Ehemalige Bundestagsabgeordnete:Eine Kämpferin für den Frieden

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Freisinger Tibettage erinnern an Grünen-Politikerin Petra Kelly

Hätte ihr Lebensgefährte sie nicht vor 25 Jahren erschossen, wäre Petra Kelly, Gründungsmitglied der Grünen und Aktivistin für Frieden, Umwelt, Frauen- und Menschenrechte, heute siebzig Jahre alt. Sie ist eine Symbolfigur für die grüne Bewegung weltweit. Was wenige Menschen wissen: Von 1987 bis 1990 war sie Bundestagsabgeordnete für Freising, Erding und Pfaffenhofen. In Freising begründete sie auch eine der ersten Tibetunterstützergruppen Deutschlands. Jetzt hat man sich in Freising an sie erinnert.

Zur ihrer Gedenkfeier kam unter anderem auch die Grünenpolitikerin Claudia Roth. Viele Redner sprachen über das politische Erbe Kellys oder über die Situation in Tibet, Roth nutzte dagegen die Gelegenheit, um hervorzuheben, dass es nicht ihre Partei sei, die die Schuld am Scheitern der Sondierungsverhandlungen trage. Der Freisinger Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher betonte, dass Roth nicht in ihrer Rolle als Grünenpolitikerin, sondern als Vizepräsidentin des Bundestages zu Besuch sei. "Wir wollen Parteipolitik aus dem Rathaus heraushalten", erklärte Eschenbacher. "Den Empfang haben wir erst zugesagt, als klar war, dass Roth vorerst weiterhin die Funktion der Vizepräsidentin erfüllen wird." Später am Abend im Hofbrauhauskeller hing hinter seinem Rednerpult ein Plakat der Grünen. "Dass ich vor so einem Plakat sprechen darf, ist für mich auch ein erstes Mal", meinte Eschenbacher. Die Gedenkfeier war die letzte Veranstaltung der Freisinger Tibettage.

Petra Kelly setzte sich für die von China annektierte Region ein. Kelsang Gyaltsen, ehemaliger Sondergesandter des Dalai Lama für Europa, war gekommen, um seine Dankbarkeit auszudrücken. Der Saal war voll, viele Gäste erinnerten sich an Petra Kelly. "Damals saßen im Bundestag lauter Männer in grauen Anzügen. Und dann kamen die Grünen daher mit ihren Strickpullies und Turnschuhen", sagte beispielsweise Claudie Reiter. "Das war gerade zur Zeit meiner Politisierung etwas neues und frisches." Einige Besucher, die mehr mit Petra Kelly zu tun hatten, zeichneten das Bild einer besessenen, aber auch zerbrechlichen Frau. "Für ihre Mitarbeiter war Kelly eine Zumutung", sagte Frieder Wolf, ihr ehemaliger wissenschaftlicher Referent. "Sie legte ein Tempo vor, mit dem andere nicht mithalten konnten."

LUHE

© SZ vom 01.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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