 54-jährige Stephan Glaubitz ist von Beruf Musiker und Mathematiklehrer. Er ist seit 1982 bei den Grünen. Auch nach 35 Jahren sei er immer noch "begeisterter Grüner", schätze nach wie vor das klare Bekenntnis zu Gewaltfreiheit und Meinungsvielfalt "als Reichtum" seiner Partei, in der im Gegensatz zu anderen nicht Geschlossenheit nach außen als überragender Aspekt gesehen werde.

Glaubitz befasste sich in seiner Rede ausgiebig mit der CSU. Zum einen nannte er sie in vielen Bereichen "populistisch und rückwärts gewandt", zum anderen kenne er jedoch auch nicht wenige "sympathische und vernünftige CSU-Mitglieder". Sein Wunsch sei, dass die CSU bei den Landtagswahlen im Herbst 2018 auf ein Wahlergebnis um die 30 Prozent schrumpfe. Er hoffe das nicht aus Häme, sondern da er glaube, dass dann eine Koalition mit den Grünen - und einer weiteren Partei - in Bayern möglich werde. Weil die CSU schließlich erkennen müsse, dass es keinen Sinn mehr habe, den rechten Rand bedienen zu wollen.

© SZ vom 13.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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