Ebersberg:Null Toleranz für Fremdenfeindlichkeit

Ebersberg: Ebersberg zeigt sich nach der fremdenfeindlichen Attacke schockiert. Zur spontan organisierten Mahnwache kamen am Sonntag 80 Bürger.

Ebersberg zeigt sich nach der fremdenfeindlichen Attacke schockiert. Zur spontan organisierten Mahnwache kamen am Sonntag 80 Bürger.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Nach dem Überfall auf einen Döner-Imbiss versammeln sich 80 Ebersberger zu einer Mahnwache

Von Karin Kampwerth, Ebersberg

Der Schock sitzt tief bei den Ebersbergern. Am Freitagabend hatten Rechtsradikale gegen 21.45 Uhr den Döner-Imbiss am Bahnhof der Kreisstadt überfallen, die Eingangstür und Vitrine mit Hämmern zertrümmert und zwei afghanische Männer verletzt. Die Nachricht über die fremdenfeindliche Tat verbreitete sich am Samstag über die Sozialen Netzwerke genauso wie über die Online-Ausgabe der SZ in Windeseile. Noch am Abend entschieden sich die Ebersberger Grünen, am Sonntagvormittag zu einer Mahnwache gegen Rechts auf den Bahnhofsplatz aufzurufen. Zwölfeinhalb Stunden später versammelten sich mehr als 80 Männer, Frauen, Familien, Kinder, um zu zeigen, dass es in ihrer Stadt, in ihrem Landkreis, null Toleranz für Fremdenfeindlichkeit geben darf. "Wir sehen die Attacke auch als einen Anschlag auf das friedliche Miteinander und die große Hilfsbereitschaft gegenüber Flüchtlingen an, wie sie in unserem Landkreis bisher praktiziert wurde", schrieb Goldner.

Der Überfall, bei der ein 31-Jähriger mit einer Holzstange geschlagen wurde und dabei Platzwunden und Blutergüsse erlitt und sein 20-jähriger Landsmann mit einem Messer an der Hand verletzt wurde, ließ einen Abend eskalieren, der bereits ungut begonnen hatte. Schon gegen 20.45 Uhr hatte der 41-jährige Betreiber des Imbiss, der bei dem Überfall unverletzt blieb, die Polizei um Hilfe gerufen. Dort hatten zwei Männer ausländisch aussehende S-Bahn-Fahrgäste beschimpft und beleidigt. Zwei der so Angepöbelten haben laut Polizeibericht allerdings "deeskalierend" gewirkt. Die Beamten hätten zunächst nicht eingreifen müssen.

Die beiden Täter hatten sich dann aber offensichtlich Verstärkung geholt, denn nur eine Stunde später drangen mindestens vier Männer in den Imbiss ein, verwüsteten diesen und griffen die beiden Afghanen tätlich an. Im Zuge der umgehend eingeleiteten Fahndung konnten gegen 23 Uhr sieben Männer und eine Frau im Alter zwischen 19 und 34 Jahren in einer Wohnung in Ebersberg vorläufig festgenommen werden. Die Verdächtigen befinden sich inzwischen wieder auf freiem Fuß.

Überrascht hat indes die Tat nicht. Martin Schedo von der Ebersberger Polizeiinspektion, der privat zu der Kundgebung kam und auch am Tatabend keinen Dienst hatte, sagte: "Dass es in Ebersberg so etwas noch nicht gegeben hat, ist einem gewissen Zufall zu verdanken. " Vom Staatsschutz sei man aber bislang nicht vorgewarnt worden, dass es rechte Zellen in der Kreisstadt gebe. Auch Angela Warg-Portenlänger vom Bündnis "Bunt statt Braun" sagte, dass man von den offiziellen Stellen immer beruhigt werde - es gebe bis auf ein paar Nazischmierereien keine Auffälligkeiten.

Um dagegen Flagge zu zeigen, hat auch die Ebersberger CSU-Stadträtin und Ortsvorsitzende der Frauen-Union, Marina Matjanovski, keine Sekunde gezögert, an der Kundgebung der Grünen teilzunehmen, von der sie über Facebook erfahren hatte. "Man liest das und ist da. Da muss man Verantwortung übernehmen", sagte Matjanovski. SPD-Stadtrat Hans Mühlfenzl ergänzte, dass man schon alleine deshalb solidarisch sein müsse, weil in Ebersberg lange genug eine bekannte rechtsradikale Anwältin gewohnt habe. Von dem Ausmaß der Gewalt sei er sehr betroffen. Genauso wie davon, dass die Gewalttäter gleich wieder auf freien Fuß gesetzt wurden. Grünen-Kreisrat Reinhard Oellerer zeigte sich auch deshalb bestürzt über die Tat, weil er noch am Samstag in Anzing ein schönes Nachbarschaftsfest mit den dort untergebrachten Asylbewerbern gefeiert habe. Dennoch sei ihm bewusst, dass der Landkreis keine Insel der Glücksseligen ist, "ich hatte aber gehofft, dass uns so etwas erspart bleibt."

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