Eching:Grünbrücken gegen die Zerstückelung

Die Heideflächen im Münchner Norden sind in den vergangenen Jahrzehnten arg geschrumpft. Für die Tier- und Pflanzenwelt sind sie dennoch von großer Bedeutung. Ziel ist eine Biotopvernetzung

Von Alexandra Vettori, Eching

Ein dicker Ordner ist aus dem Managementplan für die Heiden im Norden Münchens geworden, damit soll gemäß den Vorgaben der Europäischen Union sichergestellt werden, dass sich der Zustand der wertvollen Naturflächen nicht verschlechtert. Denn längst sind die Heiden und Lohwälder nicht mehr nur Landschaftsschutzgebiet, sondern auch europäisches FFH-Schutzgebiet.

Der Managementplan, wie er derzeit im Bauamt des Echinger Rathauses für die interessierte Öffentlichkeit ausliegt, ist zwar für Grundbesitzer und Nutzer wie Bauern und Jäger nicht zwingend verbindlich, das Verschlechterungsverbot gilt aber auch für sie. Bedenken, vor allem von Landwirten, konnten die Behörden bei den runden Tischen zum Managementplan weitgehend ausräumen. Wo Nutzungsänderungen stattfinden sollen, werde das nicht durch Zwang, sondern mittels Förderprogrammen geschehen.

Dennoch sind im Managementplan Maßnahmen vorgesehen, die für Aufsehen sorgen werden. Zwei Grünbrücken zum Beispiel, eine über die Autobahn A 9 zwischen Garching und Eching und eine über die Bundesstraße 13 bei Neuherberg. Sie könnten durchaus nötig sein, um dem Verschlechterungsverbot Rechnung zu tragen. Einst war die Schotterheide ein zusammenhängendes Gebiet, noch bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts war sie 15 000 Hektar groß. Inzwischen sind es nur noch kleine, zerstückelte Fleckchen, knapp 2000 Hektar verteilen sich auf sechs Gebiete. Dennoch gibt es hier mehr als 200 Pflanzenarten, über 40 davon sind auf der Roten Liste. Die Tierwelt steht dem nicht nach: Dort tummeln sich Fledermäuse, Heidelerchen, Grauammern, Zauneidechsen, Wechselkröten und viele seltene Heuschrecken und Schmetterlinge.

Eching: In der Echinger Lohe lebt auch ein höchst seltener Käfer, der Eremit. Er bevorzugt alte Eichen, wie es sie hier noch gibt. Trotzdem wird eine Verjüngung angemahnt, und vor dem Dreck der nahen Autobahn müsste der Lohwaldrest auch besser geschützt werden, sagt der Managementplan für Natura 2000.

In der Echinger Lohe lebt auch ein höchst seltener Käfer, der Eremit. Er bevorzugt alte Eichen, wie es sie hier noch gibt. Trotzdem wird eine Verjüngung angemahnt, und vor dem Dreck der nahen Autobahn müsste der Lohwaldrest auch besser geschützt werden, sagt der Managementplan für Natura 2000.

(Foto: Marco Einfeldt)

Weil die wertvollen Flächen so klein und zerstückelt sind, beinhaltet das Verschlechterungsverbot, nimmt man es genau, durchaus auch aktive Maßnahmen hin zu einem Biotopverbund. Das gilt auch für die beiden Grünbrücken, die, über die breiten Straßenschneisen hinweg, den Lebensraum für Tiere und Pflanzen massiv erweitern würden. Auch wenn die Besucher, vor allem die mit Hunden, in einigen stark frequentierten Gebieten schon jetzt ein Problem für die empfindliche Tier- und Pflanzenwelt darstellen, wären die Grünbrücken auch für Radfahrer und Spaziergänger eine Bereicherung.

Im Managementplan angedacht als Standort für eine Grünbrücke ist die kleine Überführung über die A 9 nördlich von Garching, die ausgebaut werden könnte. Schließlich steht die angedachte Biotopverbindung von den Isarauen zum Mallertshofener Holz schon länger ganz oben auf der Wunschliste der Naturschützer. Interessant wäre das auch für die Heideschäfer. Schafe spielen bei der Erhaltung der Heide eine wichtige Rolle, halten die umweltfreundlichen Rasenmäher doch die Graslandschaft frei von Gebüsch. Auch die Schafherden stehen immer wieder vor den unüberwindlichen Schneisen der Schnellstraßen und Autobahnen, weshalb Schafdrifts über die A 9 angedacht sind.

Eching: Hier, zwischen A9 und Lohe, soll auch die Echinger Umfahrung verlaufen.

Hier, zwischen A9 und Lohe, soll auch die Echinger Umfahrung verlaufen.

(Foto: Marco Einfeldt)

Eine wichtige Rolle spielt auch die Echinger Lohe, der letzte Auwald-Rest außerhalb der Isarauen. Seit 1942 ist die Lohe östlich von Eching Naturschutzgebiet, dennoch regt der Managementplan eine Verjüngung an, vor allem bei Stieleichen. Um Schadstoffeintragungen von der A 9 her zu reduzieren, soll es auch Pufferstreifen an der Autobahn geben. Wie sich all das mit den Echinger Plänen für eine Umgehungsstraße, die zwischen A 9 und Echinger Lohe verlaufen würde, verträgt, ist ein anderes Kapitel. Es dürfte mindestens so interessant werden, wie das der Dietersheimer Umgehung, die der Heide und dem Lebensraum der Lerche recht nahe rückt.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: