Eching:Der alte Ortskern verändert sich

An der Echinger Waagstraße standen früher vor allem Bauernhöfe, nun soll dort ein weiterer Block mit insgesamt 13 Wohnungen entstehen

Von Klaus Bachhuber, Eching

Mit einem Bauvorhaben, das an der Waagstraße geplant ist, wird sich der historische Kern Echings verändern. Wiewohl sich in Kirche, Gasthäusern und dem später hinzugekommenen Rathaus das öffentliche Leben des Dorfes nördlich der Hauptstraße abspielt, standen früher die meisten Bauernhöfe südlich davon, um die heutige Waagstraße. Jetzt ist dort eine Anlage für 13 Wohnungen in zwei Blöcken an der Einmündung der Garchinger Straße geplant - dort, wo sich einst die Höfe der Familie Fischer befanden, der Fischerjackl und der Fischerklaus.

Die Familie Fischer gehörte Anfang des 19. Jahrhunderts zu den sogenannten Überrheiner Siedlern, die aus der Rheinpfalz ins kurfürstliche Bayern auswanderten, als in der linksrheinischen Heimat permanent kriegerische Auseinandersetzungen mit dem benachbarten Frankreich ausgetragen wurden. Ein Johann Nikolaus Fischer soll mit seiner Familie um das Jahr 1848 aus Iggelheim eingewandert sein. Der damals bereits über 60-Jährige und seine beiden Söhne ließen sich auf einer zu der Zeit wohl verlassenen Hofstelle am Beginn der Straße von Eching nach Garching nieder, über deren vorherige Historie nichts überliefert ist.

Wohl noch diese ersten Siedler bauten neben dem erworbenen Anwesen einen zweiten Hof, sodass die beiden Söhne Jakob Philipp und Johann Nikolaus ihr Auskommen hatten. 1852 starb der Vater. Aus der Zeit leiten sich wohl die Hofnamen her, die in die bäuerliche Echinger Historie als "Fischerjackl" und "Fischerklaus" eingegangen sind. Die Überrheiner waren in der Auswanderergeneration gemäß dem Glauben in ihrer pfälzischen Heimat Protestanten, die im ausschließlich katholischen Eching fremd waren. Ihre Gottesdienste feierten sie in Oberallershausen. Entsprechend blieben die Flüchtlinge in der ersten Generation unter sich.

Johann Nikolaus, der "Fischerklaus", heiratete ein Überrheiner Mädchen, deren Familie bei der Mooskultivierung in Karlskron sesshaft geworden war, ihr Sohn Jakob eine Tochter der mit den Fischers aus der Pfalz eingewanderten Familie Korn. Der "Fischerklaus" brannte 1929 ab. Jakob Fischer, geboren 1882, baute danach das Anwesen nicht wieder auf, sondern errichtete einen Aussiedlerhof außerhalb von Eching an der Straße zum Bahnhof und nach Günzenhausen. Vergangenes Jahr wurde der "Fischerklaus" abgerissen und durch einen Wohnblock ersetzt. Auf dem "Fischerjackl" wohnt in nunmehr sechster und siebter Generation die Familie Fischer. Anstelle einer alten Lagerhalle am Nordende des Grundstücks soll nun die neue Wohnanlage errichtet werden. Die beiden Blöcke mit sechs und sieben Wohneinheiten entstehen jeweils entlang der Straßen, also rechtwinklig zueinander. Geparkt wird in einer Tiefgarage, die von der Waagstraße aus angefahren wird.

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