Durch Bürgerinitiative ins Leben gerufen:Warmes Essen und immer ein offenes Ohr

Durch Bürgerinitiative ins Leben gerufen: Anpacken ist für die Vereinsvorsitzende Irmgard Schiffer (rechts) und Hildegard Killer, eine der ehrenamtlichen Helferinnen, eine Selbstverständlichkeit.

Anpacken ist für die Vereinsvorsitzende Irmgard Schiffer (rechts) und Hildegard Killer, eine der ehrenamtlichen Helferinnen, eine Selbstverständlichkeit.

(Foto: Marco Einfeldt)

Seit 30 Jahren ist die Wärmestube in Freising Anlaufstelle für Menschen ohne festen Wohnsitz, ein Team von 20 Ehrenamtlichen kümmert sich um etwa 20 Tagesgäste - an diesem Donnerstag feiert die Einrichtung Jubiläum

Von Gudrun Regelein, Freising

Siggi ist schon eine halbe Stunde vor der Öffnungszeit da. Er sitzt an einem der Tische, trinkt eine Tasse Kaffee und geht dann raus, um vor der Eingangstüre der Wärmestube eine Zigarette zu rauchen. "Wissen Sie, ich bin froh um diese Anlaufstelle", sagt er nachdenklich. Seit zwölf Jahren kommt er fast täglich hierher, um zu essen, er sei dankbar um eine warme, kostenlose Mahlzeit, erzählt Siggi. "Aber ich komme auch wegen der Gespräche. Man ist froh, bekannte Gesichter zu sehen und mit den Jungs eine Runde zu spielen."

Siggi gehört zu denjenigen, denen es im eigentlich wohlhabenden Landkreis nicht so gut geht. Die Freisinger Wärmestube bietet ihm und anderen Menschen in schwierigen Lebenslagen seit nunmehr 30 Jahren eine Hilfe: Neben einem warmen Mittagessen unter der Woche und einem Brunch am Sonntag sind das die Gespräche mit den ehrenamtlichen Mitarbeitern, die auch mit Ratschlägen weiterhelfen. Und die Wärmestube bietet die Möglichkeit zu duschen, seine Wäsche zu waschen oder sich etwas aus der gespendeten Kleidung auszusuchen.

"Wenn jemand zu uns kommt, dann fragen wir nicht nach. Jeder, der Hunger hat bekommt etwas zu essen - das ist keine Frage", sagt die Vereinsvorsitzende Irmgard Schiffer. Die 69-Jährige leitet seit drei Jahren die Wärmestube, die seit 2005 in Vereinsform geführt wird. Zuvor, so erzählt Schiffer, sei es eine soziale Einrichtung gewesen, die von Caritas und Diakonie unterstützt wurde. Jetzt sei es eine "rein ehrenamtliche Angelegenheit". Gut 20 aktive Mitarbeiter helfen dabei, die etwa 20 Tagesgäste - fast ausschließlich Männer - zu versorgen. "Es läuft momentan alles gut bei uns. Wir sind wunschlos glücklich", betont Irmgard Schiffer. Alles habe sich eingespielt, das homogene Helferteam ergänze sich perfekt. "Nur jüngere Helfer hätten wir gerne noch mehr", sagt sie dann noch. Seit einiger Zeit würden immer wieder Studenten mithelfen, das sei eine "zauberhafte Ergänzung" des Teams.

Gegründet wurde die Wärmestube vor 30 Jahren: Am 19. Januar 1987 wurde sie durch eine Freisinger Bürgerinitiative ins Leben gerufen - unter anderem gehörte damals auch Peter Thomas, der später langjährige Leiter, zu den Gründungsmitgliedern. Seit 1989 ist die Wärmestube im Pallotti-Haus untergebracht, Ende 2015 zog sie nach Jahren bedrückender Enge in größere Räume um. "Wir sind den Pallottinern sehr dankbar", betont Schiffer. "Nicht nur, weil uns hier Räume angeboten wurden, sondern auch die Miete ist sehr moderat."

Aber nicht nur die Wärmestube hat sich im Laufe der Jahre vergrößert, auch ihr Angebot wurde ausgeweitet: Inzwischen werden die gut 20 Besucher an sechs Tagen mit einem Essen versorgt, das entweder gespendet oder von Spendengeld gekauft wird. Viele Stammgäste seien darunter, aber auch immer mehr Osteuropäer, die auf der Suche nach Arbeit nach Deutschland und Freising kommen und von der Wärmestube hören. "Die meisten leben in Autos oder Bussen und sind sehr froh, dass sie hier duschen und ihre Wäsche waschen können", berichtet Schiffer.

Der Großteil der Gäste aber komme wegen des Essens, sagt Hildegard Killer. Sie ist eine der ehrenamtlichen Helferinnen an diesem Vormittag. Gerade wird das Essen geliefert: Fisch mit Kartoffeln und eine Quarknachspeise. Killer arbeitet seit zwei Jahren in der Wärmestube mit. "Ich wollte nicht Zuhause sitzen und nichts tun - hier kann ich helfen", sagt sie.

An diesem Donnerstag werden sie alle da sein: Irmgard Schiffer, Hildegard Killer und Siggi. Dann wird gemeinsam mit allen Helfern, den Vereinsmitgliedern, den Gästen und den Sponsoren bei einem bunten Fest das 30-jährige Bestehen gefeiert.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: